Malloreon 3 - Dämon von Karanda
hören. »Ich will ja nicht unvernünftig sein, aber wie können wir anderen in die Augen sehen, wenn wir lügen und betrügen und uns hinterlistig um jede Ecke schleichen? Ich meine… Also, wirklich, Pol.«
Sie blickte ihn an. »O mein Durnik«, sagte sie zärtlich. »Ich liebe dich.« Sie schlang die Arme mit mädchenhaftem Ungestüm um den Hals ihres Gemahls. »Du bist zu gut für diese Welt, weißt du?«
»Nun«, murmelte er, etwas verlegen über diese offene Zuneigungsbekundung. »Es ist eine Sache des Anstands, nicht wahr?«
»Natürlich, Durnik«, pflichtete sie ihm mit seltsam unterwürfigem Ton bei. »Was immer du sagst.«
»Also, was machen wir mit den Wachen?« fragte Garion.
»Das erledige ich.« Polgara lächelte. »Ich kann es so machen, daß sie nichts sehen und nichts hören. Wir können von hier verschwinden, ohne daß es jemand merkt – vorausgesetzt, Vater weiß, wovon er spricht.« Belgarath blickte sie an, dann zwinkerte er plötzlich. »Verlaß dich ganz auf mich. Durnik, sei so gut und bring die Pferde herein.« »Herein?« Der Schmied blickte ihn ungläubig an.
Belgarath nickte. »Wir müssen sie in den Keller hinunter schaffen.«
»Ich wußte gar nicht, daß dieser Flügel unterkellert ist«, sagte Silk.
»Ebensowenig wie Zakath«, feixte Belgarath, »oder Brador.« »Garion!« rief Ce'Nedra.
Garion drehte sich um und sah in der Saalmitte ein Schimmern. Gleich darauf erschien Cyradis.
»Beeilt euch«, drängte sie. »Ihr müßt vor Ende der Woche in Ashaba sein.«
»Ashaba?« rief Silk. »Wir müssen nach Calida! Ein Mann namens Mengha beschwört dort Dämonen.«
»Das ist unwichtig, Fürst Kheldar. Die Dämonen sind Eure geringste Sorge. So wisset jedoch, daß auch dieser Mann namens Mengha sich nach Ashaba begibt. Es gilt dort eine Aufgabe zu erfüllen, ehe die Begegnung zwischen dem Kind des Lichtes und dem Kind der Finsternis an dem Ort, der nicht mehr ist, stattfinden kann.« Sie wandte die verbundenen Augen Garion zu. »Die Zeit, diese Aufgabe zu vollenden, ist gekommen, Belgarion von Riva, und sollten jene Eurer Gefährten, denen diese Aufgabe auferlegt ist, versagen, so ist die Welt verloren. Ich flehe Euch deshalb an, begebt Euch nach Ashaba.« Im nächsten Augenblick war sie verschwunden.
Stille setzte ein, während alle auf die Stelle starrten, wo sie gestanden hatte.
»Dann ist es entschieden«, sagte Belgarath dumpf. »Wir reiten nach Ashaba.«
»Wenn wir aus dem Schloß hinauskommen«, murmelte Sadi. »Wir kommen hinaus. Überlaß das mir!« »Selbstverständlich, Ehrwürdiger.«
Der alte Mann führte sie die Treppe hinunter und den Hauptkorridor entlang, auf die Verbindungstür zum übrigen Schloß zu.
»Einen Moment, Vater«, bat Polgara. Sie konzentrierte sich kurz, und die weiße Strähne über der Stirn begann zu leuchten. Dann spürte Garion die Kraft ihres Willens. »Gut«, sagte sie. »Die Wachen schlafen.«
Belgarath folgte dem Korridor. »Da ist es!« Er blieb vor einem breiten Wandteppich stehen, dann langte er darunter und zog an einem altersgeschwärzten Eisenring. Ein Quietschen protestierenden Eisens war zu vernehmen, dann ein Rasseln. »Drück mal auf dieser Seite.« Er deutete auf das andere Ende des Wandteppichs.
Garion drückte die Schulter gegen den Teppich. Ein metallisches Kreischen ertönte, als der verdeckte Marmorblock sich langsam in rostigen Angeln genau in der Mitte zu drehen begann.
»Sehr schlau«, lobte Silk und schaute in die von Spinnweben überzogene Öffnung. »Wer hat sich das ausgedacht?«
»Vor langer Zeit hatte ein malloreanischer Kaiser Angst um seine Stellung«, antwortete der alte Mann. »Er wollte einen raschen Fluchtweg aus dem Schloß, falls die Dinge anfingen schiefzugehen. Das Geheimnis geriet in Vergessenheit, deshalb wird uns auch hier niemand folgen. Holen wir unsere Sachen. Wir werden nicht mehr zurückkommen.«
Sie brauchten etwa fünf Minuten, alles vor die Geheimtür zu schaffen. Inzwischen brachten Durnik, Toth und Eriond die Pferde, deren Hufe laut auf dem Marmorboden klapperten.
Garion schaute um die Ecke zur Haupttür. Die beiden Wachen standen unbewegt, ihre Gesichter wirkten leer und ihre Augen starr. Dann kehrte er zu den anderen zurück. »Irgendwann einmal mußt du mir zeigen, wie man das macht«, sagte er zu Polgara und deutete über die Schulter in Richtung der Wachen. »Das ist ganz einfach, Garion«, versicherte sie ihm.
»Für dich vielleicht.« Plötzlich kam ihm ein schrecklicher
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