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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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verstehe nicht …“, stammelte der Adlige verwirrt.
    „Sie sind ein unerwünschter Zeuge.“
    Lord Dickens’ Augen weiteten sich. „Zeuge?“
    Braulio Ostrogón zog ein Taschentuch aus seiner Jacke, wickelte es um den Fuß eines Kerzenständers, der auf dem Kamin stand, und nahm ihn in die Hand. Das Gesicht des Lords wurde rot, und er begann zu schwitzen, als Braulio Ostrogón langsam auf ihn zuging.
    Raubmord an Mitglied des Oberhauses!
    Zufrieden las Braulio die Schlagzeile des Express am folgenden Abend. Es war klug von ihm gewesen, das Geld des Alten zu nehmen und von außen ein Fenster einzuschlagen.
    Braulio Ostrogón bezahlte das Taxi und betrachtete die schmucklose Fassade der Climate Ratio LLC . Das Gebäude wirkte ebenso nüchtern wie das, was dort drinnen erstellt wurde: Fallstudien, Algorithmen und Prognosetools im kühlen Charme aus Stahlbeton und Spiegelglas. Vor sechs Wochen war er zum ersten Mal hierher geflogen, um mit Professor Tracner ausführlich den Auftrag zu besprechen. Zuvor ließ Braulio die vier Anteilseigner von seinem alten Kumpel Kosporska durchleuchten. Der Hacker war sofort nach Erfindung der Internettechnologie auf den Zug aufgesprungen und im Begriff, die kriminellen Möglichkeiten dieser technischen Weltrevolution zu eruieren.
    Mit Unterstützung weiterer Nerds zapfte Kosporska den Firmenrechner an und spionierte das private und berufliche Umfeld der Firmengründer aus. Dabei stellte sich heraus, dass einer der Gründer von Climate Ratio LLC wegen massiver Schlafstörungen in psychologischer Behandlung war. Beim Hacken der Patientendaten fand Kosporska den Grund für dessen Leiden. William Tracner war spielsüchtig! Mit neunhunderttausend Dollar stand der Professor bei Panotzky, ehemaligem Leibwächter im Kreml und Betreiber illegaler Spielkasinos in den USA, in der Kreide. Braulio Ostrogón wurde mit Panotzky schnell handelseinig. Sobald Tracner eingewilligt hatte, würde er, Braulio, achtzig Prozent dieser Schulden tilgen.
    Bei seinem ersten Treffen hatte Braulio Ostrogón Tracner den Handel mit der Glücksspielmafia offenbart und dem Wissenschaftler keine Wahl gelassen: Entweder er nahm den Deal an, oder seine Spielsucht würde an die Öffentlichkeit gelangen und damit seinen Ruf zerstören. Außerdem hatte Braulio dem Wissenschaftler am selben Tag mit einer verhaltenen, aber unmissverständlichen Drohung seine Erwartungen nahegebracht: absolute Verschwiegenheit, Schnelligkeit und Genauigkeit. Für die Erfüllung dieser Bedingungen würden nach erfolgreicher Arbeit die Spielschulden beglichen und alle Aufzeichnungen gelöscht, die damit in Zusammenhang standen. William Tracner hatte nicht gezögert und sofort eingewilligt.
    Braulio Ostrogón ging zu dem Café, das Tracner für das zweite Treffen vorgeschlagen hatte, und wartete.
    Als der Wissenschaftler erschien, begrüßten sie einander, gingen hinein und setzten sich an einen Zweiertisch. Der Professor zog aus seiner Ledertasche ein Dokument mit etwa dreißig Blättern. Am Deckblatt war eine in Plastikfolie gepackte Diskette festgetackert. Tracner legte es auf den Tisch und beobachtete seinen Kunden ängstlich.
    Nach einer Weile beugte Braulio sich vor und zischte den Forscher an: „Da drin steht die Lösung?“
    „Ja“, stammelte der Gelehrte. „Ich … ich habe mit … mit den vorgegebenen Determinanten verschiedene Korrelationsmod…“
    „Hören Sie auf zu schwafeln!“, antwortete Braulio Ostrogón ungehalten, und der Mann zuckte zurück. „Sagen Sie mir kurz und knapp das Ergebnis“, knurrte er.
    Braulio trillerte mit den Fingern auf dem Tisch.
    Bevor ich alles preisgebe, dachte Tracner, muss ich meine Interessen absichern. Der Forscher räusperte sich ein paarmal und brachte dann stoßweise hervor: „Was ist mit … den Schuld… Schuldscheinen?“
    Diese armselige kleine Ratte, dachte Braulio und sagte: „Ich weiß, dass Sie Angst davor haben, die Leute könnten sich das Maul zerreißen.“
    „Aber … aber, wir haben es vereinbart!“, beharrte Tracner trotzig.
    Braulio Ostrogón genoss seine Macht über den Wurm, den er mit
    Lust zerquetschen wollte. „Jammern Sie nicht herum! Ich verstehe Ihre erbärmlichen Sorgen nur zu gut. Wenn herauskommt, dass ein hoffnungslos Spielsüchtiger die Fäden der renommiertesten Privateinrichtung seines Fachgebietes zieht, sind Sie weg vom Fenster.“
    Tracner sank auf dem Stuhl zusammen. Erst als Braulio an seinem Reisetrolley herumzunesteln begann, schaute er wieder

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