MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
vor wie eine Ewigkeit, bis der andere endlich weiterredete. „Braulio hat ihm befohlen, sich mit einer gefälschten Vollmacht an den anderen Anwalt zu wenden, um den Umschlag zu besorgen.“
Jetzt starrte Yasuhiro die Pistole an. „Und nun sollen Sie mich töten?“
„Ja.“
Yasuhiro Atakamo begann zu weinen. Er wollte leben, jetzt, wo er seine Schuld bei Braulio endgültig getilgt hatte.
„Braulio hat mich gebeten, Ihnen etwas auszurichten.“ Während Yasuhiro weiterredete, spielte Jackson mit seiner Waffe.
„Sie haben gute Arbeit geleistet“, sagte der kalt, „deshalb gewährt er Ihnen einen schnellen Tod.“
Einen Augenblick lang fragte der Japaner sich, ob Braulio dafür Dankbarkeit erwartete.
„Und da ist noch etwas, was ich Ihnen sagen soll.“ Langsam hob der andere die Pistole und sah Yasuhiro in die Augen, während er diesem bereits das kühle Rund des Schalldämpfers an die Stirn hielt.
„Danke“, sagte Jackson.
Als Letztes registrierte Yasuhiro Atakamo jenes metallische Schnappen des Schlagbolzens, das die meisten von Jacksons Opfern ins Jenseits begleitete.
Jackson trat zurück, nahm einen Zettel aus seinem Beutel und legte ihn auf Yasuhiros Leiche.
Keine Gnade dem Verräter! KNIFE
„Naif, Spiieegla … Ostrogonn“, krächzte Mummtaz und schlug wild mit den Flügeln.
Florenz
Sebastian saß auf dem Boden vor dem Holzschrank mit den Gründungsdokumenten der Bibliothek. Das kreidebleiche Gesicht seines Freundes, als der das Handy weglegte, machte ihm Angst.
„Was ist los?“
Adrian von Zollern brauchte einen Moment, bis er Worte fand. „Das war Kant. Er hat mir erzählt, dass vorhin in Washington ein Anschlag auf den IWF verübt wurde … Erst ein Ablenkungsmanöver, dann ist das halbe Gebäude in die Luft geflogen … Ein Detailmemorandum gibt es aber erst in ein paar Stunden.“
„Mein Gott!“, stieß Sebastian hervor.
„Eine Gruppe namens KNIFE bekennt sich dazu!“
„Was?“, sagte Sebastian entgeistert.
„ Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor … Es hat angefangen, Sebastian! Uns läuft die Zeit davon“, sagte Adrian nachdenklich und schaute besorgt zu seinem Freund.
In die anschließende Stille klingelte Sebastians Handy.
„Könnt ihr fernsehen?“, fragte Violetta und atmete schwer. Sebastian erklärte ihr, wie schlecht der Zeitpunkt des Anrufs gewählt war.
„Dann wisst ihr noch nichts von Washington?“
„Doch!“ Er berichtete von Kants Nachricht über den Anschlag auf den IWF und über das Bekennerschreiben einer ominösen Gruppe mit dem Namen KNIFE.
„Deshalb bin ich noch wach. Die Sender bringen nichts anderes.“ Violetta fasste schnell die Medienberichterstattung zusammen.
Als Violetta aufgelegt hatte, sagte Sebastian zu seinem Freund: „Violetta sagt, dass weder ein Bekennerschreiben noch KNIFE im Fernsehen erwähnt werden.“
„Klar, das halten die erst mal geheim“, sagte Adrian.
„Okay, lassen wir Washington vorerst ruhen. Schau mal hier!“ Sebastian gab seinem Freund das uralte Schriftstück, das ihn vorhin in seinen Bann gezogen hatte.
„Davon gibt es noch mehr“, fügte Sebastian hinzu. „Offizielle Dankesurkunden, mit denen man die Spender der Bibliotheken ehrte.“ Sebastian zeigte auf die Innenseite der Schranktür. „Was ist das eigentlich?“
„Dort vermerken sie Ausleihen und Einsichtnahmen“, sagte Adrian und schaute sich die Zettel an. „Schau mal hier, der erste Eintrag ist aus dem Jahre 1896!“
Sebastian lachte. „Dann ist das Interesse an den Exponaten ja überwältigend. Mehr als hundert Jahre und nicht einmal hundertfünfzig Ausleihungen?“
„Kümmerst du dich darum?“
„Okay“, sagte Sebastian. „Ich fange in der Gegenwart an und grabe mich zurück bis 1896.“
Schweigend setzten sie die Arbeit fort. Gelegentlich gluckste Sebastian, wenn er ein Institut erkannte, das eines der Objekte ausgeliehen hatte. Als er bei den Einträgen des Jahres 2000 angelangt war, fielen ihm schon fast die Augen zu. Beim Jahr 1978 merkte er schließlich, dass er seit ein paar Minuten keine Informationen mehr aufgenommen hatte. Also ging er noch einmal zurück zum Jahr 1999. Er stutzte. Wie hatte er das übersehen können? Plötzlich war Sebastian hellwach und gluckste aufgeregt.
„Was ist los?“, fragte Adrian.
„1999; Einsicht Katalog 1806; Moligati, Luca; Bemerkung: chronica tso .“, antwortete Sebastian.
„Aha“, bemerkte Adrian und warf seinem Freund einen besorgten Blick zu.
„Mensch, Adrian! Im
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