Malory
Gott, ich liebe dein Temperament, mein Schatz, wirklich! Soviel Gift und Galle in einem so kleinen Persönchen.« Er beugte sich über das Schachspiel und zupfte sie scherzhaft an den Haaren. »Ich habe deinem Freund selbstverständlich nichts von uns erzählt. Wir haben uns nur über das Schiff unterhalten, das war alles.«
Hätte er Mac wiedererkannt, dann hätte er es bestimmt er-wähnt - und Mac ebenfalls. Georgina beruhigte sich wieder ein wenig.
»Du hättest dir ruhig eine mit dem Schachbrett überbraten lassen sollen, James«, kam sie auf das Spiel zurück, »denn du verlierst ohnehin.«
»Den Teufel werde ich«, brummte er. »In drei Zügen bist du matt.«
Vier Züge später befand sich James allerdings in einer derart verzwickten Situation, daß er ein neues Ablenkungsmanöver starten mußte. »Warum willst du eigentlich nach Jamaika?« fragte er ganz beiläufig.
»Weil du dorthin fährst«, grinste Georgina frech.
Und schon bebte seine Augenbraue, genau wie sie es erwartet hatte. »Oh, soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen?«
»Nein, keineswegs. Dein Schiff war zufällig das erste, das in Richtung meiner Heimat ablegte und nicht unter englischer Flagge fuhr. Hätte ich jedoch geahnt, daß du Engländer bist ...«
»Wollen wir uns schon wieder deshalb streiten?«
»Aber nein«, erwiderte sie lachend. »Und was ist mit dir?
Kehrst du für länger nach Jamaika zurück, oder ist es nur ein Besuch?«
»Beides. Jamaika war lange Jahre meine Heimat, doch ich bin entschlossen, nach England zurückzukehren. Ich muß nur noch einige Dinge dort regeln.«
»Oh«, entschlüpfte es ihr und sie hoffte, er möge ihre Enttäuschung überhört haben. Sie hätte einfach nicht von vorne-herein annehmen dürfen, daß er auf Jamaika wohnte, nur weil Mac gesagt hatte, daß dieses Schiff von den Westindischen Inseln komme. Jamaika wäre wenigstens ein akzepta-bles Ziel gewesen - nach England hingegen wollte sie nie wieder. Nun, noch war diese Reise nicht vorüber und ...
Halt, wo war sie nur schon wieder mit ihren Gedanken? Daß es etwa eine Zukunft für sie und diesen Mann gäbe, wo sie doch genau wußte, daß ihre Familie ihn niemals akzeptieren würde. Außerdem war sie sich keineswegs im klaren darü-
ber, was sie für diesen Mann empfand - abgesehen von hem-mungsloser Leidenschaft.
»Also wirst du dich nicht lange dort aufhalten?« folgerte sie.
»Nein, bestimmt nicht. Ein Bekannter ist daran interessiert, mir meine Plantage abzukaufen. Eigentlich hätte ich die Angelegenheit auch schriftlich abwickeln können.«
Dann würden sich ihre Wege wohl nicht mehr kreuzen, dachte sie enttäuscht. »Ich bin froh, daß du dich doch persönlich darum kümmerst.«
»Ganz meinerseits, meine Liebe. Und wohin willst du?«
»Nach Hause natürlich. Nach Neuengland.«
»Aber doch nicht sofort, hoffe ich?«
Sie zuckte nur die Schultern und ließ seine Frage unbe-antwortet. Einerseits hängt es von ihm ab, aber das konnte sie ihm nicht gestehen, andererseits natürlich davon, wann ein Skylark-Schiff in Jamaika eintreffen würde, das jedoch wollte sie ihm nicht sagen. Und im Moment hatte sie auch gar keine Lust, soweit vorauszudenken. Um ihn von diesem verfänglichen Thema abzubringen, setzte sie ihn schachmatt.
»Verdammt«, rief er aus und starrte auf das Brett. »Sehr schlau, George, mich abzulenken, um mich zu besiegen.«
»Ich? Du hast mich doch dauernd mit deinen Fragen gelö-
chert. Typisch Mann«, konterte sie, »immer eine Ausrede parat, wenn er gegen eine Frau verliert.«
Schmunzelnd packte er sie und zog sie zu sich herüber.
»Hier geht's nicht um Fragen, Geliebte, du hast mich mit deinem unverschämt anziehenden Körper abgelenkt - und dafür verliere ich gerne ein Spiel.«
»Ich hab doch ein Hemd an«, protestierte sie.
»Aber nichts darunter!«
»Du mußt gerade reden, mit deinem knappen Mäntel-chen«, gab sie neckisch zurück und ließ ihre Finger über den seidigen Stoff gleiten.
»Oho, habe ich dich also auch verwirrt?«
»Diese Frage beantworte ich nicht.«
»Komm schon, erzähl mir bloß nicht, daß dir dazu keine Antwort einfällt«, entgegnete er mit gespielter Belustigung.
»Und ich habe schon an meinen Fähigkeiten gezweifelt.«
»Andere mit deinen Anzüglichkeiten zu überfahren?«
»Ganz genau, Liebling. Aber solange ich dich damit zum Schweigen bringe ...«
Darauf hätte sie noch eine passende Antwort parat gehabt, doch nach wenigen Augenblicken stand ihr der Sinn nach etwas
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