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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sagte mir, das Kind, das der neue Gorim sein würde, käme durch mich zu den Ulgonern. In meinem Stolz dachte ich, er meinte damit, daß ich das Kind suchen und es dem Volk vorstellen solle. Wie konnte ich wissen, daß er etwas viel Einfacheres meinte? Es ist mein Sohn, von dem er gesprochen hat. Das Mal ist an meinem Sohn – meinem Sohn!« Ehrfürchtiger Stolz schwang in des Zeloten Stimme.
    »ULs Wege sind nicht immer die der Menschen.«
    »Wie wahr!«
    »Und seid Ihr glücklich?«
    »Mein Leben ist erfüllt«, antwortete Relg einfach. »Doch jetzt habe ich eine andere Aufgabe. Unser greiser Gorim hat mich geschickt, Belgarath zu holen. Es ist sehr dringend, daß er mit mir nach Prolgu kommt.«
    »Er ist nicht weit weg«, sagte Botschaft. Er blickte Relg an und sah, daß der Zelot selbst in dieser düsteren Höhle die Augen zusammengekniffen hatte, um sie vor dem Licht zu schützen. »Ich habe ein Pferd. Wenn Ihr wollt, kann ich ihn in ein paar Stunden hier herbringen. Dann müßt Ihr nicht hinaus in die Sonne.«
    Relg schenkte ihm einen dankbaren Blick und nickte. »Sag ihm, er muß einfach kommen. Es ist wichtig, daß der Gorim mit ihm spricht.«
    »Das werde ich«, versprach Botschaft. Dann drehte er sich um und verließ die Höhle.
    »Was will er denn?« fragte Belgarath gereizt, als Botschaft ihm ausrichtete, daß er zu Relg kommen möge.
    »Er bittet dich, ihn nach Prolgu zu begleiten«, erklärte Botschaft. »Der Gorim möchte dich gern sehen, der alte.«
    »Der alte? Gibt es denn einen neuen?«
    Botschaft nickte. »Relgs Sohn.«
    Belgarath starrte Botschaft kurz an, dann lachte er.
    »Was ist daran so komisch?«
    »Sieht ganz so aus, als hätte UL Humor. Das hätte ich nicht erwartet.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Es ist eine sehr lange Geschichte«, sagte Belgarath immer noch lachend. »Relg war einer der schlimmsten Eiferer unter den Ulgonern, da er sich von UL selbst auserwählt sah. UL selbst mußte ihm ins Gewissen reden, bevor er bereit war, uns damals auf den langen Weg nach Cthol Mishrak zu begleiten. Damals sagte UL zu ihm, er werde ihn seinem Willen beugen oder ihn zerbrechen. Und daß die Belohnung für seinen Gehorsam alle seine Erwartungen übertreffen werde. Wie es scheint, hat UL recht behalten. Aber«, fuhr er fort, »wenn der Gorim mich sehen möchte, sollten wir besser zu ihm eilen.«
    »Du möchtest, daß ich mitkomme?«
    »Polgara würde mir lebenden Leibes das Fell abziehen, wenn ich dich allein hierließe. Also, dann wollen wir!«
    Botschaft brachte den alten Mann durch das Tal zu dem Kamm im Vorgebirge und der Höhle, in der Relg wartete. Es bedurfte einiger Minuten, dem jungen Pferd zu erklären, daß es allein zu Belgaraths Turm zurückkehren solle. Botschaft redete auf den Hengst ein, und schließlich hatte das Tier es zumindest in etwa verstanden.
    Der Weg nach Prolgu durch die dunklen Gänge in den Bergen dauerte mehrere Tage. Die meiste Zeit hatte Botschaft das Gefühl, daß sie sich blindlings dahintasteten, doch Relg, der Ulgoner, dessen Augen im normalen Tageslicht so gut wie nutzlos waren, fühlte sich in diesen lichtlosen Gängen zu Hause, und sein Richtungssinn war unfehlbar. Und so gelangten sie schließlich in die schwach erhellte Höhle mit ihrem seichten, glasklaren See und der Insel in seiner Mitte, auf der der greise Gorim sie erwartete.
    »Yad ho, Belgarath«, rief der heilige Greis im weißen Gewand, als sie das Ufer des unterirdischen Sees erreichten. »Groja UL.« »Gorim«, erwiderte Belgarath und verbeugte sich achtungsvoll. »Yad ho, groja UL«. Dann überquerten sie den marmornen Dammweg zu dem Gorim. Belgarath und der Greis drückten einander warm die Hände. »Wir haben uns lange nicht mehr gesehen«, sagte der Zauberer. »Wie geht es dir?«
    »Ich fühle mich fast jung.« Der Gorim lächelte. »Nun, da Relg meinen Nachfolger gefunden hat, sehe ich endlich das Ende meiner Aufgabe vor mir.«
    »Gefunden?« Belgarath zog die Brauen hoch.
    »Nun, es kommt auf dasselbe heraus.« Der Gorim blickte Relg voll Zuneigung an. »Wir hatten unsere Meinungsverschiedenheiten, nicht wahr, mein Sohn? Aber wie sich erwies, arbeiteten wir alle auf dasselbe Ziel hin.«
    »Ich brauchte etwas länger, es zu erkennen, heiliger Gorim«, antwortete Relg leicht zerknirscht. »Ich fürchte, ich bin etwas eigensinniger als die meisten. Manchmal staune ich, daß UL nicht die Geduld mit mir verlor. Doch bitte entschuldigt mich jetzt, ich möchte heim zu meiner Frau und meinem Kind.

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