Malory
fehlt. Eine einzige Land-marke, die genau lokalisiert werden kann. Jetzt brauche ich nur noch eine Insel zu finden, die an ihrer Südküste ein solches Fischerdorf hat, und sonst wahrscheinlich nur kürzlich gebaute ...« Nathan stockte und schlug sich an die Stirn. »Ach, ich weiß, wo das ist! Ich bin schon auf der Insel gewesen. Sie hat noch nicht einmal einen Namen, aber wir haben vor einigen Jahren dort Vorräte aufgenommen. Die Dorfbewohner gaben damit an, dass die Insel ihnen gehöre, weil niemand sonst sich darauf niederlassen wolle.«
Gabrielle lächelte ihn an. »Diese Schatzsuche möchte ich nicht verpassen. Schließlich wäre ich nie geboren worden, wenn du nicht den anderen Teil der Karte gehabt hättest und auf der Suche nach dem fehlenden Stück nach England gekommen wärst.«
Ihr Vater hatte den Blick in den Augen, den er immer hatte, wenn er einem Schatz auf der Spur war. Es war eine Mischung aus Aufregung, Ungeduld und Freude. Nie war Nathan Brooks glücklicher als in dem Moment, in dem er eine seiner Karten enträtselt hatte.
»Du hast recht«, stimmte er ihr zu. »Nur aus dem Grund bin ich in meine Heimat zurückgekehrt. Doch dein zukünftiger Ehemann sieht mir nicht gerade wie ein Schatzsucher aus, und ich bin sicher, dass er eine Zeit lang mit dir allein sein will, um den Beginn eures gemeinsamen Lebens zu feiern – es sei denn, ich sage ihm, dass ich dir diesen Schatz zur Hochzeit schenke. Glaubst du, dann kommt er mit?«
Gabrielle lachte. »Deswegen wahrscheinlich nicht. Doch wenn er merkt, wie gern ich mitfahren möchte, stimmt er vielleicht zu. Der Mann liest mir jeden Wunsch von den Augen ab.
Aber bist du sicher, dass du diesen Schatz weggeben willst?
Du hast so lange danach gesucht.«
»Stimmt, doch es war einer deiner Vorfahren, der ihn ver-grub und sich einen so ausgetüftelten Plan einfallen ließ, um ihn zu verstecken, dass er nicht einmal seine eigene Familie einweihte. Deine Mutter hat nie etwas davon gewusst und sie war die Letzte ihrer Linie. Es ist nur recht und billig, dass du ihn bekommst.«
Nachdem es ihm auf diese Weise erklärt worden war, stimmte Drew, ohne sich lange bitten zu lassen, der Schatzsuche zu. Er bestand lediglich darauf, mit der Triton zu segeln und nicht mit der Crusty Jewel. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass die Jewel, deretwegen Latice seinen Kapitän und seine Schiffs-kameraden verraten hatte, ohne sie am Ende jedoch zu bekommen, von den Piraten nie benutzt worden war. Sie hatte mit drei anderen Schiffen, die Nathan als Wiedergutmachung für seine Kerkerhaft beschlagnahmt hatte, in der Bucht vor Pierres Festung vor Anker gelegen.
Drew jedoch hatte vorgeschützt, es sei ihm unangenehm, mit seiner Frau Liebe zu machen, wenn ihr Vater nebenan schlafe. Gabrielle hatte nur wissend gelächelt. Es schien auf der ganzen Welt das Gleiche zu sein: Kapitäne segelten einfach nicht gern auf anderen Schiffen mit und ihr Ehemann war offenbar keine Ausnahme.
Gabrielle machte es nichts aus, dass ihr die Aufregung an Bord der Crusty Jewel entging, während sie ihrem Kielwasser folgten. Mittlerweile betrachtete sie die Triton als ihr Zuhause.
Außerdem hatten sie ihre Hochzeitsnacht auf ihr verbracht und am Tag darauf war Drew nur kurz aufgestanden, um das Ablegen zu beaufsichtigen, dann war er gleich in ihre Kabine zurückgekehrt, um sie aufs Angenehmste zu unterhalten.
Doch die Fahrt dauerte nicht lang. Es war noch nicht einmal Mittag, als sie an der kleinen Insel anlegten. Dann kam der schwierige Teil mit dem Schritte zählen, damit sie sicher sein konnten, die richtige Stelle zum Graben gefunden zu haben.
258 Schritte nördlich des grinsenden Totenschädels sagte die Legende unten auf der Karte. Doch vorher mussten sie erst einen Totenkopf in der Nähe des X finden. Es stellte sich heraus, dass ein Schädel mit gekreuzten Knochen gemeint war, der in einen flachen Stein auf einem Felsvorsprung geritzt war. Allein ihn zu finden dauerte bis zum Mittag! Doch durch die Verzögerung wuchs die Spannung noch. Dies war der Schatz der Schätze, derjenige, der am schwersten zu finden gewesen war. Und obwohl er bereits den Jungverheirateten versprochen war, freuten die Männer sich, bei seiner Entdeckung dabei zu sein.
Die meisten glaubten, sie würden spanische Dublonen finden. Andere tippten eher auf Kunstwerke aus der alten Welt.
Schließlich war die Karte mehrere hundert Jahre alt und zur Blütezeit der Piraterie auf hoher See gezeichnet worden. Der
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