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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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anderem ...
    25. Kapitel
    Es fiel Georgina immer schwerer, die Rolle des Schiffsjungen George MacDonell zu spielen. Sie näherten sich jetzt den Westindischen Inseln und James wollte sie auch dann in seiner Nähe wissen, wenn er an Deck war. Sie hatte alle Mühe, ihre wahren Gefühle aus ihrem Mienenspiel zu verbannen, denn jedesmal, wenn sie James nur ansah, überfiel sie eine Welle von Zärtlichkeit und Begehren.
    Doch sie hatte sich unter Kontrolle oder bildete es sich zumindest ein. Manchmal jedoch bezweifelte sie, daß einige Mannschaftsmitglieder so ahnungslos waren, wie sie vorga-ben, wenn sie ihr jetzt plötzlich im Vorbeigehen ein Lächeln zuwarfen oder ein betont freundliches »Guten Morgen‹, nachdem sie sie zu Anfang kaum eines Blickes gewürdigt hatten.
    Sogar der streitsüchtige Artie und Henry, der mürrische Franzose, waren jetzt viel höflicher zu ihr. Natürlich, das en-ge Zusammenleben auf einem Schiff verbindet, sie waren nun schon bald einen Monat unterwegs. Bis zum Ende der Reise mußte sie noch unerkannt bleiben, das war ihre einzige Sorge und galt Macs Wohl ... nein, in erster Linie wohl eher ihrem eigenen, denn wenn Mac herausfinden sollte, daß der Kapitän ihr Liebhaber war, dann konnte sie sich lebhaft vorstellen, was sie von ihm zu erwarten hatte. Er würde vor Zorn an die Decke springen, und das mit gutem Grund. War das alles überhaupt Wirklichkeit? Manchmal zweifelte sie daran.
    Es war Wirklichkeit. James war ihr Liebhaber, wie man so schön sagte, aber liebte sie nicht wirklich, doch zweifellos begehrte er sie - und sie begehrte ihn. Nach ihrer zweiten Liebesnacht konnte er es wahrlich nicht mehr leugnen. So einen Mann trifft man auch nur einmal im Leben - wenn überhaupt. Weshalb, in Gottes Namen, sollte sie diese einmalige Chance ungenutzt verstreichen lassen? Schon bald würden sie Abschied voneinander nehmen müssen, jeder seines Weges gehen; er würde sich um seine Geschäfte kümmern, und sie mit dem ersten Skylark-Schiff Jamaika verlassen. Und was würde sie dann zu Hause erwarten?
    Ein eintöniges Leben, ein Tag so langweilig wie der andere, ohne Höhepunkte, ohne einen Mann an ihrer Seite - nur die Erinnerung an diesen einen und ihre einsamen Träume und Phantasien.
    Im Moment versuchte sie jedoch, die Gedanken an die unvermeidliche Trennung zu verscheuchen, sie wollte sich das Hier und Jetzt nicht trüben lassen, sondern jeden Augenblick mit diesem unwiderstehlichen Wüstling' voll aus-kosten.
    Und das tat sie gerade, lehnte an der Reling des Zwischendecks und beobachtete ihn, wie er mit Connie über eine See-karte gebeugt dastand, den neuen Kurs besprach und sie nicht beachtete. Eigentlich wäre es ihre Aufgabe gewesen, die Befehle und Anweisungen des Kapitäns weiterzugeben, doch nur selten schickte er sie mit einem Auftrag fort; meistens übertrug er diese Aufgabe Connie, der die Befehle dann laut brüllend an Deck weitergab.
    So unbeachtet dazusitzen tat ihr im Augenblick sehr gut, so konnte sie sich von dem Blick, den er ihr zuletzt zugeworfen hatte, ein wenig erholen: ein Blick, so feurig und voller lüsterner Versprechen. Wer sie jetzt gesehen hätte, hätte denken müssen, sie hätte heute morgen zuviel Sonne erwischt, so sehr war sie in freudiger Erwartung errötet. Morgens, mittags, nachts - ihre Liebesspiele waren an keinen Zeitplan gebunden. Wenn er sie begehrte, ließ er es sie unmißverständlich spüren, und egal um welche Stunde, stets willigte sie mit Wonne ein.
    Georgina Anderson, was bist du nur für ein schamloses Luder geworden!
    Sie lächelte nur über ihr schlechtes Gewissen: Danke viel-mals, das weiß ich selbst, trotzdem genieße ich jeden Augenblick mit ihm.
    Oh Gott, und wie sie es gerade genoß dazusitzen, ihn zu beobachten und ihr Kribbeln im Bauch zu spüren, ihre ›Seekrankheit‹, die er schon bald auf seine spezielle Art kurieren würde. Er hatte seine Jacke abgelegt, und der warme Wind, der seit den letzten Tagen beständig wehte, plusterte sein langärmliges, vorne zusammengeschnürtes Hemd auf, in dem er so unverschämt anziehend aussah. Sie mußte immer an einen Piraten denken, mit seinem goldenen Ohrring, den engen Hosen und den kniehohen Stiefeln. Der Wind umschmeichelte ihn, liebkoste seine kräftigen Glieder, so wie sie es jetzt am liebsten getan hätte ... War sie wirklich dabei, sich zu erholen?
    Aus purem Selbstschutz - um ihn nicht auf der Stelle in seine Kabine zu schleppen, wie er es schon so oft mit ihr getan hatte - riß

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