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MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)

Titel: MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Jösch
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Gelegenheit, unbeobachtet von den anderen mit dem Freund zu reden.
    „Braulio, was ist mit dir los mit dir?“
    „Was willst du?“, herrschte der ihn an.
    Edoardo schluckte.
    „Ich rate dir eins …“ Dabei hob Braulio drohend den Zeigefinger.
    „Kümmere dich um deine Angelegenheiten!“ Braulio wollte sich umdrehen und weggehen.
    „Das ist meine Angelegenheit!“, antwortete Edoardo streng. Er bemerkte die Zornesfalte auf Braulios Stirn und den ungezügelten Jähzorn in dessen Blick.
    „Wenn du nicht sofort aufhörst, dann …“
    „Dann?“, fragte Edoardo.
    Braulio dreht ihm den Rücken zu und ging in den Wald.
    Edoardo legte sich hin, doch der Schlaf kam nicht. Der Gedanke, seinen Freund zu verlieren und die Gruppe abermals falschen Prinzipien unterworfen zu wissen, ließ ihm keine Ruhe. Er versuchte sich abzulenken, indem er über die Mission in Usolje nachdachte, und rief sich die Atmosphäre ins Gedächtnis, als er zusammen mit Braulio den Plan dazu ausgearbeitet hatte. Das war Anfang des Jahres gewesen, damals zeigte der Freund noch keine Anzeichen einer Wandlung.
    „Unsere Leute in Moskau haben mir interessante Kunde über eine Familie in Russland zukommen lassen. Eine Dynastie, deren Macht und Reichtum auf Salz gründen.“
    Edoardo stutzte. „Auf Salz?“
    „Ja, auf Salz! Weißt du nicht, dass Salz eines der wichtigsten Gewürze ist? Die Stroganows haben seit Jahrhunderten die Kontrolle über die Salzvorkommen an sich gerissen, und die Zaren, besonders Iwan der Schreckliche, haben sie beschützt.“
    „Was hat Iwan der Schreckliche damit zu tun?“
    „Von ihm stammen die Privilegien der Familie. Es ist das alte Spiel, Edoardo: Sie finanzierten ihm Soldaten für seinen livländischen Krieg, und er gab ihnen dafür Land und Macht. Zunächst errichteten die Stroganows in Usolje den Soleabbau. Doch das reichte ihnen irgendwann nicht mehr. Sie suchten engere Verbindung zum Zarenhof, was am Ende auch gelang. Für die Finanzierung der Kriegsführung schenkte Iwan ihnen schließlich riesige Ländereien in Sibirien. Außerdem drängten sie in hohe Ämter und mischten sich anschließend in die Staatsgeschäfte ein. Ihr Land und die wachsende Macht nutzten sie für eigene Eroberungen in Sibirien. Verstehst du, Edoardo, sie haben selbstständig Kleinkriege geführt! Menschen unterworfen. Getötet.“
    Weitere Einzelheiten überzeugten Edoardo, dass die Gruppe Vergeltung an dieser Familie üben musste.
    Jetzt war es so weit: In wenigen Tagen würden sie das Gebiet um Usolje erreichen, wo der oberste aller Bösewichte, Fjodor Pawlowitsch Stroganow, auf seinem prachtvollen Landgut lebte.
    Über all den Gedanken war Edoardo schließlich eingeschlafen. Nach Mitternacht erwachte er, den Geist noch umnebelt von den verwirrenden Bildern in seinem Kopf. Auf die wichtigste Frage, die durch seine Träume geisterte, musste er eine Antwort finden: War Braulios Gruppe auf dem falschen Weg? Waren sie nicht besser als die Opritschniki, jene Geheimtruppe Iwans des Schrecklichen, die für diesen brandschatzte und mordete, wann immer er es ihnen befahl? Söldner eines irren Generals mit unlauteren Motiven?
    Diese Frage durfte er niemals laut stellen.
    Als er die Augen aufschlug, fuhr ihm ein stechender Schmerz durch die Glieder. Einen Augenblick lang glaubte er, der helle Mondschein verursache die Pein. Aber das war nicht der Grund. Edoardo spürte ein Pochen in der Brust und erschrak zutiefst, als er merkte, wie Braulio mit wutverzerrter Fratze auf ihm kniete und ihn böse anfunkelte. Er versuchte, den Oberkörper aufzurichten. Doch bevor Edoardo fragen konnte, wurde er heftig geohrfeigt.
    Braulio schlug ihn so wütend, dass Edoardo fassungslos zurücksank. Der Spanier packte ihn am Kragen und schleifte ihn weg, außer Sichtweite von den schlafenden Kameraden
    Braulio setzte sich wieder rittlings auf Edoardo und presste ihm mit dem Ellbogen den Hals auf den Boden. Wie betäubt lag Edoardo regungslos auf dem Rücken. Das Gesicht seines Freundes sah zum Fürchten aus. Dann beugte Braulio sich zu Edoardos Ohr und flüsterte: „Hast du wirklich gedacht, mein freundliches Verhalten in den letzten Jahren war ehrlich?“
    Edoardo wollte schreien, doch Braulio presste ihm die Hand auf den Mund. Er lachte.
    „Du bist noch dümmer als dein Vater. Ich habe dich gebraucht, Edoardo. Ohne deine Hilfe wäre die Gruppe nicht schnell genug gewachsen und die Ausweitung des Seidengeschäftes nicht so ertragreich. Aber dich selbst, dich

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