MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
gefärbt von sickerndem Blut.
„Exoriare.“
Auf dem Rückflug fasste Braulio Ostrogón einen Entschluss. Neuseeland war kein Ort, den er ernsthaft in Betracht zog. Und Tracners zweiter Vorschlag gefiel ihm nicht viel besser. Doch was sollte er tun? Um eine zuverlässige Entscheidung für den perfekten Lebensraum zu treffen, hatte er diese Studie in Auftrag gegeben. Aus wissenschaftlicher Sicht passten diese beiden Orte am besten zu seinen Anforderungen. Braulio schätzte, dass es zwischen zehn und fünfzehn Jahre bis zur Erlösung dauern würde. Das genügte, um die erforderlichen Grundstücke zu erwerben und autarke Strukturen aufzubauen. Unmittelbar nach seiner Ankunft würde er ein Team zusammenstellen, Pläne entwickeln und Projektgruppen aufbauen. Und seinen Anwalt in New York mit dem Kauf eines Grundstücks beauftragen.
Spanien, Gegenwart
Olivenhain reagierte sofort auf den codierten SMS-Befehl. Gonzalez’ Stellvertreter in Villanuovo wusste, dass dahinter eine Direktive aus New York steckte. Das beflügelte seinen Eifer. Schließlich war die Position eines Stellvertreters nur die zweitbeste Alternative, womit sich Álvaro nicht zufriedengeben wollte. Allerdings wusste er nicht, dass Gonzalez ihn nur in die Organisation aufgenommen hatte, weil er ein anspruchsloser Trottel ohne Skrupel war, der ihm obendrein noch gehorchte wie ein Hund.
Am heutigen Tag zahlten sich Gonzalez’ umfassende Aktivitäten zur Infiltration der staatlichen Organe aus. Und es war Álvaro, dem Gonzalez die Koordination dieser gefährlichen und heiklen Mission übertragen hatte. Er wollte seine Chance nutzen. Álvaro musste nicht lange überlegen, wer der richtige Mann für diesen Job war. Er rief Javier Solano im Polizeipräsidium von Albacete an und beauftragte ihn, Joel sofort zu töten. Eine Viertelstunde später war Joel tot.
Gonzalez befand sich in einer schwierigen Situation. Sicher gab es Zeugen, die der Polizei längst Art und Kennzeichen des weißen Transporters verraten hatten, mit dem er und die Geisel entkommen waren. Seinen ersten Plan, irgendwo am Rand von Albacete ein Versteck zu suchen, um die Kleine zu foltern und zu verhören, gab er wieder auf. Die Bullen würden die Stadt auf den Kopf stellen auf der Suche nach ihm! Andererseits war auch die Flucht nach Villanuovo riskant. Jedenfalls solange er mit diesem weißen Transporter unterwegs war.
Während er mit hoher Geschwindigkeit durch Albacete fuhr, reifte in ihm ein Entschluss. Er steuerte den Parkplatz einer Shopping Mall an, deren Werbung ihm auf einem Wegweiser aufgefallen war.
Am Rand des großen Areals fand er eine passende Stelle. Ein Teil des Parkplatzes erstreckte sich hinter dem schwer einsehbaren Teil des Gebäudes, in dem allem Anschein nach die Gebäudetechnik untergebracht war. Dort parkte Gonzalez und betrachtete die wenigen geparkten Autos in der Nähe. Er beobachtete eine junge Frau, die damit beschäftigt war, ihre drei Kinder im Zaum zu halten. Als sie mit den Kindern um die Ecke des Gebäudes verschwunden war, ging er zu ihrem Wagen und montierte die Nummernschilder ab. Diese vertauschte er mit denen eines grauen Kombis, der nicht weit entfernt abgestellt worden war. Dann ging er zur Ecke des Gebäudes und schaute, ob sich jemand näherte. Nun eilte Gonzalez zu dem grauen Kombi zurück und brach ihn auf. Anschließend fesselte er Violetta mit Klebeband, das er in dem weißen Transporter gefunden hatte, und knebelte sie mit einem Taschentuch. Wieder ging er zu der Ecke und vergewisserte sich noch einmal, dass niemand in der Nähe war, dann holte er Violetta aus dem Transporter und warf sie in den Kofferraum des grauen Kombis.
Gonzalez brauchte keinen großen Vorsprung, die zu erwartenden zwei Stunden Fahndung nach dem falschen Autokennzeichen genügten ihm. Innerhalb dieser Zeit würde er Villanuovo erreichen, und sein Stellvertreter könnte dann den Wagen verschwinden lassen.
Er schloss den Kombi kurz und fuhr los. Von hinten hörte Gonzalez das wütende Stöhnen Violettas, deren Hilferufe von dem Knebel erstickt wurden.
Nach einer Stunde hörte er den Hubschrauber. Sein Puls beschleunigte sich. „Cruzigrama, die Bullen!“, fluchte er angespannt nach oben.
Eine Weile passierte nichts. Der pechschwarze Helikopter flog über der Autobahn, und sicherlich befand sich das notwendige Equipment zur elektronischen Kennzeichenerkennung an Bord. Er hoffte inständig, sein Plan möge aufgehen.
Der Hubschrauber flog mehrmals hin und her, bis
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