Mamas Gluecksbuch
können wie wir.
Besonders nach einem unschönen Arbeitstag, an dem wir vielleicht so manche Kritik einstecken mussten, ist es nicht leicht, jetzt auch noch wertschätzend zu unseren Kindern zu sein. Wie soll das bloß gehen, unsere Kinder gerade dann in ihrem ganzen Wesen anzuerkennen, wenn wir uns selbst gerade schlecht behandelt fühlen? Trotzdem fair und erwachsen handeln, das ist kein bisschen leicht, sondern eine täglich neue Aufgabe, die manchmal auch Entschlusskraft und Selbstbeherrschung braucht.
Wertschätzung gelingt leichter, wenn wir unseren liebevollen statt unseren kritischen Blick pflegen: Welch Wunder ist unser Leben, was für ein Wunder sind unsere Kleinen und welch Wunder bedeutet es, für sie sorgen zu dürfen!
Hmmm – sind wir beide gut!
Wertschätzen für Anfänger? Wie das nun wieder mal eben gehen soll? Hier ist eine hilfreiche Haltung, wenn du mit dir selbst oder anderen unzufrieden bist:
Ist es nicht so, dass du alles, was du machst, so gut tust, wie es dir möglich ist – manchmal mit ein paar Patzern, na und?
Ist es dann nicht sehr wahrscheinlich, dass dein kleines oder großes Kind es genauso versucht – eben auch mit ein paar Schnitzern? Oder dein Liebster? Oder deine Nachbarin? Wie wäre es, genau das anzuerkennen? Ja, gut wäre das.
Bewundere dein schlafendes Kind: Himmel, ist es zart und schön! Und warm und klein! Wir begeben uns dabei von selbst in eine andere Ebene: betrachtend, ruhig, staunend.
Unsere Fähigkeit zur stillen, bewussten Wahrnehmung, zum immer neuen Staunen und Dankbar-Sein ist eine besondere Gabe und ein wunderbares Hilfsmittel für den turbulenten Alltag.
Gedanken am Abend
Was ist das für ein seltsames Ding: Leben? Durch die nebligen Wiesen sehe ich Stella stapfen, ein zartes, weißes Pony, das bis heute begleitet wurde von seinem kleinen, tapsig umherspringenden Fohlen. Jetzt marschiert Stella unruhig hin und her, wiehert, aber niemand antwortet. Ihr kleines Fohlen ist heute ums Leben gekommen, als es sich an einem Eckpfosten auf dem Feld verstrickt hat.
Es ist alles so seltsam: Wir atmen Luft, wir lesen Bücher, wir können Auto fahren und sind auf allen Gebieten perfektioniert. Aber das Phänomen Leben und Sterben haben wir nicht verstanden und nicht im Griff.
Wir hängen aneinander, wir lieben einander, so will es die Natur. Wenn einer geht, dann fehlt er uns – wir kommen lange nicht, manchmal gar nicht, darüber hinweg. Mal gibt es einen Schutzengel, mal konnte auch er nicht retten. Wenn es uns gelingt, einen Sinn darin zu sehen, dass jemand von dieser Welt geht, können wir damit ein bisschen besser umgehen. Wenn wir es schaffen, durch einen Verlust die Kostbarkeit der begrenzten Zeit wahrzunehmen, die wir hier erfahren dürfen, haben wir etwas Besonderes gelernt.
Denn an den traurigen Ereignissen, an den Verlusten, die noch schlimmer sind als das Weggehen von Stellas Fohlen,
könnten wir verzweifeln. An den sinnlosen Toden, die Menschen sich gegenseitig antun. Oder aber wir setzen dem etwas entgegen, jeder auf seine Weise. Indem wir etwas Helfendes tun und das Leben, das wir haben und das uns umgibt, immer wieder dankbar und bewusst wertschätzen.
Warum passieren so traurige Dinge? Uns bleibt nichts, als zu danken für alles, was lebt und blüht und uns berührt. Und bitten, dass uns das Leben unserer Liebsten erhalten bleibt. Das Leben ist kostbar. So, wie es der Volksmund sagt: Sei behutsam mit dem, was du liebst.
Hier ist der Moment gekommen, uns unseren eigenen Eltern zuzuwenden – gedanklich, meine ich: Sie haben vermutlich versucht, das Allerbeste zu machen, und das ist ihnen auch bis auf ein paar Schnitzer gelungen. Die unangenehmen Aufgaben nämlich, die sie lieber uns überlassen haben. In einigen Dingen haben sie sich recht ungünstig, vielleicht sogar unfair – genauer gesagt, ziemlich entsetzlich verhalten. Das war bestimmt nicht gewollt, sondern entsprach manchmal eher ihrer eigenen Hilflosigkeit in brisanten Fällen. Uns wird es sehr irritiert haben, wenn wir dachten, Eltern seien von Natur ganz und gar fehlerfrei, und das, was sie sagen, nahezu heilig. Nein, das ist es nicht! Jetzt, da wir erwachsen sind, merken wir durch unsere Erfahrung: Eltern sind auch nur Menschen!
Erinnerungen an das Zusammenleben als Familie in unserer Kindheit sind immer noch in unseren Gefühlen spürbar, auch in unseren Verhaltensweisen und Umgangsformen mit unseren Kindern. Dabei ist vieles gut und manches überdenkenswert – besonders
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