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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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…“
    Edoardo suchte sich zu befreien und stöhnte.
    „… habe ich immer als einfältige Memme betrachtet. Dir fehlt es an Mumm und Schneid.“
    Edoardo wand sich unter Braulio. Doch der hielt ihn eisern umklammert.
    „Jetzt bin ich deiner dauernden Bedenken endgültig überdrüssig.“
    Endlich gelang es ihm, Braulio in den Zeigefinger zu beißen. Die Ohrfeige hallte im Wald wider und machte Edoardo schwindeln. Doch er spie dem Jähzornigen entgegen: „Wenn du die Gruppe so führst, und wenn du weiter so handelst wie in Čachtice, dann verrätst du den Schwur. Und die Chronik!“
    Mit flehenden Augen fuhr er fort: „Und deine Urahnen! Willst du alles verraten, was uns heilig ist?“
    Braulios Kopf war mittlerweile blutrot angelaufen, und der Schweiß rann ihm über das Gesicht. In den Mundwinkeln bildete sich Schaum, der mit jedem zischenden Wort in Edoardos Gesicht spritzte.
    „Du bist ein Nichts! Wenn ich so handeln würde, wie du es möchtest, kämen die Mistkerle in der Welt mit dem Schrecken davon! Nein, was mein Vater sagte, stimmt: Wir müssen hart durchgreifen, auch gegen uns selbst!“
    Braulio stopfte Edoardo ein Tuch in den Mund. „Deine Zeit ist um!“
    Edoardos Augen weiteten sich vor Entsetzen. Braulio suchte etwas in seiner Tasche.
    „Es war nicht einfach, dich so lange Zeit zu ertragen, Edoardo. Eines aber sollst du verstehen …“ Braulio brach ab, als aus dem Lager Geräusche herüberdrangen. Er horchte, bis wieder Ruhe einkehrte. „… warum die Gruppe härter geführt und rücksichtslos handeln muss.“
    Edoardo schloss die Augen und warf verzweifelt den Kopf hin und her.
    „Zu Recht führst du selbst den Schwur und die Chronik als Antrieb für unser Handeln an. Aber wir müssen uns fragen, was hat Ignacio mit jenen sechs Worten wirklich sagen wollen? Wieso hat er, den Tod vor Augen, diese Botschaft gewählt? Glaubst du, im Angesicht von Qualen, Blut und Folter wollte er uns einen sanftmütigen, rücksichtsvollen Weg zur Erlösung weisen? Nein! Der Rächer in unseren Reihen wird aus Blut und Tränen geboren! Ein harter Mann von überragender Stärke wird es sein, der uns erlöst.“
    Der Knebel erstickte Edoardos Antwort.
    „Unsere gemeinsamen Jahre waren wichtig. Wir haben alles in die
    richtigen Bahnen gelenkt, um unserem Ziel gerecht zu werden. Die Gruppe ist gewachsen und mittlerweile an zahlreichen bedeutenden Orten verbreitet. Unser wirtschaftliches Handeln ist in einem Maße gewachsen und aufgeblüht, dass wir mutig in die Zukunft schauen mit dem sicheren Wissen, eine solide Grundlage zu haben. Deshalb musste ich den Menschen eine Fassade zeigen, die ihnen gefällt. Das ist nun nicht mehr nötig. Ab heute zeigen wir der Welt, wer wir sind: treue Kämpfer mit einem unerschütterlichen Glauben, der eines fernen Tages jenen hervorbringen wird, der dem Unrecht in der Welt ein Ende setzt! So wie Yago es von Machiavelli gelernt hat: Der Zweck heiligt die Mittel! Für die Erlösung der Welt vom Unrecht werden wir alles auslöschen, was uns im Wege steht. Selbst wenn wir dabei neues Unrecht erzeugen, handeln wir doch im Sinne unseres Schwurs. Das, Edoardo, ist der Weg! Ein Weg, den du nie verstanden hast, den du nie verstehen wirst und den du auch nicht verstehen willst!“ Die letzten Worte zischte Braulio auf den regungslosen Edoardo hinab.
    „Und deshalb brauche ich dich nicht mehr! Deine Sanftmut, dein Verständnis … Diese Eigenschaften sind nicht mehr gefragt. Du hast unseren Zielen gedient, aber alles, was du kannst und was du bist, steht uns ab heute nur noch im Weg. Du bist eine Last und vielleicht sogar eine Gefahr.“
    Tränen sammelten sich in Edoardos Augen.
    „Heulen … Das passt zu dir!“, spottete Braulio.
    Durch den Tränenschleier erkannte Edoardo, was Braulio in der Hand hatte. Sein aufgewühltes Inneres, die verletzte Seele, das stumme Aufbegehren gegen Braulios Grausamkeit, das alles trat nun in den Hintergrund und machte einer Ruhe Platz, die sich in seinem ganzen Körper ausbreitete. Sein Herzschlag stockte, als Edoardo die Aussichtslosigkeit seines Widerstands begriff. Bevor seine Muskeln erschlafften, gelang es ihm, den Kopf zu drehen. Und er schaute Braulio direkt in die Augen.
    Der erwiderte den Blick und stieß Edoardo den Dolch in die Brust.
    Endlich!, dachte Braulio Ostrogón, als er die Leiche weit genug fortgeschafft hatte, damit sie nicht von den Kameraden entdeckt werden konnte. Er hatte den richtigen Zeitpunkt für diese Tat gewählt. Nachdem

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