MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
zurückweichen. Der schaute sich suchend um, doch von Tatjana und deren Schwestern war keine Hilfe zu erwarten, und die Ehemänner waren Schwächlinge, die er im Stillen längst von der Liste möglicher Nachfolger gestrichen hatte.
„Verlassen Sie auf der Stelle mein Land!“ Fjodor Pawlowitsch versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu geben, doch es gelang ihm nicht. Seine Stimme zitterte, und die Eindringlinge witterten Angst.
Langsam stieg Braulio vom Pferd, als wäre jede Bewegung von höchster Wichtigkeit, und ging direkt zu Fjodor Pawlowitsch Stroganow, den Blick unverwandt auf diesen gerichtet, während er zwei Reitern bedeutete, ihm zu folgen. In italienischer Sprache wies er sie an: „Einer hält ihn fest, der andere bindet ihm die Arme auf den Rücken!“
Die beiden taten, wie ihnen geheißen wurde.
Augenblicke später war der Mann gefesselt. Tatjana Fjodorowna schrie gellend auf.
Braulio packte den Gefesselten und stieß ihn heftig zu Boden. Stroganow schrie auf vor Schmerz, als ein Schneidezahn brach. Blut lief ihm aus der Nase.
Die Gesellschaft war entsetzt aufgesprungen, aber niemand handelte.
Braulio erblickte die schöne Frau und erkannte in ihr sofort die Tochter des Magnaten. Er ging zu ihr, bis sein Gesicht ganz dicht vor ihrem war. Sie schrie gellend. Das maskenartige Gesicht vor ihr bewegte sich nicht, zuckte nicht einmal. Braulio winkte Samuele zu sich, den Jüngsten der Gruppe. „Warte hier!“
Als er wieder neben dem Verletzten stand, riss er ihn hoch und trug ihn zu dem riesigen Tisch auf der Veranda. Braulio legte den Mann seitlich darauf, anschließend gab er Antonio ein Zeichen. „Hier, fass mit beiden Händen seinen Kopf, und halte ihn fest! Er soll es sehen!“ Braulio lachte boshaft. „Nimm sie!“, befahl er Samuele und riss Stroganows Tochter die Kleiber vom Leib.
Tatjanas Mann sprang auf und wollte seiner Frau zu Hilfe eilen, doch Braulio Ostrogón zog sein Messer und stieß es dem Unglücklichen in den Bauch. Röchelnd fiel er zu Boden und starb. Samuele vergewaltigte Tatjana Fjodorowna unter dem lauten Johlen Braulios.
„Stroganow, du Knecht des Geldes und der Macht! Sieh deine Tochter!“ schrie er.
Vorhin hatte Tatjana Fjodorowna ihn in den Schlaf gesungen, nun weckte der Lärm den Kleinen. Mit verschlafenen Augen lenkte er seine unbeholfenen Schrittchen zu der unwirklichen Szene.
„Gerasim!“, stöhnte seine Mutter mit letzter Kraft und unter Schmerzen, während Samuele auf ihr lag und immer heftiger in sie hineinstieß.
Der Junge verzog das Gesicht. Solche Laute kannte er nicht. Erschrocken rannte Gerasim weg.
Nach wenigen Schritten ergriff Braulio ihn. „Die Brut der Dynastie!“
Gerasim schrie herzzerreißend.
Tatjana Fjodorowna drehte verzweifelt den Kopf in die Richtung, aus der die Schreie kamen. „Gerasim!“, schrie sie, als Braulio ihr den Kleinen zeigte.
Braulio hob den schreienden Jungen über den Kopf und brüllte: „Seht her! Seht alle her!“
Die Verwandten starrten ihn an.
„Das Menschlein hier soll die nächste Generation schamloser Schmarotzer und Verbrecher anführen?“
Gerasim schrie gellend.
„Soll er die Menschen weiterhin ausbeuten, so wie der da?“ Er ließ das Kind sinken, hielt es mit einem Arm fest und zeigte auf den blutenden Fjodor Pawlowitsch Stroganow. Braulio Ostrogóns gerötete Augen in den dunklen Höhlen flackerten unruhig hin und her. Er bot einen furchterregenden Anblick.
Die Frauen weinten und klagten. Sie flehten um Gnade. Tatjana Fjodorownas älteste Schwester, ebenso schön wie die Jüngere, bot sich Braulio an als Preis dafür, dass er Gerasim verschonte. Aber Braulio spuckte ihr ins Gesicht.
„Nein!“, schrie er. „Dieser kleine Satan wird eure Sippe niemals führen!“
Das Weinen der Mutter schwoll an, als Braulio das Kind zum Brunnenhaus schleifte. Er öffnete die Tür, hinter der sich der tiefe Schacht verbarg. Die Entsetzensschreie der Frau drangen zu ihm herüber. Dann hob er den wimmernden Jungen über den Abgrund und warf ihn in die Tiefe.
Tatjana Fjodorowna hörte das dumpfe Geräusch, als der kleine Körper auf dem Grund aufschlug, und verlor das Bewusstsein.
„Samuele, komm mit ins Haus. Antonio, du bewachst die Gesellschaft!“
Die beiden betraten das Haupthaus und durchsuchten jeden Winkel. In einer Truhe unter der gewaltigen Treppe fanden sie große Mengen Diamanten und Gold. Auch den Schmuck der verstorbenen Ehefrau Stroganows raubten sie. Sie packten alles zusammen und
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