Malloreon 3 - Dämon von Karanda
hoch. Von den Augen des Mannes war nur das Weiße zu sehen, und aus seiner Nase quoll Blut.
Die anderen galoppierten herbei. Ce'Nedra sprang aus dem Sattel, noch ehe ihr Pferd ganz angehalten hatte, und warf sich an die Brust ihres Gemahls. »Du warst großartig, Garion! Einfach wundervoll!«
»Es ging recht gut, nicht wahr?« sagte er bescheiden und bemühte sich, mit Schwert, Schild und seiner zierlichen Gemahlin zurechtzukommen. Er blickte Polgara entgegen, die ebenfalls absaß. »Glaubst du, er erholt sich wieder, Tante Pol?« fragte er. »Ich hoffe, ich habe ihn nicht zu sehr verletzt.«
Sie untersuchte den Mann, der schlaff im Schlamm der Straße lag. »Es fehlt ihm nichts weiter, Liebes«, beruhigte sie Garion. »Er ist nur bewußtlos durch den Aufschlag.« »Gut gemacht«, lobte Silk.
Plötzlich grinste Garion breit. »Weißt du was«, sagte er. »Allmählich verstehe ich, weshalb Mandorallen so begeistert davon ist. Es macht tatsächlich Spaß.«
»Es muß in der Tat etwas mit dem Gewicht der Rüstung zu tun haben«, sagte Feldegast betrübt zu Belgarath. »Sie zerrt so an ihnen, daß sie ihnen offenbar den Verstand aus dem Gehirn zieht.« »Wir reiten weiter!« bestimmte Belgarath.
Am nächsten Vormittag erreichten sie ein breites Tal, in dem Mal Yaska, die kirchliche Hauptstadt Malloreas mit dem Palast des Jüngers Urvons stand.
Obgleich der Himmel bedeckt geblieben war, hatte der Regen aufgehört, und eine steife Brise hatte begonnen, das Gras und den Morast auf den Straßen zu trocknen. Im ganzen Tal waren kleine Lager zu sehen, zweifellos von Leuten, die aus dem Norden vor den Dämonen und solchen, die aus dem Süden vor der Pest geflohen waren. Jedes war ängstlich von den benachbarten getrennt, und alle der kleinen Gruppen hielten die Hände nahe ihren Waffen.
Im Gegensatz zu Mal Rakuth standen hier die Tore offen, wurden jedoch von Abteilungen gerüsteter Tempelritter bewacht.
»Warum begeben sie sich nicht in die Stadt?« wunderte sich Durnik über die Flüchtlingsgruppen.
»Mal Yaska ist kein Ort, den man gern besucht«, antwortete Feldegast. »Wenn die Grolims nach Opfern für ihre Altäre Ausschau halten, ist es unklug, in der Nähe zu sein.« Er blickte Belgarath an. »Wärt Ihr bereit, auf einen Vorschlag zu hören, Ehrwürdiger?« Diesmal dutzte er seinen Großvater nicht, wie Garion auffiel. »Dann schlag mal vor.«
»Wir müssen wissen, wie es dort oben aussieht.« Er deutete auf die schneebedeckten Gipfel der Berge im Norden. »Da ich mich in Mal Yaska auskenne und weiß, wie man Grolims aus dem Weg geht, wäre es doch eine Stunde wert, daß ich mich auf dem Marktplatz umhorche, meint Ihr nicht?«
»Das wäre eine gute Idee«, warf Silk ernst ein. »Ich reite ungern ins Ungewisse.«
Belgarath überlegte. »Also gut«, sagte er zu dem Jongleur. »Aber sei vorsichtig – und halt dich den Bierstuben fern.«
Feldegast seufzte. »So angenehme Einkehr gibt es in Mal Yaska nicht. Die Grolims dort sind sehr streng in ihrem Verbot harmloser Vergnügen.« Er schüttelte den Zügel seines Maultiers und ritt über die Ebene zu den schwarzen Mauern von Urvons Hauptstadt.
»Widerspricht er sich nicht selbst?« fragte Sadi. »Zuerst sagt er, es sei zu gefährlich, die Stadt zu betreten, und dann reitet er selbst hinein!« »Er weiß, was er tut«, versicherte ihm Belgarath. »Für ihn besteht keine Gefahr.«
»Wie wäre es, wenn wir zu Mittag essen, während wir auf seine Rückkehr warten«, schlug Pol vor.
Belgarath nickte. Sie ritten ein Stück weiter auf eine Wiese und saßen ab. Garion legte seine Lanze zur Seite, hob den Helm vom schwitzenden Kopf und blickte auf das Machtzentrum der Malloreanischen Kirche. Die Stadt war zweifellos groß, doch bei weitem nicht so groß wie Mal Zeth. Die Mauer war hoch und breit, mit Brustwehr und Wehrgängen, und die Türme ragten gedrungen darüber hinaus. Ihre Häßlichkeit wurde durch nichts gemildert, und eine dumpfe Drohung schien von ihr auszugehen, als wäre jeder Stein von Äonen der Grausamkeit und Blutlust getränkt. Etwa aus der Mitte der Stadt stieg die verräterische schwarze Rauchsäule auf, und er glaubte, das Hallen des Eisengongs aus Toraks Tempel zu vernehmen. Schließlich wandte er seufzend den Blick ab.
»Es wird nicht ewig so bleiben«, sagte Eriond fest und stellte sich neben ihn. »Wir nähern uns bereits dem Ende.
Alle Altäre werden niedergerissen, und die Opfermesser der Grolims verrosten.« »Bist du sicher, Eriond?«
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