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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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vielleicht aufgehört...«
    »Hab ich richtig gehört, Georgina Anderson?«
    Sein tadelnder Ton trieb ihr augenblicklich eine heiße Röte auf die Wangen; sie hatte im Moment vergessen, daß sie mit ihrem Bruder sprach.
    »Um Himmels Willen. Thomas«, brachte sie zu ihrer Verteidigung an. »Glaubst du wirklich, ich habe keinen blassen Schimmer vom Leben?«
    »Nicht mehr, als es sich für dein Alter geziehmt, und das ist reichlich wenig, was diese Seite des Lebens anbelangt.«
    Seufzend, aber unerschüttert fuhr sie fort: »Du machst wohl Witze? Nach all den Gesprächen, die ich in diesem Haus mitgekriegt habe? Zugegeben, es schickt sich nicht zu lauschen - aber wenn das Thema soo faszinierend ist ...«
    Grinsend beobachtete sie Thomas, wie er seinen Kopf geschlagen gegen den Bettpfosten sinken ließ und die Augen schloß. »Hab ich dich überzeugt, Thomas?«
    Er blinzelte mit einem Auge. »Du hast dich sehr verändert, Georgina. Clinton nennt es großspurig, aber ich würde es anders nennen ...«
    »Selbstbewußtsein? Und es wurde auch langsam Zeit da-für, meinst du nicht auch, Thomas?«
    »Eigensinn trifft es wohl eher.«
    »Ja, ein wenig auch davon«, grinste sie.
    »Und ausgesprochen unverschämt bist du obendrein.«
    »Das hat man mir kürzlich schon gesagt.«
    »Nun!«
    »Nun was?«
    »Der Grund dafür, daß ich nach Hause komme und eine völlig verwandelte Schwester vorfinde?«
    Überheblich zog sie die Schultern hoch. »Ich glaube, ich habe gerade herausgefunden, daß ich über mein Leben sehr gut selbst entscheiden, und auch die Konsequenzen dafür tragen kann.«
    »Meinst du damit deinen Ausflug nach England?« erkundigte er sich vorsichtig.
    »Zum einen.«
    »Und zum anderen?«
    »Daß ich nicht heiraten werde«, brachte sie nun leise heraus, und er dachte, sie spiele auf Malcolm an.
    »Das wissen wir doch, Liebling, aber ...«
    »Niemals!«
    Diese letzte Bemerkung schlug ein wie eine Bombe, gerade weil Thomas instinktiv spürte, daß Georgie sie nicht aus irgendeiner melodramatischen Anwandlung heraus gesagt hatte, sondern in vollem Ernst.
    »Ist das nicht ... ein bißchen übertrieben?«
    »Nein«, antwortete sie schlicht.
    »Aha, ich verstehe ... nein, eigentlich doch nicht. Sieht so aus, als ob ich mit meinen Annahmen ebenso daneben liege wie Drew. Weil wir gerade von ihm sprechen, er ist aufs höchste beunruhigt.«
    Georgina erhob sich von ihrem Bett. Seinem Tonfall konnte sie entnehmen, daß das Gespräch bald in eine Richtung laufen würde, die ihr im Augenblick überhaupt nicht in den Kram paßte. »Thomas ...«
    »Er hat gehört, wie du letzte Nacht geweint hast.«
    »Thomas, ich habe nicht...«
    »Er ist überzeugt, daß du an gebrochenem Herzen leidest.
    Stimmt das Georgie?«
    Seine Stimme klang so einfühlsam und verständnisvoll, daß sie zu Tränen gerührt war. Rasch wandte sie sich ab und drehte ihm den Rücken zu, bis sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hatte. Thomas wartete geduldig.
    Schließlich flüsterte sie hilflos: »Ja, so fühle ich mich.«
    Noch vor ein paar Stunden wäre es Thomas nicht in den Sinn gekommen, eine solche Frage zu stellen, aber jetzt sollte Schluß damit sein, dauernd im Dunkeln zu tappen. »Wegen Malcolm?«
    Erschrocken fuhr sie herum. Sie hatte gehofft, daß das Thema erledigt sei, doch Thomas war einfach zu scharfsin-nig und auch zu hartnäckig, um sich abwimmeln zu lassen.
    Ihn täuschen zu wollen war vergebliche Liebesmühe, aber sie wollte partout nicht über James sprechen. Allein der Gedanke an ihn würde sie wieder in Tränen zerfließen lassen, und sie wollte doch nicht mehr wegen ihm weinen. Verdammt, sie hatte gehofft, die Tränen von gestern nacht würden eine Zeitlang vorhalten.
    Seufzend ließ sie sich aufs Bett fallen. »Ach, ich wünschte, ich würde mich jetzt so fühlen wie damals, als ich Malcolms Schwindel entdeckte. Meine Gefühle waren ganz einfach ... und schnell verschwunden. Ich war nur maßlos wü-
    tend.«
    »Dann hat dein Schwermut offenbar einen anderen Grund?«
    »Schwermut?« lachte sie bitter. »Diesen Zustand kann man nicht mit Worten beschreiben.« Dann richtete sie eine Frage an ihn: »Warum bist du noch nicht verheiratet, Thomas?«
    »Georgie ...«
    »Geduld, mein Lieber. Warum nicht?«
    »Ich hab' die Richtige noch nicht gefunden.«
    »Aber du bist noch auf der Suche?«
    »Natürlich.«
    »Clinton nicht, obwohl es schon so viele Jahre her ist, seit seine Frau gestorben ist. Er sagt, er möchte das Ganze nicht noch einmal

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