Maltas Geheimnis
»du scheinst kein Glück bei deiner Mädchenwahl zu haben. So gut du auch aussiehst, lange haben deine Beziehungen nie gehalten. Kein Wunder, wenn du immer nur nach dem Äußeren gehst.«
Bereits nach zwei Stunden hatte Alisha die Nase von der Einkaufstour gestrichen voll. Axel und Jens durchstöberten ein Geschäft nach dem anderen und kauften Kerzen, Feuerzeuge, Fackeln, Taschenlampen, Batterien, Kreide … und sogar Seile.
»Wozu braucht ihr noch weitere Seile«, fragte sie verblüfft. »Ihr habt doch schon Unmengen von zu Hause mitgebracht.«
»Wir haben nur die kurzen Sicherungsseile dabei«, erklärte Jens gönnerhaft. »Vielleicht müssen wir in dem Höhlenlabyrinth besonders tiefe Abgründe erforschen!«
»Auch gut, ihr Höhlenforscher«, lenkte Alisha lachend ein, »dann werd’ ich auch mal etwas forschen gehen. Auf meine Weise. Wir können uns in fünf Stunden wieder am Busbahnhof von Valletta treffen.«
»Wie? Was?«, fuhr Axel herum. Er hatte soeben ein Paar Arbeitshandschuhe anprobiert. »Was heißt das, du gehst forschen?«
»Ich such’ mal die öffentliche Bibliothek in Valletta und mach mich schlau, was es so über Höhlen und Labyrinthe auf dieser Insel zu wissen gibt. Eventuell hilft es euch Morgen weiter, ihr verrückten Schatzsucher.«
Axel lächelte sie dankbar an. »Du bist die beste Freundin der Welt!«, flüsterte er ihr grinsend zu als sie sich mit einem Kuss von ihm verabschiedete. Dann verließ sie das Geschäft.
Die öffentliche Bibliothek, untergebracht in einem der größten Bauwerke Vallettas, kannte sie noch aus ihrer Schulzeit auf der Insel. Sie hatte sie mit der Klasse besuchen müssen und damals die Anzahl der Bücher als provinziell und klein empfunden. Als sie jetzt jedoch das Verzeichnis der vorhandenen Bücher durchforstete, musste sie feststellen, dass so viel Literatur über Malta in den Regalen stand, dass sie zehn Jahre ununterbrochen hätte lesen können und trotzdem noch lange nicht alles geschafft hätte. Schnell hatte sie gefunden, wonach sie suchte. Sie nahm mehrere Bücher aus den Regalen und setzte sich in den Lesesaal. Immer wieder auf einem Zettel Notizen machend, las sie Stunde um Stunde. Nur widerwillig riss sie sich irgendwann los, um nicht viel zu spät zu ihrer Verabredung zu kommen.
Als die kleine Gruppe abends voll bepackt im Hotel eintraf, stand Julia im Eingang und zog einen Flunsch »Wo wart ihr denn so lange? Ich habe mich fürchterlich gelangweilt.«
»Dann hätte ich es mal mit einem guten Buch versucht«. Diese Bemerkung konnte sich Alisha einfach nicht verkneifen. »Aber das ist ja wohl auch nicht dein Ding, oder?«, legte sie noch einen drauf.
Sofort fühlte sie den strafenden Blick ihres Freundes. »Was findet Axel nur an dieser langweiligen, gestylten Kuh?«, ging es ihr durch den Kopf.
»Wir mussten solange auf Alisha warten, Schatz«, versuchte sich Jens zu rechtfertigen. »Sie kam viel zu spät zum Treffpunkt.«
Alisha musste sich auf die Zunge beißen, um nicht laut los zu schreien. Das war so ungerecht! Und schon traf sie der nächste böse Blick - diesmal von Julia.
»Uhh, das ist ein herrlicher Urlaub«, murmelte sie in sich hinein.
Ohne sich noch um die Anderen zu kümmern, betrat sie die Hotellobby und verschwand schnurstracks in ihrem Zimmer.
Das Abendessen brachte für Alisha eine kulinarische Überraschung. Es gab das erste Mal Timpana, eine maltesische Spezialität. Das Gericht ähnelt einer Lasagne, nur dass es mit Makkaroni gemacht wird und sehr, sehr süß schmeckt.
Diese Speise hatte es bei ihrer maltesischen Familie oft gegeben und sie hatte sie über alles geliebt. Sie musste damals nur aufpassen, dass sie nicht wie ein Hefekuchen auseinander ging. Der Abend war für sie gerettet.
Nach ihrer obligaten Musikvorführung zogen sie sich wie Verschwörer in das Zimmer von Jens zurück. Alisha setzte sich wieder auf ihren Stammplatz, das Bett, wieder neben Julia. Ihr Zorn auf die anderen war mittlerweile verflogen.
»Nun pack schon aus, Frau Forscherin, was du in der Bib entdeckt hast«, wurde sie von Jens aufgefordert. Dabei setzte er sich auf den kleinen Klapptisch, der direkt gegenüber dem Bett angebracht war. »Im Bus wolltest du ja nichts erzählen.« Alisha holte umständlich ihren kleinen Notizblock aus der Hosentasche und schlug ihn auf.
»Richtig! Ich will ja nicht alles zweimal erzählen. Also ich …«
»Hättest du aber im Bus machen sollen. Mich interessiert es ohnehin nicht«, fauchte Julia
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