Malloreon 1 - Herrn des Westens
entgegen.«
Belgarath runzelte die Stirn. »Das ist bedenklich«, gab er zu.
»Das Ganze ist wirklich sehr interessant, Barak.« Garion wirkte verwundert. »Aber warum hat König Anheg dich den weiten Weg geschickt, um mich zu warnen? Soviel ich weiß, ist es dem Bärenkult nie gelungen, Fuß auf der Insel der Stürme zu fassen.«
»Anheg wollte, daß ich dir rate, Vorkehrungen zu treffen, da die Feindschaft dieses neuen Bärenkults gegen dich gerichtet ist.«
»Mich? Wieso?«
»Weil du mit einer Tolnedrerin vermählt bist«, erklärte Barak. »Für den Bärenkult ist ein Tolnedrer noch schlimmer als ein Murgo.«
»Das ist mal was Neues.« Ce'Nedra warf den Kopf zurück, daß die Locken flogen.
»Das ist eben die Denkart dieser Leute«, sagte Barak. »Die meisten dieser Hinterwäldler wissen nicht einmal, was ein Angarakaner ist. So gut wie alle haben jedoch Tolnedrer gesehen – Händler gewöhnlich, die sie übervorteilen. Tausend Jahre haben sie auf einen König gewartet, der Rivas Schwert ergreift und sie in einem heiligen Krieg gegen die Reiche des Westens führt, um sie zu unterjochen. Und als dieser König endlich kommt, was tut er da? Er heiratet eine Prinzessin aus dem tolnedrischen Kaiserhaus. So, wie sie es sehen, wird der nächste Rivanische König ein Bastard sein. Sie hassen dich wie Gift, meine Schöne.«
»Aber das ist doch absurd!« rief Ce'Nedra.
»Natürlich«, bestätigte der riesenhafte Chereker. »Aber Absurdität war schon immer ein Wesenszug eines von Religion beherrschten Verstandes. Wir wären alle besser dran, wenn Belar seinen Mund gehalten hätte.«
Plötzlich lachte Belgarath.
»Was ist so komisch?« erkundigte sich Barak.
»Belar zu bitten, den Mund zu halten, wäre wahrscheinlich das Sinnloseste, was einem Menschen einfallen könnte«, sagte der alte Zauberer immer noch lachend. »Ich erinnere mich, wie er einmal eineinhalb Wochen lang ohne Unterbrechung geredet hat.«
»Wovon sprach er denn?« fragte Garion neugierig.
»Er erklärte den frühen Alornern, wieso es keine gute Idee sei, zu Winterbeginn in den hohen Norden zu ziehen. In jenen Tagen mußte man sich wirklich den Mund fusselig reden, bis ein Alorner etwas begriff.«
»Daran hat sich nicht sehr viel geändert«, sagte Ce'Nedra mit einem Blick auf ihren Gemahl. Dann lachte sie und legte zärtlich die Hand auf seine.
Als Botschaft am nächsten Morgen erwachte, trat er wie immer als erstes ans Fenster, um zu sehen, wie der Tag zu werden versprach. Er blickte über die Stadt Riva und sah die strahlende Morgensonne über dem Meer der Stürme. Er lächelte. Nicht eine Wolke stand am Himmel. Es würde ein schöner Tag werden. Er schlüpfte in Strümpfe und Kittel, die Polgara für ihn bereitgelegt hatte, dann ging er zu seiner Familie. Durnik und Polgara saßen in bequemen Ledersesseln zu beiden Seiten des Feuers. Sie unterhielten sich und nippten Tee. Wie immer schlang Botschaft als erstes die Arme um Polgara und gab ihr einen Kuß.
»Du hast lange geschlafen.« Sie strich ihm die zerzausten Locken aus der Stirn.
»Ich war ein bißchen müde«, gestand er. »Ich habe in der Nacht zuvor nicht sehr viel geschlafen.«
»Das hörte ich.« Fast abwesend zog sie ihn auf den Schoß und drückte ihn an den blauen Samt ihres weichen Morgenmantels.
»Er wird schon ein bißchen groß für deinen Schoß«, stellte Durnik fest und lächelte die beiden liebevoll an.
»Ich weiß«, gestand Polgara. »Deshalb ziehe ich ihn ja jetzt so oft an mich, wie ich nur kann. Bald wird er sich zu groß fühlen fürs Schmusen. Natürlich ist es schön, wenn sie heranwachsen, aber dann fehlt mir die – nun, nennen wir es Kuscheligkeit von etwas Kleinem um mich.«
Nach einem knappen Klopfen an der Tür trat Belgarath ein.
»Guten Morgen, Vater«, begrüßte ihn Polgara.
»Pol.« Er nickte. »Durnik.«
»Ist es euch gestern nacht gelungen, Barak ins Bett zu kriegen?« erkundigte sich Durnik grinsend.
»Gegen Mitternacht. Brands Söhne haben uns dabei geholfen. Je älter er wird, desto schwerer wird er offenbar.«
»Du siehst erstaunlich gut aus«, stellte Polgara fest. »Wenn man bedenkt, daß du den Abend bei Garions Bierfaß zugebracht hast.«
»Ich habe nicht sehr viel getrunken.« Er streckte die Hände übers Feuer, um sie wärmen.
Sie zog eine Braue hoch.
»Mich beschäftigt so allerhand.« Nun blickte er Polgara direkt an. »Ist zwischen Garion und Ce'Nedra wieder alles in Ordnung?«
»Ich glaube schon.«
»Wir sollten uns
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