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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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seiner Kabine nackt auszuziehen - obwohl er das Schild an der Türe stets beachtete.
    Ja, und dann das Rasieren. Beim ersten Mal war ihr, als würde eine Schar Schmetterlinge in ihrem Magen herumwir-beln. Hätte sie noch eine Weile neben ihm stehen müssen, dieser Morgen hätte sicher ein anderes Ende genommen.
    Statt dessen hatte sie mit einigen schnellen Bewegungen sein Kinn abgeschabt, das Handtuch hingeschmissen und war wie der Blitz aus der Kabine gerannt, bevor er sie aufhalten konnte. Über die Schulter hatte sie noch zugerufen, daß sie gleich wieder mit dem Frühstück zurück sei.
    Tatsächlich bat er sie nur noch ein einziges Mal, ihn zu rasieren, und nachdem sie ihn dabei derart oft geschnitten hatte, bemerkte er in seinem sarkastischen Tonfall, daß es klü-
    ger wäre, sich einen Bart wachsen zu lassen. Er tat es aber nicht. Die meisten Männer der Besatzung ließen sich aus Be-quemlichkeit einen Bart stehen, auch der erste Steuermann, doch der Kapitän rasierte sich fortan selbst.
    Auch beim Abendessen mußte sie ihm nie vorlegen, denn entweder aß er direkt vom Tablett, oder schickte sie gleich wieder hinaus, wenn sie den Tisch gedeckt hatte. Und noch kein einziges Mal hatte er sie während der Nacht geweckt, wie er es ihr anfangs angedroht hatte.
    Im großen und ganzen hatte sie recht wenig zu tun und ei-ne Menge Zeit für sich selbst, die sie meist in der Kabine verbrachte, aber nur, wenn er nicht da war. Ansonsten traf sie sich mit Mac oben an Deck. Wenn sie sich also komisch be-nahm, dann war es einzig und allein die Schuld von James Malory, und nicht wegen der Arbeit.
    Die knappe Woche, die sie bereits an Bord verbracht hatte, erschien ihr wie eine Ewigkeit. Ständig standen ihre Nerven unter Hochspannung, sie hatte kaum Appetit und litt unter Schlaflosigkeit. Vor allem wurde ihr jedesmal übel, wenn er in ihre Nähe kam, sie so merkwürdig ansah, und sogar, wenn sie ihn zu lange anstarrte. Und verständlicherweise jedesmal, wenn er mit seinem schamlos nackten Körper im Zimmer herumstolzierte, was jeden Abend der Fall war.
    Kein Wunder, daß sie so schlecht schlief und langsam ein Nervenbündel wurde; kein Wunder auch, daß Mac es bemerkte.
    Eigentlich hätte sie es vorgezogen, nicht darüber zu sprechen, denn sie war selbst viel zu verwirrt von ihren Gefühlen. Doch Mac saß da, fixierte sie mit seinem Blick und wartete auf eine Antwort. Vielleicht konnte er ihr ja ein paar väterliche Ratschläge erteilen, und die ganze Angelegenheit würde in einem anderen Licht erscheinen.
    »Die Arbeit ist gar nicht so anstrengend«, gab Georgina zu, sah dabei aber nicht von dem Seilende in ihrem Schoß auf. »Das Schlimme daran ist, ausgerechnet einen verdammten Engländer zu bedienen ...«
    »Aha, so läuft der Hase also. Hast es wohl schon wieder eilig, abzuhauen ...?«
    Ihr Kopf schnellte nach oben. »Eilig?«
    »Ja, ja, Madam Ungeduld. Hals über Kopf mußte sie England und alles, was damit zu tun hat, verlassen, und jetzt sieht es so aus, als ob ihre Ungeduld sie genau dahin gebracht hätte, wovor sie weggerannt ist. Und daß er auch noch ein Lord sein muß, setzt dem ganzen die Krone auf.«
    »Zumindest benimmt er sich so«, meinte sie verächtlich.
    »Aber ich bezweifle, daß er in Wirklichkeit einer ist. Gibt es nicht irgendwelche Gesetze, die Handel und Adel trennen?«
    »Ja, so was gibt's schon, aber es halten sich nicht alle daran. Außerdem hat er keine Fracht geladen, soviel ich weiß, und deshalb treibt er genaugenommen auch keinen Handel; zumindest nicht auf dieser Fahrt. Mir ist aber auch zu Ohren gekommen, daß er ein Adliger ist, ein Vicomte sogar.«
    »Wie schön für ihn«, spöttelte sie höhnisch und ließ einen tiefen Seufzer folgen. »Du hast recht, das macht es tatsächlich nicht einfacher. Ein verdammter Aristokrat - wie konnte ich nur daran zweifeln.«
    »Schau, betrachte deine Situation einfach als Strafe für deine übereilten Entscheidungen; du wolltest ja nicht abwarten, bis wir ein anderes Schiff gefunden hätten. Und vielleicht ziehen deine Brüder deinen Leidensweg ins Kalkül, bevor sie dir die Hölle heiß machen, wenn du nach Hause kommst.«
    Ihr Gesicht verzog sich zu einem dünnen Lächeln. »Ich danke dir Mac, auf deinen Galgenhumor kann man sich verlassen. Wie tröstlich.«
    Er brummelte irgend etwas Unverständliches und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu. Georgina folgte seinem Beispiel, doch schon bald ließ sie die Hände wieder in den Schoß sinken und

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