Malory
durchmachen. Warren auch nicht, er knabbert immer noch an der letzten Enttäuschung. Aber irgendwann wird er sich wieder eine Frau suchen, so verrückt wie der nach Kindern ist. Boyd will noch nicht heiraten, er sagt, er sei noch viel zu jung, um sich zu binden. Drew hingegen will das Vergnügen, den Damen den Hof zu machen, noch eine Weile genießen ...«
»Das hat er dir gesagt?« Thomas war kurz davor, doch noch seine Stimme zu erheben.
»Aber nein«, grinste sie verschmitzt. »Das habe ich nur zu-fällig mitangehört.«
Thomas bedachte sie mit einem mißbilligendem Blick.
»Worauf willst du hinaus, Georgina? Daß du beschlossen hast, dich nicht einmal mehr nach einem anderen umzuse-hen?«
»Nein, ich habe nur jemanden kennengelernt, der eine ganz andere Meinung zum Thema Heiraten vertritt. Er wür-de die Hölle jederzeit dem Traualtar vorziehen.«
»Mein Gott!« rang Thomas nach Luft, als ihm allmählich die Sache dämmerte. »Kein Wunder, daß du dich so seltsam benommen hast. Wer ist es?«
»Ein Engländer.«
Sie duckte sich schon in Erwartung eines furchtbaren Zor-nesgewitters. Doch das war Thomas. Er fragte nur: »Wie ist sein Name?« Georgina hatte indes schon mehr verraten, als ihr lieb war.
»Sein Name spielt keine Rolle. Du wirst ihn nicht kennenlernen, und ich werde ihn niemals wiedersehen.«
»Wußte er über deine Gefühle ihm gegenüber Bescheid?«
»Nein ... oder vielleicht doch. Ich weiß es nicht.«
»Und wie stand er zu dir?«
»Er mochte mich schon sehr.«
»Aber nicht genug, um dich zu heiraten?«
»Ich sagte dir doch, Thomas, er glaubt, Heiraten sei die größte Dummheit, die man begehen kann. Das waren exakt seine Worte und zweifellos dazu gedacht, mir keinerlei Hoffnungen zu machen.«
»Das tut mir leid, Liebling, wirklich. Trotzdem sollten sie dich nicht gegen eine Ehe einnehmen. Es gibt noch andere Männer, vielleicht nicht hier in Bridgeport, aber Clinton will dich mitnehmen nach New Haven, wenn er unsere beiden Nichten besucht. Und wenn dir dort keiner den Hof macht, dann hat sich Warren überlegt, dich nach New York einzula-den.«
Über soviel Einfallsreichtum ihrer Brüder mußte sie lä-
cheln, sie meinten es wirklich gut mit ihr. Und sie würde sich freuen, ihre Nichten wiederzusehen. Als Clintons Frau starb, wollte sie die beiden Mädchen aufziehen, doch damals war sie gerade zwölf und wurde selbst mehr oder weniger nur von Kindermädchen großgezogen, wenn nicht zufällig einer ihrer Brüder zu Hause war. So hatte man beschlossen, die Kleinen ihren Großeltern in New Haven anzuvertrauen, denn Clinton war oft unterwegs und konnte sich selbst wenig um sie kümmern. Glücklicherweise war New Haven nicht allzuweit von Bridgeport entfernt.
Doch falls sie verreisen sollte, mußte es bald geschehen, bevor ihr Zustand sichtbar und die Hölle losbrechen würde.
Die einzige Hoffnung, die ihr blieb war, daß bis dahin die meisten ihrer Brüder wieder auf See weilen würden.
Im Augenblick war ihr jedes Mittel recht, diese unangenehme Unterhaltung zu einem Ende zu bringen, bevor Thomas noch weiter in sie dringen würde.
»Ich werde fahren, Thomas ... wenn du mir versprichst, den anderen nicht zu erzählen, was ... was ich dir eben anvertraut habe. Sie könnten niemals verstehen, daß ich mich in einen Engländer verliebt habe. Ich verstehe es ja selbst nicht. Weißt du, am Anfang konnte ich ihn nicht ausstehen, seine Überheblichkeit und Arroganz, seine ... Ach, du weißt ja selbst, wie diese verdammten Lords sich benehmen.«
»Auch noch ein Lord?« rollte er erschüttert mit den Augen. »Du hast recht, das kann ich unseren lieben Brüdern weiß Gott nicht erzählen. Die würden ja auf der Stelle einen neuen Krieg anzetteln.«
31. Kapitel
»Um Himmels willen, Georgie! Wie kannst du einem Mann nur so was antun?«
Geflissentlich überhörte Georgina Drews scharfen Tonfall.
»Was antun?« erkundigte sie sich unschuldig, obwohl sie an der Art, wie er verkrampft die Vase festhielt, bemerkte, daß er sie beinahe vor Schreck fallengelassen hatte, als sie ins Zimmer gekommen war. Sie konnte sich jedoch beileibe nicht vorstellen, was ihn so aus der Fassung gebracht hatte.
»In einem solchen Aufzug hier reinzuschneien«, erklärte er empört und ließ seinen Blick abschätzig über ihr knappge-schnittenes Abendkleid schweifen.
»Um Himmels Willen, Drew, was soll ich denn sonst anziehen, wenn wir eine Abendgesellschaft geben? Soll ich vielleicht in den alten Klamotten
Weitere Kostenlose Bücher