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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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Röcke raffte, die sie an der Flucht hinderten, und allen Anwesenden nicht nur ihre Fesseln, sondern auch noch ihre Waden enthüllte. Doch ein Blick in die Runde zeigte ihm, daß es jeder gesehen und den Anblick sichtlich genossen hatte, was seinem rasendem Zorn die Krone aufsetzte.
    Oben fiel krachend eine Tür ins Schloß. Seine Augen waren nur noch Schlitze, als er seinen Sohn musterte, der nicht Georginas Abgang, sondern statt dessen verstohlen seinen Vater beobachtet hatte.
    »Aha, mein Herr Sohn, ein Ritter ohne Furcht und Tadel«, bemerkte James, die Ruhe selbst.
    Es war der trügerische Tonfall, der Jeremy seine Fassung verlieren ließ. »Ich konnte doch nicht zulassen, daß du denselben Fehler begehst wie Onkel Tony, nur weil du wütend auf das Weibsbild bist, und sie dir auch noch die Schuld in die Schuhe schieben will. Georgie hat Haare auf den Zähnen, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.«
    »Du meinst, ich muß mir für heute nacht ein anderes Bett suchen?«
    »So was in der Richtung, ja.«
    Daß sein Privatleben so unbekümmert vor allen Leuten ausgebreitet wurde, behagte Anthony überhaupt nicht. Seine gelangweilte Miene verdüsterte sich gefährlich, bevor er Jeremy anfauchte: »Wenn dir dein Vater nicht das Fell gerbt, junger Mann, dann werde ich mir wohl die Mühe machen müssen.«
    Ohne auf die Drohung seines Onkels zu reagieren, fragte Jeremy seinen Vater: »Was wirst du jetzt tun?«
    Als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, antwortete James gelassen: »Nach oben gehen und meine Frau verprügeln, was dachtest du denn?«
    Fünf Stimmen erhoben sich augenblicklich zu einem Pro-testgeschrei. Das Ganze war so absurd, daß James schallend anfing zu lachen. Sie sollten ihn doch eigentlich besser kennen, besonders Anthony. Und obwohl er nicht die geringsten Anstalten machte, das Gesagte in die Tat umzusetzen, war die Diskussion noch in vollem Gange, als Dobson aber-mals die Haustüre öffnete und Warren Anderson herein-platzte.
    Anthony sah als erster diesen wutschnaubenden Koloß geradewegs auf seinen Bruder zustürmen, knuffte James in die Rippen und fragte: »Ein Freund von dir?«
    »Verdammt! Feind trifft die Sache schon eher«, fluchte James.
    »Nicht zufällig einer deiner Schwager?« mutmaßte Anthony und ging vorsichtshalber aus dem Weg.
    Zum Antworten kam James nicht mehr, denn Warren war schon bei ihm und holte zu einem rechten Haken aus. Den ersten Schlag konnte James noch elegant abwehren, doch der zweite Schwinger traf ihn so gekonnt in der Magengrube, daß ihm die Luft wegblieb.
    Schwer atmend hörte er Warren höhnisch sagen: »Ich habe aus meinen Fehlern gelernt, Malory.«
    Eine schnelle linke Gerade und eine harte Rechte streckten Warren zu Boden, geradewegs vor James' Füße. »Offensichtlich nicht genug«, kam die trockene Antwort.
    Warren versuchte kopfschüttelnd gegen seine Benommen-heit anzukämpfen, als Anthony sich bei James erkundigte:
    »Ist das der Typ, der dich hängen lassen wollte?«
    »Genau der.«
    Anthony bot Warren seine Hand an, um ihm beim Aufstehen zu helfen, hielt sie aber fest, als Warren sie wieder zu-rückziehen wollte. Mit einem unverhohlenen Drohen in der Stimme herrschte er den ungebeten Gast an: »Na, wie fühlt man sich, wenn der Spieß umgedreht wird, Yankee?«
    »Was soll das heißen?« erkundigte sich Warren lahm.
    »Schau dich doch um. Diesmal befindest du dich nicht im Schoße deiner Familie, sondern in seiner. Ich an deiner Stelle würde meine Fäuste hübsch in der Hosentasche lassen.«
    »Fahr zur Hölle«, knurrte Warren und schaffte es endlich, ihm seine Hand zu entziehen.
    Anthony überhörte diesen frommen Wunsch, lachte nur und gab James mit einem kurzen Seitenblick zu verstehen, daß er seinen Teil beigetragen habe und daß nun James wieder an der Reihe sei. Doch James hatte die Nase endgültig voll. Warren sollte endlich verschwinden, aus seinem Blickfeld, aus England, aus seinem Leben. Wenn der Mann nicht so angriffslustig, unberechenbar und schlichtweg gefährlich gewesen wäre, hätte er ja versucht, ein klärendes Wort mit ihm zu reden. Aber Warren Anderson war nun mal kein Mann der Vernunft. Außerdem konnte James den Mann einfach nicht leiden, verständlicherweise, denn schließlich war er es ja, der ihn nur zu gerne am Strick baumeln sehen wollte. Mit kalter, unheilverkündender Miene setzte ihm James die Pistole auf die Brust: »Du hast die Wahl, entweder wir gehen den harten Weg, dann schlage ich dich zu

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