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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Füßen auf dem teppichbezogenen Schemel. Sie hielt einen Stickrahmen in der Hand und summte vor sich hin, während ihre Nadel immer wieder im goldenen Feuerschein blitzte.
    Botschaft hatte sich in den Ledersessel ihr gegenüber gekuschelt, er kaute an einem Apfel und schaute ihr beim Sticken zu. Unter anderem liebte er an ihr die Gabe, beschauliche Zufriedenheit auszustrahlen, wenn sie sich mit einfachen hausfraulichen Arbeiten beschäftigte. Allein sie um sich zu haben war zu solchen Zeiten schon beruhigend.
    Die hübsche junge Rivanerin, die hier als Polgaras Leibmagd diente, klopfte sanft an die Tür und trat ein. »Lady Polgara«, begann sie, nachdem sie einen Knicks gemacht hatte, »Lord Brand läßt fragen, ob Ihr einen Augenblick Zeit für ihn hättet.«
    »Natürlich, Liebes.« Polgara legte ihre Stickerei zur Seite. »Bitte ihn herein.« Botschaft war aufgefallen, daß Polgara fast alle jungen Leute ›Liebes‹ nannte, meistens ohne daß es ihr überhaupt bewußt war.
    Die Magd führte den hochgewachsenen grauhaarigen Rivanischen Hüter herein, machte aufs neue einen Knicks und zog sich zurück.
    »Polgara«, begrüßte Brand sie mit seiner tiefen Stimme. Er war ein großer, kräftiger Mann mit unzähligen Falten im Gesicht und müden, traurigen Augen. Er war der letzte Rivanische Hüter. Während des viele Jahrhunderte dauernden Interregnums nach dem Tod König Goreks durch Königin Salmissras Meuchler waren die Insel der Stürme und das rivanische Volk von einer Reihe von Männern regiert worden, die man nach ihren Fähigkeiten und ihrem absoluten Pflichtbewußtsein gewählt hatte. So selbstlos war die Aufopferung eines jeden Rivanischen Hüters gewesen, daß sie ihre eigene Persönlichkeit aufgegeben und den Namen Brand übernommen hatten. Nun, da Garion als rechtmäßiger Erbe auf dem Thron saß, war kein Bedarf mehr an diesem jahrhundertealten Amt des Reichsverwesers. Doch solange er lebte, würde dieser Mann mit dem traurigen Blick dem Hause Riva in absoluter Treue ergeben sein – vielleicht nicht so sehr Garion persönlich, aber dem Geschlecht und seiner Erhaltung. Mit diesem beherrschenden Gedanken suchte er an diesem ruhigen Nachmittag Polgara auf, um sich für ihre Hilfe bei der Versöhnung des jungen Königspaares zu bedanken.
    »Wie kam es überhaupt zu dieser Entfremdung zwischen ihnen?« erkundigte sie sich. »Als sie heirateten, waren sie so sehr eins, daß sie sich kaum eine Sekunde voneinander trennen wollten.«
    »Es begann etwa vor einem Jahr«, erklärte Brand mit rauher Stimme. »Am Nordende der Insel leben zwei mächtige Familien. Sie waren immer befreundet gewesen, doch dann kam es zu einer Meinungsverschiedenheit über eine Besitzregelung nach der Vermählung eines jungen Mannes aus einer Familie mit einem Mädchen aus der anderen. Angehörige einer Familie kamen zur Zitadelle und trugen ihr Anliegen Ce'Nedra vor, woraufhin sie ein königliches Dekret zu ihren Gunsten erließ.«
    »Aber sie besprach die Sache nicht mit Garion?« riet Polgara.
    Brand nickte. »Als er es erfuhr, erzürnte er. Es besteht kein Zweifel, daß Ce'Nedra ihre Befugnisse überschritten hatte, aber Garion hob ihr Dekret in aller Öffentlichkeit auf.«
    »O je«, seufzte Polgara. »Also darum all die Bitterkeit. Ich bekam von beiden keine klare Antwort.«
    »Sie schämten sich wahrscheinlich beide, es zuzugeben«, meinte Brand. »Jeder hat den andern in der Öffentlichkeit gedemütigt, und keiner von beiden war reif genug, zu verzeihen und zu vergessen. Immer wieder stritten sie miteinander, bis ihnen die Sache schließlich ganz über den Kopf wuchs. Es gab Zeiten, da hätte ich am liebsten beide zur Vernunft geschüttelt – oder übers Knie gelegt.«
    »Das ist eine amüsante Vorstellung.« Polgara lachte. »Warum habt Ihr mir nicht von ihren Problemen geschrieben?«
    »Belgarion untersagte es mir«, antwortete Brand hilflos.
    »Manchmal müssen wir einen solchen Befehl mißachten.«
    »Tut mir leid, Polgara, aber ich kann das nicht.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    Sie drehte sich um und blickte Botschaft an, der eingehend eine hauchfeine Glasfigur – einen Kristallzaunkönig auf einem knospenden Zweig – betrachtete. »Bitte, rühr ihn nicht an, Botschaft«, mahnte sie. »Er ist leicht zerbrechlich und sehr kostbar.«
    »Ja, ich weiß«, versicherte er ihr. Und, um sie zu beruhigen, verschränkte er die Hände hinter dem Rücken.
    »Gut.« Sie wandte sich wieder Brand zu. »Ich hoffe, sie sind über

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