Malloreon 1 - Herrn des Westens
Zufriedenheit.
»Korodullin«, antwortete er und fing zu lesen an.
An Seine Majestät König Belgarion von Riva, Kaiser des Westens. Seid gegrüßt!
Wir hoffen von ganzem Herzen, daß Ihr und Eure Königin Euch bester Gesundheit und Zufriedenheit erfreut. Mit Freuden würden Wir Unserer Feder gestatten zu beschreiben, welche Hochachtung und Zuneigung Unsere Königin und Wir für Euch und Ihre Majestät empfinden, doch in Arendien hat sich eine Krise ergeben, und da sie unmittelbar durch die Handlungen einiger Eurer Freunde verursacht wurde, entschlossen Wir Uns, Eure Hilfe zu erbitten.
Zu Unserem großen Leid erlag Unser teurer Freund Baron von Vo Ebor den schrecklichen Wunden, welche er sich auf dem Schlachtfeld von Thull Mardu zuzog. Sein Dahinscheiden im Frühjahr hat Uns größeren Kummer bereitet, als Wir in Worten auszudrücken vermögen. Er war ein guter und getreuer Ritter. Sein Titelerbe, da er und die Baronin Nerina bedauerlicherweise kinderlos blieben, ist ein entfernter Neffe, ein gewisser Sir Embrig, ein etwas ungestümer Ritter, so sehr am Titel und den Ländereien interessiert, fürchten Wir, daß er die Gefühle der zutiefst trauernden Baronin nicht achtet. Mit einer Unritterlichkeit, die sich für einen seiner edlen Geburt nicht geziemt, machte er sich sogleich nach Vo Ebor auf, um sein Erbe anzutreten. Mit sich brachte er verschiedene Ritter seiner Bekanntschaft, seine Busenfreunde und Saufkumpane. Kaum waren sie in Vo Ebor angelangt, gaben sie sich ungeziemenden Gelagen hin, und als sie wohl alle betrunken waren, verlieh einer dieser gefühllosen Ritter seiner Bewunderung für die soeben erst verwitwetete Nerina Ausdruck. Ohne zu überlegen oder an den unersetzlichen Verlust zu denken, den die Lady erlitten hatte, versprach Sir Embrig seinem Saufkumpan sogleich ihre Hand. Nun bestehen in Arendien gewisse Gesetze, die Sir Embrig dieses Recht geben, doch würde kein wahrer Ritter einer Anverwandten in so großer Trauer seinen Willen so ungesittet aufzwingen.
Diese Neuigkeit wurde alsbald Sir Mandorallen zugetragen, dem mächtigen Baron von Vo Mandor, und dieser große und wahrlich ritterliche Mann schwang sich sogleich auf sein Pferd. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, was sich in Vo Ebor zutrug, da Euch Sir Mandorallens Mut und Geschicklichkeit im Umgang mit Waffen ebenso bekannt ist, wie seine Verehrung für die Baronin Nerina. Sir Embrig und seine Kumpane versuchten sich ihm in ihrer Unüberlegtheit in den Weg zu stellen, und wie ich hörte, kam es zu einigen tödlichen und einer größeren Zahl ernster Verwundungen. Euer Freund brachte die Baronin in seine Burg in Vo Mandor, um für ihren Schutz sorgen zu können. Sir Embrig, der sich – bedauerlicherweise vielleicht – von seinen Verletzungen erholen wird, hat Krieg zwischen Ebor und Mandor erklärt und zu diesem Zweck verschiedene Edle um sich geschart. Andere eilen zu Sir Mandorallens Banner, und so befindet sich Südwestarendien am Rande eines größeren Krieges. Uns wurde berichtet, daß Lelldorin von Wildantor, schon immer ein verwegener Gesell, eine Truppe asturischer Bogenschützen zusammengestellt hat und damit bereits gen Süden marschiert, um seinem alten Waffengefährten beizustehen.
So sieht die Lage aus. Ihr müßt verstehen, daß Wir Uns als Träger der arendischen Krone nur ungern einmischen würden, da Wir dann richten müßten und das Gesetz Uns zwänge, zugunsten von Sir Embrig zu entscheiden.
Wir bitten Euch, König Belgarion, Euch nach Arendien zu begeben und Euren Einfluß auf Eure früheren Gefährten und teuren Freunde geltend zu machen, um sie vom Rand des Abgrundes zurückzuholen, an dem sie sich nun befinden. Nur Euer Einschreiten, fürchten Wir, kann das drohende Unheil noch abwenden.
Voll Hoffnung und Freundschaft Korodullin Garion starrte hilflos auf den Brief. »Warum ich?« klagte er, ohne zu überlegen.
»Was schreibt er denn?« erkundigte sich Ce'Nedra. Sie legte die Bürste zur Seite und griff nach einem Elfenbeinkamm.
»Er schreibt, daß…« Garion unterbrach sich. »Mandorallen und Lelldorin…« Er stand auf und fluchte. »Da«, sagte er und streckte ihr den Brief entgegen, »lies lieber selbst.« Mit den Fäusten am Rücken geballt, begann er im Gemach herumzustiefeln und stieß weiterhin Verwünschungen aus.
Ce'Nedra las den Brief. »O je«, murmelte sie schließlich bestürzt. »O je.«
»Du sagst es.« Garion fing wieder zu fluchen an.
»Garion, bitte hör damit auf. Ein Pirat flucht
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