Maltas Geheimnis
dazwischen und drehte sich ein wenig weg von ihr.
Unbeirrt fuhr Alisha fort: »Es gibt eine ganze Menge Höhlen auf Malta. Da wäre die »Blaue Grotte« und die …«
»Jetzt verkohlst du uns aber?«, unterbrach wiederum Julia und lachte sichtlich zufrieden auf. »Die »Blaue Grotte« ist doch in Florenz. Das weiß doch jeder!«
»Ha!«, entfuhr es Alisha. »Wenn schon, dann bei Neapel, genauer noch auf Capri. Aber es gibt auch hier eine »Blaue Grotte« und die kann mit dem Boot nur bei Ebbe und ruhiger See befahren werden. Sie ist nicht allzu weit verzweigt und tief. Dabei fällt mir ein, das mit dem höheren Wasserspiegel oder Wachsen der Insel war wirklich Quatsch. Die Insel versinkt seit Jahrhunderten eher, wenn auch nur Millimeterweise. Auch andere Höhlen, wie Ghar Dalam oder die Liebeshöhlen auf der Nordostseite sind nicht sehr ergiebig. Sie sind rein natürlichen Ursprungs und gehen nur sehr kurz ins Landesinnere hinein. Maximal zwanzig bis dreißig Meter. Die Engländer sollen in den vergangenen zwei Jahrhunderten riesige Höhlensysteme angelegt haben, aber darüber war leider nichts zu erfahren – militärische, geheime Kommandosache, oder so. Nur einige Unwichtige haben sie zur Besichtigung freigegeben. Die dürften aber auch nicht infrage kommen, da die Amis kaum einen Eingang an einer solch ungewöhnlichen Stelle gebaut hätten - und wenn, hätten sie ihn längst wieder ausgebuddelt. Eine Ausnahme macht allerdings das Hypogäum. Es liegt in Hal Saflieni, gleich bei Paola, also kurz hinter Valletta. Es handelt sich um eine der ältesten bekannten neolithischen Tempelanlagen der Welt - älter als die ägyptischen Pyramiden. Diese Tempelanlage wurde drei Stockwerke tief in den Stein getrieben und stellt eine Art unterirdisches Höhlenlabyrinth dar. Da der Untergrund der Insel aus Kalksandstein besteht, konnte man also schon vor fast 5000 Jahren solche Anlagen bauen.«
Als sie kurz unterbrach, fragte Axel interessiert: »Könnte diese Höhlenanlage mit unserem Gang in Verbindung stehen?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie liegt Luftlinie über zehn Kilometer von den DingliKlippen entfernt.«
»Schade.« Axel hob bei diesen Worten die Schultern und setzte sich auf die Fensterbank.
»Aber dafür kann ich euch sagen, wann der Mann in dem Höhlengang vermutlich gestorben ist«, grinste Alisha in die Runde.
Sie schwelgte in den staunenden Augen ihrer Freunde. Speziell in Julias kräftig bemalten.
»Der Mann starb am 12. September 1693.«
Ach, wie sie diese Situation genoss.
»Wie kommst du denn darauf?«, wollte Jens wissen. Er schien ihr nicht zu glauben, das sah sie seinem Blick an.
»An diesem Tag brach der Ätna aus!«
Sie ließ diesen Satz einfach im Raum stehen. Als hätte sie eine Münze in einen Automaten geworfen, reagierte auch der schon Erste – diesmal Axel: »Aber der Ätna liegt doch in Italien!?«
»Stimmt«, pflichtete Alisha grinsend bei, »aber in diesem Zusammenhang kam es in großen Teilen der Mittelmeerregion zu Erdbeben, die teilweise so stark waren, dass es zu erheblichen Zerstörungen kam. Speziell Mdina wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Unter anderem wurde auch die Kathedrale völlig zerstört.«
»Das könnte passen«, nickte ihr Axel zu. »Es deckt sich mit unseren Beobachtungen. Wir hatten ja den Eindruck, dass aus der Decke ein großer Felsblock heraus gebrochen war und den Eingang zu der Höhle verschlossen hat.«
»Richtig«, fiel nun auch Jens ein, »und ich glaube, der Felsbrocken war nur so groß, dass er das Loch gerade mal so verschloss. Wir und die Verwitterung der Jahrhunderte haben den Klops so zermürbt, dass er durch unsere Klopferei in den Gang hinein gekracht ist. Also war unsere Annahme von gestern richtig.«
Als Alisha die anerkennenden Blicke der beiden Männer traf, wäre sie am liebsten aufgesprungen und hätte jeden umarmt, sogar Julia.
»Woher willst du denn das so genau wissen?«, fragte diese mit hoher Stimme.
»Das hab´ ich in einer älteren Aufzeichnung nachgelesen. Angeblich sollen diese Erbeben auch mit daran schuld gewesen sein, dass im Laufe der Zeit Valletta zur Hauptstadt avancierte und Mdina eine nahezu unbewohnte Stadt wurde.«
»Was du nicht alles erzählst«, gab Julia nicht nach, »dann müsste dieser Ort ja vollständig verfallen sein. In Wirklichkeit soll es sich aber um eine perfekt erhaltene Sehenswürdigkeit handeln. Das jedenfalls habe ich gelesen!«
»Ach, du kannst lesen?«, entgegnete Alisha trocken,
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