Malloreon 2 - König der Murgos
Tod erteilte. Wir hatten ein sehr nettes Plauderstündchen, ehe er dahinschied.«
»Kelbors Haus ist das bestbewachte in Tol Honeth«, warf Ce'Nedra ein. »Wie hast du es nur geschafft, da einzudringen?«
»Selten, daß jemand nachts hochschaut – vor allem, wenn es schneit. Ich kam über die Dächer. Jedenfalls erhielt ich nützliche Informationen von Kelbor. Offenbar war der Mann, der den Honethern von Bethras Rolle erzählte, Malloreaner.«
»Naradas?« fragte Garion rasch.
»Nein, dieser hatte einen schwarzen Bart.«
»Harakan?«
»Viele Männer haben Bärte, Garion. Ich möchte da erst klarer sehen – nicht, daß ich etwas dagegen hätte, mir Harakan vorzunehmen, aber es würde mir gar nicht gefallen, den wirklich Schuldigen entkommen zu lassen, weil ich mich zu sehr auf unseren alten Freund konzentrierte.« Silks Gesicht wurde wieder düster. »Vor allem deshalb, weil dieser hilfreiche Malloreaner, wie Kelbor sagte, Bethras Mord nicht nur plante, sondern sich auch persönlich daran beteiligte – als Gefallen für die Familie Honeth.«
»Ich wollte, du würdest ein Bad nehmen, Kheldar«, sagte Ce'Nedra. »Was in aller Welt veranlaßte dich, unter einen Abfallhaufen zu schlüpfen?«
Silk zuckte die Schultern. »Bei meinem letzten Besuch wurde ich gestört, und mehrere Personen verfolgten mich. Dieser Schnee komplizierte die Sache ein wenig. Er machte es ihnen leicht, meinen Spuren zu folgen. Ich brauchte ein Versteck, und der Abfallhaufen stand günstig.« Er verzog verärgert das Gesicht. »In Tol Honeth schneit es nie!«
»Du würdest dich wundern, wie viele das heute bereits zu mir sagten«, murmelte Garion.
»Ich glaube, wir sollten wirklich gleich aufbrechen«, sagte Silk.
»Warum?« fragte Durnik. »Du bist ihnen doch entwischt, oder etwa nicht?«
»Du vergißt die Spuren, Durnik.« Silk hob einen Fuß. »Rivanische Stiefel. Sie sind sehr bequem, aber sie hinterlassen unverkennbare Abdrücke. Ich fürchte, es wird nur eine kurze Weile dauern, bevor jemand zwei und zwei zusammenzählt. Und ich habe wirklich keine Lust, mich von Honether Meuchlern jagen zu lassen. Sie sind zwar nicht sehr geschickt, aber sie können lästig werden.«
Die Tür schwang fast lautlos auf. Sofort duckte sich Silk wie zum Sprung, und die Hände schossen unter das schmutzstarrende Wams zu seinen Dolchen.
»Meine Güte, du bist aber nervös«, stellte Sammet fest und schloß die Tür hinter sich.
»Was machst du hier?« fragte Silk scharf.
»Ich war beim Ball. Du kannst dir nicht vorstellen, was man bei so einer Festlichkeit für Gerüchte hört! Im ganzen Saal erzählt man sich, was den Honethern in den letzten zwei Nächten zugestoßen ist. Unter diesen Umständen dachte ich, ihr haltet es vielleicht für angebracht, daß wir möglichst schnell aufbrechen.«
»Wir?«
»Oh, habe ich es nicht erwähnt? Wie vergeßlich ich doch bin! Ich schließe mich euch an.«
»Das wirst du ganz bestimmt nicht!« rief Belgarath.
»Ich widerspreche Euch nur sehr ungern, Ehrwürdiger«, sagte sie bedauernd, »aber ich habe meine Anweisungen.« Sie wandte sich an Silk. »Mein Oheim ist ein bißchen besorgt, was deine Unternehmungen während der vergangenen Jahre angeht. Er vertraut dir, mein lieber Kheldar - daran darfst du nie zweifeln – , aber er möchte, daß jemand ein Auge auf dich hat.« Sie zog die Stirn kraus. »Ich glaube, er wird sehr erzürnt sein, wenn er von deinen mitternächtlichen Besuchen bei den Mitgliedern der Familie Honeth erfährt.«
»Du kennst die Regeln, Liselle«, entgegnete Silk. »Bethra war eine von uns. Wir lassen so etwas nicht durchgehen!«
»Natürlich nicht. Aber Javelin zieht es vor, Vergeltungsmaßnahmen persönlich zu befehlen. Dein etwas hastiger Rachezug hat ihn um diese Gelegenheit gebracht. Du bist einfach zu selbständig, Silk. Er hat recht, weißt du? Jemand muß auf dich aufpassen.« Sie schürzte leicht die Lippen. »Ich gebe jedoch zu, daß es gute Arbeit war.«
»Du hörst mir jetzt zu, meine junge Dame!« sagte Belgarath hitzig. »Ich mache keine Führung für den drasnischen Geheimdienst!«
Sie bedachte ihn mit einem entwaffnenden Lächeln und tätschelte seine bärtige Wange. »O Belgarath«, sagte sie und ihre sanften braunen Augen flehten ihn an. »Findet Ihr nicht auch, daß es viel kultivierter – und günstiger – wäre, wenn Ihr mich in Eurem kleinen Trupp aufnehmt, als wenn ich euch folge? Und ich werde meinen Befehl ausführen, Ehrwürdiger, ob es Euch gefällt
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