Malloreon 3 - Dämon von Karanda
»Ja, Garion, völlig sicher.«
Sie aßen kalt zu Mittag, und bald, nachdem sie fertig waren, kehrte Feldegast mit düsterer Miene zurück. »Es ist vielleicht etwas ernster, als wir erwartet hatten, ehrwürdiger Alter«, sagte er und schwang sich von seinem Maultier. »Die Chandim haben die absolute Herrschaft über die Stadt, und die Tempelwachen unterstehen ihnen. Die Grolims, die noch an der alten Weise festhielten, sind geflohen und verkriechen sich, doch Meuten von Toraks Hunden stöbern sie auf und zerreißen sie.«
»Es fällt mir schwer, Mitleid für die Grolims zu empfinden«, brummte Sadi.
»Ich habe auch keines«, versicherte ihm Feldegast. »Aber auf dem Marktplatz munkelt man, daß die Chandim und ihre Hunde und ihre Tempelwachen auch über der Grenze in Katakor ihr Unwesen treiben!« »Trotz der Karandeser und Menghas Dämonen?« rief Silk erstaunt.
»Also das ist etwas, womit ich nicht ganz klarkam«, gestand der Jongleur. »Niemand konnte mir sagen wieso, aber offenbar machen sich die Chandim und ihre Wachen keine Sorgen, weder wegen Mengha, noch seiner Dämonen, noch seiner Armee.«
»Das riecht mir nach einer Art von Vereinbarung«, sagte Silk.
»Darauf gab es schon einmal Hinweise«, erinnerte ihn Feldegast. »Ein Bündnis?« Belgarath runzelte die Stirn.
»Schwer zu sagen, aber Urvon ist ein Ränkeschmied, und er hatte schon immer seine Meinungsverschiedenheiten mit der Kaiserlichen Macht in Mal Zeth. Falls es ihm gelang, Mengha auf seine Seite zu ziehen, sollte sich Kal Zakath lieber rasch um seine Verteidigung kümmern.« »Ist Urvon in der Stadt?« erkundigte sich Belgarath.
»Nein. Niemand weiß, wohin er sich begeben hat, aber in seinem Palast hält er sich nicht auf.« »Das ist merkwürdig«, murmelte Belgarath.
»Allerdings«, pflichtete ihm der Gaukler bei. »Doch was immer er tut oder zu tun beabsichtigt, wir jedenfalls sollten ganz besonders vorsichtig sein, wenn wir erst über der Grenze in Katakor sind. Wenn man alles zusammenzählt – die Hunde und die Tempelwachen und die Dämonen und die Karandeser, die schon dort sind – , ist das ein äußerst gefährlicher Weg zum Haus Toraks in Ashaba.«
»Das ist das Risiko, das wir eingehen müssen«, entgegnete der alte Mann grimmig. »Wir müssen nach Ashaba, und wenn sich uns irgend jemand oder irgendetwas in den Weg stellt – Hund, Mensch oder Dämon – , müssen wir sie uns eben vornehmen, wie sie kommen.«
15
D er Himmel wurde noch düsterer, während sie an der finsteren Stadt der Grolimkirche vorbeiritten – unter dem mißtrauischen Blick gerüsteter Wachen am Tor und vermummter Grolims an der Brustwehr. »Ist es möglich, daß sie uns folgen?« fragte Durnik.
»Nicht sehr wahrscheinlich«, meinte Sadi. »Seht Euch um! Tausende lagern hier. Ich bezweifle, daß Wachen oder Grolims auch nur einen Gedanken an sie verschwenden, wenn sie aufbrechen.« »Ihr habt sicher recht«, sagte der Schmied.
Am Spätnachmittag lag Mal Yaska bereits weit hinter ihnen, und die schneebedeckten Gipfel von Katakor hoben sich schon viel näher von den schmutziggrauen Wolken ab, die vom Westen herbeitrieben.
»Wollt Ihr das Nachtlager aufschlagen, ehe wir die Grenze überqueren?« fragte Feldegast Belgarath. »Wie weit ist sie von hier?« »Gar nicht mehr weit, Ehrwürdiger.« »Wird sie bewacht?« »Gewöhnlich, ja.«
»Silk«, bat der alte Mann. »Reite voraus und sieh dich um.«
Der Drasnier nickte und trieb sein Pferd zum Galopp an.
»Hört zu«, rief Belgarath und bedeutete allen anzuhalten, damit sie ihn verstehen konnten. »Alle, die wir am Nachmittag gesehen haben, flohen südwärts. In Richtung Katakor begegnete uns niemand. Wenn jemand von irgendwo wegläuft, hält er nicht vor der Grenze an. Er rennt weiter. Das bedeutet, daß sich wahrscheinlich auf der Katakorseite meilenweit niemand in Grenznähe befindet. Wenn die Grenze also nicht bewacht wird, können wir sie einfach überqueren und uns drüben einen Unterschlupf für die Nacht suchen.« »Und wenn sie doch bewacht ist?« fragte Sadi.
Belgaraths Blick wurde hart. »Werden wir sie trotzdem überqueren.« »Dann kann es zum Kampf kommen.« »Richtig. Also, reiten wir weiter.«
Etwa fünfzehn Minuten später kehrte Silk zurück. »Am Grenzdurchgang sind etwa zehn Wächter«, meldete er.
»Besteht die Chance, daß wir sie überraschen können?« fragte Belgarath. »Kaum. Die Straße zur Grenzstation verläuft gerade und hat zu beiden Seiten mindestens eine halbe Meile
Weitere Kostenlose Bücher