MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
Ende zu nehmen. Schließlich wurde die Straße so schlecht, dass die Erschütterungen sie an den Rand einer Ohnmacht brachten.
Plötzlich hielt der Wagen an.
Der Mann öffnete die Heckklappe und entfernte ihren Knebel. „So, jetzt atme mal richtig durch, bevor wir dich uns vornehmen“, spottete er mit einem Grinsen. Dann griff er mit einer Hand zwischen ihre Beine und packte sie im Schritt, während er den anderen Arm unter ihren Rücken schob. Mit vielsagendem Blick hob er Violetta aus dem Kofferraum.
Soweit sie erkennen konnte, befand sich das uralte Haus auf einem bewaldeten Grundstück. Keine Spur von einer Stadt oder von irgendwelchen Nachbarhäusern, nur dieser schmutzige kleine Mann. Schmutzig und voller Unrat war auch der große Platz vor dem Haus. Sie sah neben geparkten Fahrzeugen große Mengen Baumaterial, Steine, Balken, Rohre und einen Bagger. Von der anderen Seite des Hauses drangen die Stimmen von arbeitenden Männern herüber.
„Álvaro, bring sie in die Küche!“, schnauzte Gonzalez seinen Stellvertreter an.
Als Álvaro sie packte, atmete sie den muffigen Geruch des Mannes ein und betrachtete argwöhnisch die eitrigen Ekzeme in seinem Gesicht.
„Was haben Sie mit mir vor?“, fragte Violetta und versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben.
Der stellvertretende Quellenhüter antwortete nicht, sondern schleppte sie ins Haus. Von der großen Diele aus stieg eine Treppe nach oben, darunter führte ein Durchgang in die Wohnstube auf der Rückseite des Hauses. Dort warf der Mann sie unsanft zu Boden. Von draußen hörte Violetta Gonzalez’ befehlende Stimme.
„Du bis ziemlich scharf, Alte!“, grunzte Álvaro.
Der Spanier kniete sich grinsend über sie, und Violetta starrte entsetzt auf seinen Mund mit den fauligen Zahnstümpfen.
Fast wie bei dem falschen Cariolós, dachte sie unwillkürlich
und erschrak im selben Moment. Ob die beiden verwandt sind?
„Wars du das?“, stieß der Mann hervor.
Sie runzelte die Stirn, und er versetzte ihr einen Schlag ins Gesicht.
„Was?“, gab Violetta mit brüchiger Stimme zurück.
„Hast du meinen Bruder ermordet?“
Violetta schob die Achseln hoch.
„Mach mich nich wütend! Wir haben überall unsere Leute. Die wissen, dass drei Leute in Albacete …“ Er unterbrach sich. „Sag schon, warst du es?“
Sie überlegte fieberhaft, wie sie ihn besänftigen konnte.
„Sie haben dir nicht die Wahrheit gesagt“, sagte Violetta dann.
„Was?“ Álvaro fuhr sich über das Gesicht. „Woher willst du das wissen?“
„Ich war dabei!“, sagte Violetta kühl. „… als der Unfall passierte.“ Violetta bedachte Álvaro mit einem verächtlichen Blick. „Der Unfall mit dem Polizisten.“
„Hä?“
„Die dämlichen Bullen haben deinen Bruder für einen Einbrecher ins Museum gehalten und sind auf ihn losgegangen.“
„Das kann nich sein! Ich hab was anderes gehört.“
Violetta merkte auf. „Wer hat dir was anderes erzählt?“
„Na, wir ham unsere Leute auch bei der Polizei. Mit denen hab ich geredet wegen Jo…“ Álvaro biss sich auf die Zunge. „Jedenfalls ham die nich von Unfall gesprochen.“
„Einer der Bullen hat Panik bekommen und auf deinen Bruder geschossen!“ Das Fleisch unter ihren Fesseln brannte wie Feuer.
„Die ham meinen Bruder erschossen? Javier hat gesagt, einer von euch hat ihn erstochen.“
Violetta sah, dass Álvaro nicht mehr wusste, was er glauben sollte.
„Du würdest genauso lügen, wenn du für die Bullen arbeitest.“
Der Spanier grübelte. „Aber Javier gehört zu uns. Der lügt uns nich an.“
„Wer ist Javier?“
„Einer von uns! Nich so ein normaler Bulle, arbeitet aber für die …“ Álvaro stockte.
„Für wen?“, drängte Violetta.
„Sag ich dir nich!“
Gegen Mitternacht schickte Petra Blaureuther aus Houston einen Bericht an Adrian von Zollern:
„Hallo, Adrian, ich schreibe Dir eine Zusammenfassung von meinem Treffen, das gerade zu Ende gegangen ist. Carl Spencer, mein Gesprächspartner und einer der Gründer, war überrascht, dass sich nach so langer Zeit jemand für den Mord interessiert. Tracner starb durch ein historisches Messer, das der Täter mit Exoriare graviert hatte (Fotos maile ich dir gleich).
Es gab ein paar Auffälligkeiten. Tracner hielt einen Auftrag geheim, niemand wusste, worum es ging oder wer der Auftraggeber war. Auch die Untersuchung der Mafiakontakte des Ermordeten brachte die Ermittler nicht weiter. Ich habe aber etwas gefunden, was in keiner
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