Maltas Geheimnis
Aussicht von dort oben, kann ich euch sagen. Selbst bei der schlechten Sicht. Ich hab´ die Klippen ja schon bei der Bootstour von unten gesehen und ich muss sagen, dass sie von oben noch gewaltiger wirken.«
Er hielt kurz inne und Alisha hatte das Gefühl, dass ihr Freund den vergangenen Eindruck noch einmal innig nachempfand.
»Da wir ja an einer ganz bestimmten Stelle klettern wollten, mussten wir…«
»Du meinst«, fiel ihm Jens grinsend ins Wort, »dass du an einer ganz bestimmten Stellen klettern wolltest!«
»Und? War es eine schlechte Idee?«
Als Jens lachend den Kopf schüttelte fuhr Axel fort »Also … um diese Stelle zu finden zu können, mussten wir erstmal auf die Klippe rauf um von oben die Lage zu erfassen. Das ging bei dem Abschnitt, den ich mir rausgesucht hatte nur nicht so einfach.«
»Warum ging das nicht?«, hakte Julia sofort nach und betrachtete dabei intensiv ihre weißlackierten Fingernägel. »Man stellt sich an den Rand der Klippe und schaut nach unten.«
»Bei einer scharfen Kante ginge das sicher, aber nicht bei einer teils abgerundeten, teils zerklüfteten, aber immer steil abfallenden Klippe. Also legte ich ein Sicherungsseil an und kletterte, von Jens gesichert, über den Rand hinaus. Von dort aus konnte ich dann die gesamte Steilwand sehen. Es war atemberaubend! Schnell hatte ich die Stelle gefunden, von der wir starten konnten.«
»Soll ich raten, welche Stelle es war?«, dachte Alisha, »und könnten dort vielleicht große Felsen im Meer gewesen sein?«
»Wir haben dann etwas versteckt einen Sicherungshaken mit Schweineschwanzende in den Boden getrieben. Wegen des schlechten Wetters war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Anschließend sind wir im Zweierverbund, so alle sechs Meter wieder einen Sicherungshaken in die Felswand treibend, ungefähr die halbe Wand abgestiegen. Die Seile haben wir mit Sicherung und Gegensicherung immer von einem Haken zum nächsten an uns verklinkt und …«
»Mensch! Langweil´ uns nicht mit deinen technischen Ausführungen!«, blaffte Julia Axel an. »Ich will noch nach Paceville ins Starlight.«
»Hey! Das ist doch wichtig!«, widersprach Jens aufgebracht. »Ihr müsst doch wissen, dass wir nicht lebensmüde sind.«
»Pah.«
Dieses »Pah« hätte Alisha ihr am liebsten um die Ohren geschlagen. Sie blieb aber ruhig und rückte nur ein wenig von Julia weg.
»Egal«, wischte Axel die Szene weg. »Ungefähr 50 Meter tiefer kam plötzlich eine kleine Aushöhlung in der Wand. So drei Meter hoch und vier Meter breit. Ich hab´ sie damals vom Boot aus nicht gesehen. Dort sind wir rein und haben erst mal ein Päuschen eingelegt. Hunger hatten wir inzwischen wie die Tiere.«
»Das habt ihr doch immer«, frotzelte nun auch Alisha und grinste ihn schief an.
»Na klar. Sport macht hungrig«, erwiderte Jens mit einem frechen Grinsen.
»Als wir fertig waren«, fuhr Axel ungerührt fort, »wollten wir in den Boden der Höhle einen Sicherungshaken einschlagen, um anschließend weiter abzusteigen. Wir konnten aber hämmern so viel wir wollten: der Haken bekam keinen festen Halt. Also begannen wir nach einer Weile, mit den Händen das lose geschlagene Gestein aus der Höhle zu schippen. Es war so windig und laut, dass wir das Aufklatschen der Brocken im Meer nicht hören konnten. Nach über einer Stunde hatten wir dann endlich festeren Untergrund erreicht, aber auch eine ganz schön große Vertiefung geschaffen. Da Jens mehr Power beim Hämmern hat, trieb er den nächsten Haken rein und plötzlich gab unter mir der Boden nach. Mit einem kurzen Sprung gelang es mir, wieder auf festen Grund zu kommen. Neben mir, in der rechten Ecke der Höhle, krachte polternd ein Teil des Bodens in ein Loch. Es staubte trotz der feuchten Kälte enorm. Nach kurzer Zeit war der Spuk zu Ende und der Staub begann sich zu legen.«
Axel hörte auf zu reden.
»Weiter«, forderte Julia auf. Sie hatte das Betrachten ihrer Fingernägel eingestellt und ihr Mund stand etwas offen. Sie schien sichtlich beeindruckt.
»Wir dachten zuerst, dass durch unser Hämmern der Boden weggebrochen ist und dadurch ein Loch entstanden ist. Ihr könnt euch vorstellen, wie verblüfft wir waren. Wir knieten uns hin und versuchten in das Loch zu schauen. Leider hatte keiner von uns eine Taschenlampe oder ein Feuerzeug dabei. Dadurch war unsere Sicht nach unten sehr begrenzt. Es war dunkel wie ein Bärenarsch. Das Loch war ungefähr so groß, dass wir mühelos hindurch gepasst hätten.
Weitere Kostenlose Bücher