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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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einmal zum Abendessen heruntergekommen, worauf meine Frau sich ebenfalls verkrümelt hat.«
    »Aha, das gnädige Fräulein schmollt«, meinte James und zuckte unbeeindruckt die Schultern. »Das kommt öfter vor und ist leicht zu beheben. Hab nur noch keine Lust dazu.«
    »Olala, wenn du dich da nur nicht täuscht. Zumal du ihr noch nicht einmal deine Liebe gestanden hast.«
    Seine Braue machte einen Satz nach oben. »Du hast doch nicht etwa die Absicht, mir gute Ratschläge zu erteilen, To-ny?«
    »Wenn du dir den Schuh anziehst, wie es deine Frau so schön ausdrückt?«
    »Dein Schuh paßt mir doch gar nicht. Bist du nicht der Kerl, der bis zum Hals im Dreck gesteckt ...«
    »Wir sprechen nicht von mir«, wehrte Anthony lakonisch ab. »Schon gut«, beschwichtigte ihn James, um gleich darauf zurückzuschießen: »Wenn ich Roslynn damals nicht den Brief hätte zukommen lassen, der deine Unschuld bezeugte, dann würdest du noch immer auf dem Sofa schlafen.«
    »Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, alter Freund«, nuschelte Anthony zähneknirschend. »Aber ich hatte die Sache schon bereinigt, bevor sie noch deinen Zettel zu Gesicht bekommen hatte.«
    »Meine Herren, wir spielen Whist«, versuchte George Amherst die Aufmerksamkeit wieder auf die Karten zu lenken.
    »Und ich stehe mit zweihundert Pfund in der Kreide, falls es Ihnen entgangen sein sollte.«
    Connie gönnte sich ein herzhaftes Lachen. »Gib's auf, Anthony. Wie ich ihn kenne, bleibt er so lange in seiner eigenen Scheiße hocken, wie es ihm paßt. Außerdem habe ich den Eindruck, daß er das ganze Theater genießt ... den Macht-kampf, weißt du? Solange sie nicht weiß, was er für sie emp-findet, wird auch sie mit ihren Gefühlen hinter dem Berg halten. Das gibt dem Ganzen einen gewissen Reiz, hab ich nicht recht?«
    Bestätigung heischend fixierte Anthony seinen Bruder, erntete aber nur ein wütendes Schnaufen.
    Während die Malory-Brüder wieder ihre Karten aufnah-men, um ihr Spiel fortzusetzen, schlüpfte Georgina unbemerkt durch die Hintertür und stolperte durch finstere An-lagen und Hinterhöfe zur Park Lane, wo sie nach einer bangen Viertelstunde endlich eine klapprige Droschke anhalten konnte, die sie zu den Londoner Docks brachte. Un-glücklicherweise hatte sie den Fahrer schon entlohnt und weggeschickt, als ihr viel zu spät einfiel, daß London ja der größte Hafen der Welt war, und es natürlich mehr als nur ein Dock gab. Da war der London Dock in Wapping, das East India Dock in Blackwall, das Hermitage und das Shad-well Dock - und das waren nur einige von den zahllosen Docks, die sich zu beiden Seiten des Themseufers meilen-weit erstreckten.
    Wie zum Kuckuck sollte sie da ein oder zwei Schiffe ausfindig machen - denn mit mehr Schiffen waren ihre Brüder, angesichts der bekannt knappen Liegeplätze im Londoner Hafen, bestimmt nicht gekommen. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als Erkundigungen einzuziehen, und zwar an den Landungsstegen, wo sich die ankommenden Seeleute aufhielten, oder besser noch in den Hafenkneipen entlang der Kais.
    War sie von allen guten Geistern verlassen, diese Idee überhaupt in Erwägung zu ziehen? Nein, sie war nur stinksauer auf James, der sie einfach in diesem verdammten Haus eingesperrt hatte. Was blieb ihr also anderes übrig?
    Auch wenn es viel sinnvoller und überdies weitaus ungefährlicher gewesen wäre, ihre Brüder bei Tageslicht zu suchen, wußte sie jedoch, daß sie untertags kaum eine Gelegenheit gehabt hätte, sich aus dem Haus zu stehlen.
    Außerdem konnte sie es einfach nicht zulassen, daß ihre Brüder sich in der Gewißheit auf den Heimweg machten, sie wäre auf Gedeih und Verderb diesem heimtückischen Seeräuber ausgeliefert, nur weil sie sie nicht hatten finden können.
    Als sie die Landungsstege erreicht hatte, wo sich die Matrosen gröhlend in den verschiedenen Etablissements amü-
    sierten, schrumpfte ihre Wut, doch dafür wuchs ihre Nervosität. Sie sollte sich wirklich nicht nachts an einem solchen Ort herumtreiben, noch dazu in diesem auffälligen Aufzug.
    Sie trug eines von Reginas wundervollen Kleidern mit pas-sendem Spenzer, der sie jedoch keineswegs vor der feucht-kalten Nachtluft schützte. Und zudem hatte sie nicht die geringste Erfahrung, wie sie die Leute hier ausfragen sollte.
    Ach, wenn doch Mac jetzt an ihrer Seite wäre, dachte sie, als sie zwei schrägen Typen begegnete, die betrunken aus einer Kneipe heraustorkelten und sogleich eine wilde Schlägerei vom Zaune

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