Malloreon 5 - Seherin von Kell
ist…« Er spreizte die Hände. »Na und?« Beldin zuckte mit den Schultern. Alle starrten den kleinen Buckeligen an.
»Zandramas kann die Höhle nicht betreten, ehe wir dort sind, richtig?« wandte er sich an Cyradis.
»Das kann sie nicht«, bestätigte sie. »Es ist verboten.«
»Gut, dann lassen wir sie warten. Ich bin sicher, sie genießt die Vorfreude. Hat jemand daran gedacht, etwas zum Essen mitzubringen? Es bleibt mir hier ja nichts übrig, als eine Möwe zu sein, aber niemand kann von mir verlangen, daß ich rohen Fisch esse.«
22
S ie warteten fast eine Stunde, bis Beldin meinte, daß Zandramas inzwischen richtig kribbelig sein müßte. Garion und Zakath hatten den Aufschub genutzt und ihre Panzer angelegt. »Ich sehe mich um«, sagte der Zwerg schließlich. Langsam verwandelte er sich wieder in eine Möwe und segelte in den Nebel. Als er zurückkehrte, kicherte er boshaft. »Noch nie habe ich eine Frau so fluchen gehört. Sie übertrumpft sogar dich, Pol.« »Was macht sie?« erkundigte sich Belgarath.
»Sie steht vor dem Höhleneingang – oder Tor, wie immer du es nennen willst. Sie hatte etwa vierzig Grolims bei sich.«
»Vierzig?« rief Garion. Er drehte sich zu Cyradis um. »Habt Ihr nicht gesagt, daß wir kräftemäßig gleich sein würden?«
»Könnt Ihr Euch denn nicht zumindest mit fünfen messen, Belgarion?« fragte sie ruhig. »Nun…«
»Sagtest du ›hatte‹?« fragte Belgarath seinen Bruder.
»Unsere Freundin mit den Leuchtpünktchen zwang mehrere ihrer Grolims, die Barriere zu durchdringen, die ihr den Eintritt verwehrte. Ich weiß nicht, ob es diese Kraft an der Tür war oder ob Zandramas die Geduld verlor, als es ihren Grolims nicht gelang. Fünf sind zweifellos tot, und Zandramas stapft herum und erfindet Schimpfwörter. Übrigens haben die Kapuzen aller ihrer Grolims ein purpurfarbenes Futter.« »Also Zauberer«, sagte Polgara düster.
»Grolimzauberei ist nichts Besonderes.« Beldin zuckte mit den Schultern.
»Konntest du erkennen, ob sie diese Lichtpünktchen unter der Haut hat?« fragte Garion.
»O ja. Ihr Gesicht sieht aus wie eine Wiese voll Glühwürmchen in einer Sommernacht. Noch etwas habe ich gesehen. Der Albatros ist da draußen. Wir nickten einander zu, hatten jedoch keine Zeit anzuhalten und miteinander zu reden.«
»Was hat er getan?« erkundigte Silk sich argwöhnisch.
»Er hat nur geschwebt. Ihr wißt ja, wie Albatrosse sind. Ich glaube, sie bewegen ihre Schwingen nicht öfter als einmal in der Woche. Der Nebel fängt übrigens an, sich zu lichten. Wie wär's, wenn wir uns herumschleichen und uns auf eine dieser Terrassen oberhalb des Amphitheaters stellen, bis es noch ein wenig mehr aufhellt. Es wird sie ganz schön erschrecken, wenn dann eine Gruppe dunkler Gestalten aus dem Nebel kommt, meint ihr nicht?«
»Habt Ihr mein Baby gesehen?« fragte Ce'Nedra voll Sehnsucht.
»Also Baby kann man ihn wohl nicht mehr nennen, mein Mädchen. Er ist ein kräftiger kleiner Junge mit Locken so blond, wie die Erionds waren. Aus seiner Miene schloß ich, daß er nicht viel von der Gesellschaft hält, in der er sich befindet, und so, wie er aussieht, wird er einmal genauso unleidig wie der Rest seiner Familie. Garion brauchte wahrscheinlich bloß da hinunterzusteigen und ihm das Schwert in die Hand zu drücken, dann könnten wir uns zurücklehnen und ihm zusehen, wie er mit dem Problem fertig wird.« »Ich möchte nicht, daß er anfängt, Menschen zu töten, solange er noch seine Milchzähne hat«, sagte Garion. »Hat sie sonst noch jemanden dabei?«
»Nach der Beschreibung seiner Gemahlin zu schließen, ist der Erzherzog Otrath unter der Gruppe. Er trägt eine billige Krone und königliche Roben, offenbar aus zweiter Hand. Viel Intelligenz habe ich in seinen Zügen nicht bemerkt.«
»Er gehört mir!« knirschte Zakath. »Ich hatte noch nie zuvor die Gelegenheit, gegen Hochverrat vorzugehen, der mich selber betrifft.«
»Seine Gemahlin wird auf ewig in deiner Schuld stehen.« Beldin grinste. »Vielleicht entschließt sie sich sogar, nach Mal Zeth zu reisen und ihren Dank persönlich darzubringen? Sie ist eine üppige und sehr sinnliche Maid, Zakath. Ich würde dir raten, dich gut auszuruhen.«
»Mir gefällt die Wendung nicht, die dieses Gespräch genommen hat«, sagte Cyradis steif. »Der Tag schreitet voran. Wir wollen gehen.«
»Alles, was dein Herz begehrt, mein kleiner Liebling«, sagte Beldin grinsend. Wider Willen mußte Cyradis lächeln.
Auch jetzt
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