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Malloreon 2 - König der Murgos

Titel: Malloreon 2 - König der Murgos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Liselle.«
    »Einverstanden, Ce'Nedra«, erwiderte das blonde Mädchen herzlich.
    Sie ritten durch die unbeleuchteten Straßen der Reichsstadt, bis sie die Südmauer vor sich sahen. »Hierher!« rief Sammet und bog in eine nasse Straße zwischen der Mauer und einer langen Reihe Lagerhäuser. Das Gebäude, auf das sie zuhielt, war ein festes, zweistöckiges Haus, dessen Steine im Regen und Nebel schwarz glänzten. Es hatte einen Vorhof mit einem schweren Tor und schmale Fenster deren Läden alle geschlossen waren. Nur über dem Tor brannte eine kleine Laterne.
    Sammet saß vorsichtig ab und hielt den Rocksaum hoch, um ihn vor dem Matsch zu schützen. Am Tor zog sie an einem Strick, worauf im Hof eine Glocke bimmelte. Eine Stimme erklang, und Sammet redete einen Augenblick leise auf den Torwächter ein. Dann war das Klirren einer Kette zu hören, und das Tor schwang auf. Sammet führte ihr Pferd in den Hof, und der Rest folgte ihr. Garion schaute sich neugierig um. Der Schnee war auf dem Hof bereits geschmolzen, und die Kopfsteine schimmerten naß. Mehrere gesattelte Pferde waren unter dem überhängenden Dach angebunden, und zwei vornehme Kutschen standen vor einer massiven Tür.
    »Gehen wir hinein?« fragte Ce'Nedra und schaute sich neugierig um.
    Sammet betrachtete nachdenklich sie und dann Eriond. »Das wäre vielleicht nicht so gut«, sagte sie schließlich.
    Gedämpftes Lachen drang aus dem Haus, gefolgt vom schrillen Quieken einer Frau.
    Polgara zog die Brauen hoch. »Ich glaube, Liselle hat recht«, sagte sie fest. »Wir warten hier.«
    »Ich bin eine erwachsene Frau, Lady Polgara«, protestierte Ce'Nedra.
    »So erwachsen auch wieder nicht, Liebes.«
    »Würdest du mitkommen, Kheldar?« bat Sammet den kleinen Mann. »Die Anwesenheit einer Frau ohne Begleitung wird in diesem Haus manchmal mißverstanden.«
    »Aber gern«, versicherte ihr Silk.
    »Wir sind gleich zurück«, wandte Sammet sich an die anderen. Mit Silk an der Seite trat sie zur Tür, klopfte und wurde sofort eingelassen.
    »Ich sehe wirklich nicht ein, warum wir nicht drinnen warten können, wo es warm und trocken ist«, beschwerte sich Ce'Nedra und zog fröstelnd den Umhang enger um sich.
    »Du würdest es verstehen, wenn du im Haus wärst«, sagte Polgara. »Ein bißchen Regen schadet dir nicht.«
    Wieder war das Quieken einer Frau zu hören, gefolgt von schallendem Gelächter.
    »Deshalb beispielsweise«, fügte Polgara hinzu.
    Ce'Nedras Augen weiteten sich. »Ihr meint, das ist eines jener Häuser?« Sie errötete plötzlich zutiefst.
    »Alles spricht dafür.«
    Nach etwa einer Viertelstunde öffnete sich knarrend eine schräge Kellertür hinten im Hof, und Silk kam mit einer brennenden Laterne herauf. »Wir müssen die Pferde hinunter führen«, erklärte er.
    »Wohin gehen wir?« erkundigte sich Garion.
    »In den Keller. Dieses Haus steckt voll Überraschungen.«
    Eins nach dem anderen führten sie die scheuenden Pferde eine schräge Steinrampe hinab. Irgendwo in der Tiefe gurgelte und rauschte Wasser. Als sie unten ankamen, stellten sie fest, daß die schmale Rampe vor einem großen, höhlengleichen Gewölbe endete, das von schwelenden Fackeln schwach erhellt war. In der Mitte gluckerte dunkles, ölig aussehendes Wasser, um das an drei Seiten ein Steg führte. An diesem Steg war ein ziemlich großes, schwarzes Boot vertäut, mit zwölf Ruderern an beiden Seiten.
    Sammet stand auf dem Steg neben dem Boot. »Wir können immer nur zwei auf einmal übersetzen.« Ihre Stimme hallte hohl. »Wegen der Pferde.«
    »Übersetzen?« fragte Ce'Nedra. »Wohin?«
    »Zum Südufer des Nedrane«, antwortete Sammelt.
    »Aber wir sind doch noch innerhalb der Stadtmauern!«
    »Genauer gesagt, unter der Stadtmauer, Ce'Nedra. Das einzige zwischen uns und dem Fluß sind zwei Marmorplatten der Fassade.«
    In der Düsternis quietschte eine schwere Winde, und die Vorderwand des unterirdischen Hafens öffnete sich knarrend wie eine Flügeltür. Durch diese Öffnung zwischen den sich langsam bewegenden Steinplatten sah Garion das vom Regen gekräuselte Wasser des Nedrane, der träge dahinfloß. Das gegenüberliegende Ufer war im nieselnden Nebel nicht zu erkennen.
    »Sehr schlau!« sagte Belgarath. »Wie lange steht dieses Haus schon?«
    »Jahrhunderte«, antwortete Sammet. »Es wurde erbaut, um alles zu bieten, was irgend jemand für erforderlich halten mochte. Hin und wieder kommt es vor, daß ein Kunde die Stadt unbemerkt verlassen – oder betreten – möchte.

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