MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
ohne ihn zu bemerken. Sebastian sah die blutende Wunde in dessen Gesicht, dort, wo Adrian ihn mit dem Holzscheit getroffen hatte.
Mit einem Knall flog die Tür auf, und der völlig überraschte Nachtportier fuhr hoch. Erschrocken betrachtete er den durchgeschwitzten Gast, der sich erschöpft auf den Tresen stützte.
„Sofort die Eingangstür verschließen und Licht aus!“, rief Adrian keuchend.
Der Mann blickte ihn verwirrt an, doch er gehorchte. Kaum hatte er den Schlüssel umgedreht, wurde an der Klinke gerüttelt und heftig gegen die Tür gehämmert. Es folgte ein Trommelfeuer von Fußtritten, und bald ächzte die alte Holztür. Dann setzten die Tritte kurz aus, sie hörten eine kurze Folge von schnellen Schritten, dann warf sich jemand mit voller Wucht dagegen. Nun quietschte es bedenklich.
Adrian von Zollerns Blick wanderte zu dem schmalen Sehschlitz in der Tür. Zwei hasserfüllte Augen starrten ihn an, als ihre Blicke sich trafen.
Auf einmal schrillten Sirenen, und die Augen verschwanden.
Zwei Polizisten blieben zum Schutz im Hotel, nachdem die anderen die Suche erfolglos abgebrochen hatten. Ein weiterer Beamter, den Adrian von Zollern vorher instruiert hatte, brachte Sebastian zurück. Der immer noch aufgeregte Portier machte Kaffee und stellte die Kanne in den leeren Frühstücksraum.
„Das war knapp“, meinte Adrian. „Und ich hatte recht. Sie erhöhen den Druck. Wir müssen uns jetzt beeilen. Bist du so weit okay?“
„Ja“, antwortete Sebastian nachdenklich. „Dieses Gesicht habe ich schon mal irgendwo gesehen, aber ich weiß nicht, wo.“
„Vielleicht fällt es dir ja wieder ein“, antwortete Adrian.
Sie tranken den Kaffee und beruhigten sich langsam wieder. Dann brüteten sie wieder über den Rätseln, die sie aus der Bibliothek mitgebracht hatten.
„Also, chronologisch angeordnet haben wir: auctor , acquiesco , chronica und tso sowie die Personen Alberto Cambotano und
Luca Moligati“, sagte Sebastian.
„Den Besucher von 1899 können wir vernachlässigen. Nachher frage ich Tosci nach der Adresse von Moligati, vielleicht haben wir Glück und er lebt noch in Florenz.“
„Wirst du ihm erzählen, woher wir den Namen haben? Und von dem Überfall?“, fragte Sebastian Krix.
Adrian von Zollern überlegte. „Da hilft kein Herausreden mehr. Er erfährt ja auf jeden Fall von dem Polizeieinsatz.“
„Da hast du wohl recht“, erwiderte Sebastian.
Dann machte er sich ans Übersetzen. Nach wenigen Minuten legte er Adrian ein Blatt hin.
Acquiesco : Ich finde Ruhe, ich komme zur Ruhe. Chronica : Chronik. Auctor : Urheber, Gönner, Stifter.
„Und was ist mit tso ?“
„Das Wort gibt es nicht. Kannst du denn mit dem Rest was anfangen?“, sagte Sebastian und gähnte.
Adrian gähnte ebenfalls. „Lass uns nachher darüber reden, ich brauche eine Stunde Schlaf.“
Ein Gedanke weckte Sebastian. „Das ist es!“, rief er aufgeregt ins Dunkel. „Adrian! Adrian, wach auf!“ Sebastian stürzte in dessen Zimmer.
„Wir müssen es in der richtigen Reihenfolge lesen! Also von 1999 zurück in die Vergangenheit. Dann ergibt sich eine Botschaft, die von den unbekannten Besuchern, über einhundert Jahre verteilt, hinterlassen wurde!“
„Schieß los!“
„ Die Chronik findet Ruhe beim Gönner … oder Stifter .“
Adrian von Zollern blickte zweifelnd drein. „Und warum strahlst du wie ein Honigkuchenpferd? Das klingt doch ziemlich wirr …“
„Findest du? Für mich ist es klar: Chronik und Stifter kennen wir schon, die Ostrogóns!“
„Hm …Chronik und Stifter … Könnte sein, ja“, bestätigte Adrian. Dann hatte er eine Idee. „Bleibt noch tso … Umgedreht ergibt das
ost … Vielleicht eine Abkürzung für Ostrogón?“
„Die Chronik der Ostrogóns ruht beim Stifter“, fasste Sebastian zusammen.
Am frühen Morgen beichtete Adrian am Telefon seinem italienischen Kollegen die nächtlichen Ereignisse. Nach einer Schimpftirade kehrte Tosci zur Sachlichkeit zurück und gab die Suche nach Luca Moligati in Auftrag. Sie verabredeten sich im Café Firenze , wie am Tag zuvor.
Kant klang matt durch den Hörer, so als hätte er die Nacht durchgearbeitet. Adrian von Zollern wiederholte seinen Bericht, den er gerade Tosci abgegeben hatte.
Ponisegas Stellvertreter schickte ihm anschließend die nachrichtendienstlichen Erkenntnisse über den Anschlag.
Adrian wiederholte für Sebastian, was Kant gesagt hatte. „Kant steht in Kontakt mit dem Verantwortlichen Einsatzleiter in
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