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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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wachsen hören, George. Vielleicht schaffst du es ja noch, mich fertigzurasieren, bevor wir Jamaika erreichen?«
    Georgina war viel zu verwirrt, als daß sie eine passende Antwort parat gehabt hätte und machte sich schweigend an ihre Arbeit. Ihr Herz raste, und sie spürte ein vehementes Pochen an ihren Schläfen. Das war nur der Schreck, beruhigte sie sich, das hatte gar nichts mit seiner Berührung zu tun ...
    Prüfend besah sie sich ihr Werk und entdeckte kleine Blut-tröpfchen auf seiner Wange, wo sie ihn geschnitten hatte.
    Ohne es überhaupt wahrzunehmen glitten ihre Finger zärtlich über die Wunde und wischten das Blut ab.
    »Ich wollte Ihnen nicht wehtun«, entschuldigte sie sich mit sanfter Stimme - und noch viel sanfter klang seine Antwort:
    »Ich weiß.«
    O Gott, da waren sie wieder, die Schmetterlinge in ihrem Bauch ...
    19. Kapitel
    »Geht's dir nicht gut, Georgie, mein Junge?«
    »Georgie genügt, Mac.«
    »Eben nicht.« Er warf einen kurzen Blick über das Achterdeck, um sich zu vergewissern, daß sie allein waren und sprach dann weiter: »Kürzlich hätte ich dich doch beinahe Georgie-Mädchen gerufen, deshalb will ich mein Gedächtnis ein wenig auffrischen, Georgie-Junge.«
    »Wie du meinst«, gab sie gleichgültig zurück.
    Lustlos griff Georgina in den Korb, der zwischen ihnen stand, zog ein neues Seil heraus, um die Enden aufzutrudeln und es dann mit einem anderen Seilstück zu spleißen. Sie verspürte nicht die geringste Lust, ihre freie Zeit in der Nähe des Kapitäns zu verbringen, deshalb half sie lieber Mac bei dieser langweiligen Arbeit. Mit ihren Gedanken war sie allerdings ganz woanders, und Mac mußte ihr Knüpfwerk mehrmals mit einem Merlinknochen entwirren und warf ihr die Seilenden zurück in den Schoß, damit sie ihre Arbeit noch einmal tun konnte. Georgina schien ihre Fehler gar nicht zu bemerken und sprach auch kein Wort.
    Mac beobachtete sie aufmerksam und schüttelte den Kopf.
    »Mach mir doch nichts vor, ich seh doch, daß es dir schlecht geht. So ruhig und umgänglich wie du bist.«
    Das riß sie ein wenig aus ihren Gedanken. »Ich bin immer so umgänglich.«
    »Nicht, seit du dir diese verrückte Idee, nach England zu segeln, in den Kopf gesetzt hast. Seitdem wir auf diesem Schiff sind, bist du unausstehlich.«
    Jetzt war sie wieder anwesend und sofort kampfbereit.
    »Laß mich doch in Ruhe«, keifte sie bissig, »es hat dich kein Mensch gezwungen, mich zu begleiten. Ohne dich wäre ich genauso gut nach England gekommen.«
    »Du weißt ganz genau, daß ich dich niemals hätte alleine fahren lassen. Hätte ich dich vielleicht einsperren sollen?
    Wenn ich's mir recht überlege, wäre das eh viel vernünftiger gewesen.«
    »Ja, vielleicht hast du recht.«
    Ihr Seufzen bestätigte seine Vermutung. »Also stimmst du mir zu. Zeitweise hast du dich ja recht merkwürdig benommen. Läßt dich der Kapitän so hart arbeiten?«
    Hart? Das konnte sie eigentlich nicht behaupten. Tatsache war, daß sie nicht einmal die Hälfte der Arbeiten, die ihr der Kapitän angekündigt hatte, erledigen mußte. Gewöhnlich war er bereits aufgestanden und teilweise angekleidet, bevor sie erwachte. Seine Stimmungen konnte sie mittlerweile ganz gut einschätzen, sie reichten von seiner üblichen Flegel-haftigkeit bis hin zu übelstem, höhnischem Spott, wenn er verärgert war. An jenem Morgen, als sie es geschafft hatte, noch vor ihm aus den Federn zu kriechen, war er allerdings stinksauer gewesen. Sie mußte ihm sogar beim Ankleiden helfen, und seine bissigen Kommentare ließen darauf schlie-
    ßen, daß das die Strafe für ihre Voreiligkeit war. Also hatte sie beschlossen, ab jetzt die Langschläferin zu mimen. In-brünstig hoffte sie nur, niemals wieder in eine derart nerven-aufreibende Situation zu geraten; seine Nähe war schon so unerträglich genug - aber wenn er in einer solchen Stimmung war, konnte sie es kaum aushalten. Gott sei Dank war so etwas nicht mehr vorgekommen, und Gott sei Dank hatte er sie auch nie gebeten, ihm abends beim Ausziehen zu helfen, bevor er ins Bad stieg.
    Selbst die Badezeremonie erwies sich nicht als tägliche Pflicht, wie er es angekündigt hatte. Er bestand zwar immer noch darauf, daß sie ihm den Rücken einseifte, doch zweimal in der vergangenen Woche hatte er auf sein Bad verzichtet und ihr statt dessen großzügig angeboten, seine Wanne zu benützen. Selbstverständlich hatte sie sein Angebot abgelehnt. Noch war sie nicht bereit, das Risiko einzugehen, sich in

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