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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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redeten sie alle scheinbar unbekümmert und machten ihre Scherze. Das wahrscheinlich wichtigste Ereignis aller Zeit stand bevor, und so zu tun, als nähmen sie es leicht, war eine natürliche menschliche Reaktion.
    Silk führte sie aus der Nische. Seine weichen Stiefel verursachten keinen Laut auf den nassen Steinen. Garion und Zakath mußten sich äußerst vorsichtig bewegen, um zu verhindern, daß ihre Rüstungen klirrten. Die steil aufsteigenden Terrassen waren gleichmäßig, jede zehn Fuß hoch, aber in bestimmten Abständen gab es Stufen von einer zur nächsten. Silk führte sie drei Terrassen hinauf und dann rund um den Pyramidenstumpf herum. Als sie die Nordostecke erreichten, blieb er stehen. »Wir müssen jetzt ganz besonders leise sein«, flüsterte er, »das Amphitheater ist nur noch etwa hundert Meter vor uns, und die Grolims könnten uns mit ihren scharfen Ohren hören.«
    Sie schlichen um die Ecke herum und vorsichtig eine Weile an der Nordseite entlang. Dann hielt Silk wieder an, beugte sich über den Rand und spähte hinunter in den Nebel. »Hier ist es«, wisperte er. »Das Amphitheater ist eine rechteckige Vertiefung in der Seite. Es reicht vom Strand hinauf zu diesem Portal, oder wie immer ihr es nennen wollt. Wenn ihr über den Rand blickt, seht ihr, daß die Terrassen unter uns ein Stück unterbrochen sind. Das Amphitheater befindet sich unmittelbar unter uns. Zandramas ist jetzt keine hundert Meter von uns entfernt.«
    Garion spähte hinunter und spürte das Verlangen, mit seinem Willen den hinderlichen Nebel zur Seite zu schieben, damit er das Gesicht seiner Feindin sehen könnte.
    »Ruhig«, wisperte ihm Beldin zu. »Die Zeit kommt früh genug. Wir wollen ihr die Überraschung nicht verderben.«
    Vereinzelte Stimmen drangen aus dem Nebel – rauhe, kehlige Grolimstimmen. Der Nebel schien sie zu dämpfen, deshalb konnte Garion keine einzelnen Worte verstehen, aber das war auch nicht nötig. Sie warteten.
    Die Sonne ging auf, und ihre blasse Scheibe war vage durch den Nebel und die dahintreibenden Wolken zu erkennen. Der Nebel begann zu wallen und löste sich allmählich in der Höhe auf, und nun vermochte Garion den Himmel deutlicher zu sehen. Eine dicke Decke grauen Nebels lag über dem Riff, erstreckte sich jedoch nur ein paar Meilen ostwärts. So kam es, daß die Sonne, die noch tief am östlichen Horizont stand, auf die Unterseite der Wolken schien und sie mit einem grellen Rot überzog, daß es aussah, als stünde der Himmel in Flammen.
    »Farbenprächtig«, murmelte Sadi und nahm seinen Giftdolch von einer Hand in die andere. Er stellte sein rotes Lederkästchen auf den Boden, öffnete es und holte die irdene Flasche heraus. Nachdem er den Stöpsel herausgezogen hatte, legte er sie auf die Seite. »Es müßte Mäuse auf diesem Riff geben«, sagte er, »oder die Eier von Seevögeln. Zith und ihre Jungen werden nicht verhungern.« Dann richtete er sich auf und steckte ein Beutelchen, das er aus dem Kasten genommen hatte, in die Tasche seiner Tunika. »Eine kleine Vorsichtsmaßnahme«, flüsterte er als Erklärung.
    Der Nebel lag nun wie ein perlgraues Meer im Schatten der Pyramide unter ihnen. Garion hörte einen seltsamen, melancholischen Schrei und blickte hoch. Der Albatros schwebte auf reglosen Schwingen über dem Nebel. Garion spähte angespannt hinunter in den verhüllenden Nebel und zog fast abwesend den Lederschutz vom Griff seines Schwertes. Das Auge glühte schwach, aber nicht blau, sondern in einem Rot von fast der gleichen Farbe wie der brennende Himmel.
    »Das bestätigt es, alter Wolf«, sagte Poledra zu ihrem Gemahl.
    »Der Sardion befindet sich in dieser Höhle.«
    Belgarath, dessen silbriges Haar und Bart im widergespiegelten Licht der Wolken rot glänzten, brummte zustimmend.
    Der Nebel begann zu wallen und sah wie eine aufgewühlte See unter ihnen aus. Garion konnte durch ihn hindurch schattenhafte Gestalten sehen, verschwommen und alle dunkel.
    Und dann war der Nebel nur noch ein dünner Schleier. »Heilige Seherin!« rief Garion erschrocken. »Seht!«
    Eine Gestalt in Kapuzenumhang aus schwarzem Satin wirbelte herum, und Garion blickte direkt ins Gesicht des Kindes der Finsternis. Er hatte oft genug von den Lichtpunkten unter Zandramas' Haut gehört, doch keine Beschreibung hatte ihn auf das vorbereitet, was er jetzt sah. Die Lichtpünktchen in ihrem Gesicht wirbelten ruhelos unter der Haut. Im Schatten der uralten Pyramide wirkten ihre Züge dunkel und waren fast

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