Malory
schüttelte.
Clinton ließ vergrämt die Mundwinkel hängen. Die ganze Familie bewunderte Thomas, weil er in allen Situationen die Ruhe bewahren konnte - und Warren bewunderte ihn am al-lermeisten. Er nahm sich Thomas' Kritik auch stets zu Herzen, wohingegen er Clintons Bemerkungen meistens miß-
achtete, ein Umstand, der Clinton maßlos ärgerte, zumal Thomas vier Jahre jünger war als Warren und auch noch einen halben Kopf kleiner.
»Du vergißt dabei, daß du mit uns einer Meinung warst, Drew, als wir dieser lächerlichen Verlobung zugestimmt haben«, betonte Clinton. »Keiner von uns hat damals ernsthaft geglaubt, daß Georgina diesen Kerl wirklich liebte. Sie war doch mit ihren sechzehn Jahren noch ein Kind ...«
»Aus welchen Gründen wir damals zugestimmt haben, spielt doch keine Rolle mehr. Jetzt geht es ausschließlich darum, daß sie einfach abgehauen ist und uns offensichtlich eines Besseren belehrt hat«, überlegte Drew.
»Quatsch, alles was sie uns gezeigt hat, ist, daß sie unglaublich treu ... und wahnsinnig stur ist«, erwiderte Clinton ungerührt. »Außerdem bin ich mit Warren einer Meinung, daß sie diesen Cameron nicht wirklich geliebt hat.«
»Warum hat sie dann wohl sechs Jahre gewartet?«
»Jetzt stell dich doch nicht dümmer als du bist, Drew«, platzte Warren ihm ins Wort. »Die Situation auf dem Hei-ratsmarkt hat sich doch die letzten Jahre kaum verändert. Es gibt einfach zu wenig unverheiratete Männer in der Stadt, weshalb sollte sie da nicht auf Camerons Rückkehr warten?
Sie hat eben in der Zwischenzeit keinen anderen gefunden, der ihr gefallen hat. Hätte sie einen gefunden, dann hätte sie diesem Burschen aus Cornwall sofort den Laufpaß gegeben, darauf kannst du wetten, mein Lieber.«
»Warum hat sie sich dann heimlich auf den Weg gemacht, um ihn zu finden?« erkundigte sich Drew aufbrausend.
»Kannst du mir das vielleicht erklären?«
»Anscheinend war sie der Auffassung, nun lange genug gewartet zu haben. Clinton und ich waren übrigens derselben Meinung. Er wollte sie schon mit nach New Haven nehmen, wenn er das nächste Mal seine Kinder besucht hätte.
Seine Schwiegermutter nimmt immer noch gerne an dem ge-sellschaftlichen Trubel dort in der Stadt teil.«
»Welcher gesellschaftliche Trubel?« ließ Drew nicht locker.
»New Haven ist doch nicht größer als Bridgeport.«
»Wenn das nichts gebracht hätte, wäre ich mit ihr nach New York gefahren.«
»Du?«
Warrens finsterer Blick wurde immer bedrohlicher.
»Glaubst du, ich wüßte nicht, wie man eine Dame ausführt?«
»Eine Dame schon - aber nicht deine Schwester. Welcher Mann würde sich denn in ihre Nähe wagen, mit einem Griesgram wie dir an ihrer Seite?«
Das gab Warren den Rest, er sprang auf und seine Augen blitzten vor Wut. »Ich bin kein ...«
»Wenn ihr beiden vielleicht aufhören könntet, euch gegenseitig zu provozieren«, unterbrach sie Thomas, ohne seine Stimme zu erheben, »dann würdet ihr feststellen, daß ihr schon lange am Thema vorbeiredet. Welche edlen Pläne ihr mit ihr hattet, ist im Moment völlig unwichtig. Es geht doch nur um die Tatsache, daß Georgina schon ganz krank ist vor lauter Gram. Als sie geweint hat ... hast du sie dann einmal gefragt, weshalb, Drew?«
»Weshalb?« rief Drew aufgebracht. »Weshalb wohl? Sie hat Liebeskummer, das sieht man doch.«
»Aber gesagt hat sie dir das nicht?«
»Brauchte sie doch gar nicht. Das erste, was sie mir in Jamaika erzählte, war, daß Malcolm eine andere geheiratet hat, und dann brach sie auch schon in Tränen aus.«
»So geknickt kann sie gar nicht sein«, ergriff Clinton das Wort. »Sie ist verdammt großspurig, wenn du mich fragst, nachdem sie neulich abends so glimpflich davongekommen ist. Die Idee mit der verdammten Party ist auch auf ihrem Mist gewachsen, und sie ist schon den ganzen Tag mit den Vorbereitungen beschäftigt.«
»Nun, heute morgen war sie gar nicht hier unten. Wahrscheinlich versteckt sie sich in ihrem Zimmer, weil ihre Augen ganz verquollen sind.«
Stirnrunzelnd nahm Thomas die Sache in die Hand. »Es ist an der Zeit, daß jemand ein ernstes Wort mit ihr redet. Clinton, wie wär's mit dir?«
»Zum Teufel, von solchen Dingen verstehe ich nichts.«
»Warren?«
Doch
bevor
Warren
antworten
konnte,
schmunzelte Thomas. »Nein, du besser nicht.«
»Ich mach's«, bot sich Drew widerwillig an.
»Du mit deinen Vermutungen. Und wenn sie wieder an-fängt zu heulen, fällst du doch voll auf ihre Gefühlsduselei
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