Malory
hatte.
»Sag, geht es dir gut?«
»Uns fehlt nichts. Wir hatten reichlich zu essen und einmal die Woche Ausgang, aber der Gestank war lästig.«
Endlich konnte Gabrielle die Tür öffnen und sich selbst ein Bild machen. Vor ihr stand ihr Vater mit langem Haar und Bart und grinste sie an. Als sie ihm um den Hals fiel, sagte sie lachend: »Schau dich mal an, du bist ganz struppig.«
»Ich schwöre, dass ich nach einem Barbier verlangt habe, doch sie haben gedacht, ich mache Spaß«, scherzte er. »Aber wie kommst du hierher und was ist da oben los?«
»Ich habe eine Menge Hilfe mitgebracht. James Malory und seinen amerikanischen Schwager mitsamt ihren Mannschaften.«
»Pierre?«
»Keine Ahnung«, musste Gabrielle zugeben. »Sie kämpfen noch.«
Ihr Vater nahm sie bei der Hand. »Na dann raus hier. Verdammt, hoffentlich lebt Pierre noch. Ich will auch ein Stück von ihm.«
Kapitel 51
Drew war zum ersten Mal in seinem Leben rasend vor Angst.
Er hatte sich zum Hauptgebäude durchgekämpft und die wenigen oberen Räume durchsucht, doch statt Gabrielle, mit der er gerechnet hatte, fand er dort nur eine rothaarige Frau, die ärgerlich ihre Sachen packte.
»Wo hat Lacross seine Gefangene hingebracht?«, fragte er sie. Doch die Frau warf ihm bloß einen kurzen Seitenblick zu und sagte: »Ich habe sie gehen lassen, als die Schießerei anfing.
Wenn sie schlau ist, versteckt sie sich.«
Drew rannte die Treppe hinab wieder nach draußen. Sofort fiel ihm auf, dass noch mehr Männer aufgetaucht waren, die mithalfen, die wenigen Piraten zu bezwingen, die noch aufrecht standen. So wie sie aussahen, schien es sich um Gefangene zu handeln, die aus dem Kerker befreit worden waren. Er musste nicht lange überlegen, wer sie wohl herausgelassen hatte. Dann entdeckte er sie am Rande des Getümmels und lief sofort auf sie zu.
Gabrielle sah ihn über den Hof auf sie zueilen. Sie tat das ihre, um die Entfernung zwischen ihnen zu überbrücken, und warf ihm die Arme um den Hals, als sie zusammentrafen. Der Boden unter den Füßen ging ihr verloren, so fest umarmte er sie, und dann küsste er sie ein ums andere Mal, er schien gar nicht mehr damit aufhören zu wollen.
»Mein Gott, der Gedanke, dass er dich in die Hände bekommen hat .. «, fing er an.
Gleichzeitig sagte Gabrielle: »Ich hatte schreckliche Angst, als ich dachte, du wärst gefangen worden!«
»Waren wir auch, aber James konnte freikommen und hat den Spieß umgedreht ...«
»Oh Gott, Drew, ein paar Minuten später und .. «
»Er hat dich doch nicht angefasst?«
»Nein, die Schüsse haben ihn abgelenkt. Und da in der Halle niemand mehr war, der mich hätte aufhalten können, habe ich den Kerker gesucht und meinen Vater freigelassen.«
Erst nachdem sie ihm alles erzählt hatte, fing sie an zu zittern. Drew spürte es und versuchte, sie zu beruhigen. Nun da er sie sicher in den Armen hielt, war seine eigene Panik verflogen. Er zog sie enger an sich, küsste sie zärtlich und strich ihr mit der Hand durchs Haar.
»Für das rechtzeitige Eingreifen kannst du dich bei Ohr bedanken«, sagte er mit sanfter Stimme. »Bixley hat James und mir zwar einen geheimen Eingang gezeigt, doch da wir nur zu dritt waren, hätten wir sehr vorsichtig sein müssen – James hat mich fast mit Gewalt zurückgehalten. Ich konnte schon gar nicht mehr klar denken, so sehr habe ich mich um dich gesorgt. Doch dann tauchte Ohr mit den Männern von den Schiffen vorne vor den Toren auf und wir konnten ihnen öffnen, ehe der Großteil der Piraten in den Hof strömte. Wo ist dein Vater? Geht es ihm gut?«
Gabrielle blickte über den Hof und entdeckte ihren Vater, der gerade eine Latte, die er irgendwo gefunden hatte, auf dem Rücken eines Piraten zertrümmerte – war das Pierre? In der Tat, und es sah ganz danach aus, als habe Nathan die Situation völlig im Griff. Die meisten seiner Männer waren um ihn herum. Einige waren bereits damit beschäftigt, die überwältigten Piraten zu fesseln. Andere schlugen ebenfalls auf Pierre ein.
Lacross wurde von einem zum anderen weitergereicht. Gabrielle entging auch nicht, dass Avery gefangen worden war und zu der wachsenden Menge von Piraten geführt wurde, die bereits gefesselt waren.
Als sie Drew wieder ansah, lächelte sie. »Ja, sie sind recht gut behandelt worden, obwohl das kaum Pierre zu verdanken sein wird. Schließlich waren die Männer der beiden Mannschaften, als sie noch dasselbe Basislager hatten, alle miteinander befreundet, oder besser,
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