Maltas Geheimnis
fuhr dann aber versöhnlicher fort: »Das mit der perfekt erhaltenen Sehenswürdigkeit stimmt allerdings. Ich war während meines Austauschjahres sehr oft dort und hab´ die herrlichen Ausblicke über die Insel genossen. Die katholische Kirche, die heute dort ihren Hauptsitz hat und einige reiche maltesische Einwohner haben das vollbracht. Heute gehört es zum Weltkulturerbe. Wir sollten unbedingt gemeinsam mal hinfahren.«
»Können wir machen«, antwortete Axel lächelnd. »Gleich nachdem wir die unbekannte Höhle erforscht haben.«
»Damit unsere Professorin uns wieder schulmeisterlich zu texten kann«, hörte Alisha ihre Nachbarin leise brummeln. Nur weil sie sich eben eher für Geschichte interessierte und nicht für Shoppen und Nageldesign!
- 4 -
Früh, ungewohnt früh, stand Axel am kommenden Tag auf. Alisha wurde wach und sah, wie er sorgfältig seinen Rucksack voll Ausrüstungsgegenstände packte und mühsam noch zwei große Wasserflaschen hinein quetschte.
»Willst du etwa mit so einem schweren Ballast auf dem Rücken klettern?«, fragte Alisha. Sie war geschockt.
»Um Himmels Willen, nein! Ich bin doch kein Selbstmörder«, lachte Axel vergnügt auf. »Wir werden einen großen Teil der Ausrüstung bei einem verlassenen Gebäude ganz in der Nähe der Klippen verstecken.«
»Bei einem verlassenen Gebäude? Ich kenn´ dort, wo ihr klettern wollt und unmittelbar an den Klippen nur einige Ziegenställe und eine kleine Kirche, die in der Nähe einer weißen Radarkuppel steht.«
»Ja, genau!«, stimmte ihr Freund ihr zu. »Genau diese Kapelle muss es sein. Sie liegt jenseits von diesem Kaff Dingli und weit von jeder Behausung entfernt. Dort könnte es ausreichend Verstecke geben und um diese Jahreszeit hält sich dort ohnehin niemand auf.«
Alisha kannte das kleine Kirchlein sehr gut. Oft hatte sie auf dem Weg zu den Klippen dort Halt gemacht. Sie war zwar fast das ganze Jahr über verschlossen und wurde meistens nur einmal für eine Messe geöffnet, aber sie strahlte eine unendliche Ruhe aus. Allerdings Verstecke gab es dort nicht – jedenfalls nicht solche, wie Axel und Jens sie benötigten. Außerdem lag sie an der schmalen Klippenstraße. Nach Nordwesten kam man zu einem kleinen Lokal namens Bobby Land, auf der gegenüberliegenden Seite wurde der Küstenstrich immer bizarrer und gefährlicher.
»Menschenleer ist es um diese Jahreszeit dort wirklich, aber als Versteck solltet ihr lieber das verfallene Gebäude nehmen, das höchstens dreihundert Meter von eurer Kletterposition entfernt ist. Es handelt sich um eine stallähnliche Ruine und es gibt dort eine tiefe Nische, die sich direkt darunter befindet. Dort werden die Sachen sicherer liegen, als bei einer Kapelle, die von jedem Touristen aufgesucht werden kann«, schlug sie vor und fühlte sich etwas erleichtert.
»Woher kennst du denn diese Ruine?«, fragte Axel sichtlich verblüfft.
»Ich bin dort etliche Male herum gestrolcht, als ich mein Austauschjahr hier verbracht habe.« Dass ihr Freund aufgeregt und sorglos war, das sah sie ihm an. Sie hoffte, dass er vorsichtig sein und ihren Rat befolgen würde.
»Und nimm dein Handy mit, damit du mich erreichen kannst, wenn ihr Probleme habt oder euch verspätet«, fügte sie noch hinzu. Sie wusste zwar, dass es in der unmittelbaren Nähe der Klippen keinen Empfang gab, aber es würde sie trotzdem beruhigen.
Axel nickte nur und steckte es in seine Hosentasche.
»Willst du nicht doch mitkommen? Den Abstieg schaffst du schon…«, versuchte er es noch einmal.«
Alisha schüttelte nur stumm den Kopf. Gereizt hätte es sie schon, aber…
»Ich fahr mit euch bis nach Valletta. Für euch geht’s dann weiter nach Rabat und ich will mir mal das Hypogäum zu Gemüte ziehen. Was ich da so gelesen habe, hat mich neugierig gemacht.« Sie registrierte das Achselzucken ihres Freundes und hatte plötzlich ein beklemmendes Gefühl.
Mühsam versuchte sie dieses Gefühl zu unterdrücken und es Axel nicht spüren zu lassen.
Sie waren diesmal nicht die Ersten in der Küche. Jens war bereits anwesend – allerdings alleine.
»Julia schläft noch«, erklärte er achselzuckend, von einem trockenen Brötchen abbeißend, »sie wollte nicht gestört werden. Wir waren gestern noch in dem Irish Pub um die Ecke.«
Alisha spürte allerdings trotz seiner lockeren Haltung, dass er abgrundtief enttäuscht war. Sie hätte diesen großen Kerl in einem Anflug von Mitleid am liebsten in den Arm genommen. Hoffentlich geschah den
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