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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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hoch. Braulio holte etwas aus dem Gepäck. „Die Hälfte der Schuldscheine mit Ihrer Unterschrift, Datum und Ort im Gegenwert von vierhundertfünfzigtausend Dollar. Originale, es gibt keine Kopien.“ Er zerriss die Scheine in kleine Fetzen.
    „So. Das war die erste Hälfte, jetzt sind Sie dran.“
    Erleichtert atmete Tracner auf. „Ich würde die Sache gern unter vier Augen mit Ihnen besprechen.“
    „Warum haben Sie dann ein Lokal voller Menschen vorgeschlagen?“
    „Ehrlich gesagt fand ich den öffentlichen Ort für den Auftakt …“, Tracner dachte nach, „… angenehmer.“
    „Okay. Wo?“
    „Als Senior Member im Platinum Business Club steht mir eine Lounge zur Verfügung.“
    „Nein, abgelehnt.“
    William Tracner blickte verständnislos. „Warum?“
    „Kameraüberwachung kann ich nicht ausstehen.“
    „Es ist ein mitgliederfinanzierter Klub für Gleichgesinnte. Wir
    überwachen uns dort nicht, vielmehr geht es um den …“, das folgende Wort betonte er, „… diskreten Gedankenaustausch. Wenn ich anrufe und es wünsche, verschwindet selbst die Rezeptionistin.“
    „Rufen Sie an.“
    Wenig später saßen die beiden Männer in den noblen Sesseln der abgeschotteten Lounge.
    „Also?“, forderte Braulio tonlos.
    Professor William Tracner nannte die beiden Gegenden, um Braulios Ungeduld zu befriedigen. Dann erklärte er anhand der Szenarien, die Braulio als Grundlage für die Studie angegeben hatte, warum er zu diesen Ergebnissen gelangt war.
    „Und dort sind langfristig die Auswirkungen am geringsten?“
    „Ja.“
    „Verdammt, ich will kein leichtfertiges Ja von Ihnen hören! Dieser Punkt ist die Kernfrage meiner gesamten Planung!“
    Tracner straffte sich. „Selbstverständlich basiert mein Ergebnis auf umfassenden Analysen und Berechnungen“, ereiferte sich der Wissenschaftler.
    „Sehen Sie hier, auf den Seiten zwölf bis einundzwanzig wird jedes Detail beschrieben! Allgemeinverständlich.“
    Braulio überflog die Abschnitte. „Diese Arbeit würde der kritischen Würdigung Ihrer Fachkollegen standhalten?“
    Zum ersten Mal bei diesem Treffen lächelte Tracner. „Das würde sie. Wir sind bei den meisten Vorgehensweisen und interdisziplinären Modellierungsalgorithmen viel weiter als andere. Darüber hinaus ist unsere prognostische Validität hervorragend. Das vor Ihnen liegende Skript würde man Ihnen aus den Händen reißen.“
    „Verschonen Sie mich mit Ihrem wissenschaftlichen Gewäsch, und beantworten Sie mir eine Frage: Gäbe es ein Problem, wenn ich
    Fachkollegen von Ihnen wegen einer zweiten Meinung zu diesen Ergebnissen hinzuziehen würde?“
    „Nein, im Gegenteil. Sie haben dafür bezahlt, und Ihnen gehören die Rechte daran. Nur verstehe ich nicht, wie das mit Ihrem Diskretionsgebot zusammenpasst.“
    Braulio überging Tracners Frage. „Wie haben Sie Ihre Kollegen übers Ohr gehauen?“, fragte er stattdessen.
    „Ich … verstehe nicht.“
    „Aus meinem Auftrag fließt dem Unternehmen kein Umsatz zu, Sie erinnern sich?“, fragte Braulio ironisch.
    „Ach so … ja … das habe ich gelöst. Die Kollegen glauben, dass vom Ergebnis dieser Probestudie ein Großauftrag abhängt.“
    „Ist das üblich?“
    „Jedenfalls nicht ungewöhnlich.“
    „Gut. Wen haben Sie bei den Arbeiten an dieser Studie ins Vertrauen gezogen?“
    „Niemand kennt Ihren Namen oder den Inhalt Ihres Auftrags.“ Er zeigte auf das Ringbuch. „Es existiert nur dieser Ausdruck und die gespeicherte Version auf Diskette. Bewahren Sie das gut auf! Ich habe, wie verabredet, alles andere gelöscht.“
    Braulio Ostrogón spürte kein Anzeichen von Lüge in Tracners Verhalten. „Gut, wir sind quitt.“
    William Tracner öffnete den Mund, wie um zu protestieren.
    „Die restlichen Schuldscheine, nicht wahr?“, fragte Braulio.
    Der Professor nickte.
    Wieder wühlte Braulio Ostrogón in seinem Trolley. Im Innenfach fühlte er etwas Kaltes. Braulio nahm es mit Bedacht heraus und hielt es unter dem Papierstapel verborgen. Der Professor streckte den Arm aus, um die Schuldscheine entgegenzunehmen. Instinktiv zog er ihn bei Braulios falschem Lächeln wieder zurück, doch der Spanier war bereits neben ihm. Jetzt sah William Tracner das Blitzen in der Hand seines Auftraggebers. Der Professor verstand nicht, warum Braulio Ostrogón ihm die Schuldscheine an die Brust hielt. Wieder wollte er danach greifen, doch der Spanier war schneller.
    Nach Braulios Stoß prangte das Schuldscheinmenetekel unter Tracners Herz, rot

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