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Man Down

Man Down

Titel: Man Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Pilz
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hatte keine Wahl.“
    „Das sagten die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg auch.“
    Der Typ fing an, in einem Karton zu kramen.
    Ich war mir sicher, die Bullen würden auf dem Handschuh Blut finden. Ich war mir sicher, sie würden Öcal und Ugi wegen versuchten Mordes drankriegen, ich wusste es einfach, weil ich es so wollte. Ich wusste auch, dass mein Leben nun nichts mehr wert war. Ich war erledigt. Und es war mir scheißegal. Es war mir alles scheißegal.
    Ich sah wieder auf den Bildschirm, sah Shane, Shane mit seinen Brüdern. War Öcal der Zwerg oder der Große? War Shane erst später zu ihnen gestoßen, als ich bereits auf dem Asphalt Blut spuckte?
    Quatsch.
    Er war dabei gewesen. Er hatte mich zu Boden gerungen.
    Fuck, Shane.
    „Wir wollen die drei Aydins. Wir wollen die Marokkaner. Wir wollen Sie.“
    „ …“
    „Wir wollen das ganze Paket.“
    „Ich habe Ihnen den Handschuh gegeben!“
    „Und? Ich habe Ihnen einen Kaffee gegeben.“
    Der Bulle legte einen Laptop auf seinen Schreibtisch, den er aus dem Karton geholt hatte.
    „Schöne Bilder haben Sie auf Ihrem Gerät“, sagte er.
    Ich schluckte. Das war mein Laptop, den der verdammte Hurensohn da vor sich hatte. So ein abgefucktes Gerät gab es kein zweites Mal.
    „Sie wissen doch bestimmt, dass es verboten ist, Pornofotos von Jugendlichen zu speichern?“
    „Wie kommen Sie an meinen Laptop?“
    Meine Hände fingen an zu zittern. Ich hielt mit der rechten Hand meine linke fest, aber es war nicht zu übersehen, dass ich die Beherrschung verlor. Ich bekam einen Schweißausbruch.
    „Diese Mädchen sind keine 18.“
    „Die sind alle über 18.“
    „Es reicht, wenn sie aussehen, als wären sie jünger als 18. Und ich versichere Ihnen, einige dieser Mädchen sehen jünger aus als 18.“
    „Und wer bestimmt das? Wer bestimmt, ob sie jünger aussehen?“
    „Ich habe das Gesetz nicht gemacht.“
    „Diese Mädchen wurden nicht vergewaltigt, die haben sich nicht prostituiert, die hatten Spaß am Sex.“
    „Das ist egal. Die sind zu jung.“
    „Ich darf ne 17-Jährige bumsen. Ich darf ne 16-Jährige bumsen. Aber nackt sehen darf ich sie nicht?“
    „Ins Gefängnis zu kommen wegen Kinderpornos, das ist kein Spaß.“
    „Das sind keine Kinderpornos!“
    „Da bist du das Letzte im Knast.“
    „Das sind keine Kinderpornos, verdammt noch mal!“
    „Das ist heutzutage dasselbe. Illegale Pornos sind das, und das klingt nach perversem Kinderficker. Drogendealer, Kinderficker, möchten Sie nicht auch noch ein Neonazi sein? Ein Islamist? Ein Linksradikaler?“
    „Ich hasse dich, Bulle.“
    „Ich kann dich auch nicht leiden. Aber das spielt keine Rolle. Du tanzt jetzt nach unserer Pfeife, wenn du den Laptop zurückhaben willst. Ich stelle die Fragen und du wirst mir antworten.“
    Ich bekam keine Luft mehr in dem Raum, ich rappelte mich auf, stürmte aus dem Zimmer trotz der Schmerzen, lief den Gang entlang, wie in Trance rannte ich umher, riss Türen auf, suchte einen Ausgang, suchte die Freiheit und den Frühling, fand schließlich eine Treppe, stolperte hinunter, rempelte zwei Bullen an, landete im Keller, rannte wieder hoch, Bullen sahen mir nach, riefen mir nach, ich rannte hinaus, rannte davon, es war doch alles nur ein seltsamer Traum voller Wut und Lärm und ohne Sinn.
    ***
    Ich stand vor dem Heim auf der anderen Straßenseite. Setzte mich auf die Bank der Bushaltestelle. Ich sah hoch zu Zimmer 113. Ich konnte niemanden erkennen. Im Fensterglas spiegelte sich die Sonne. Es war Samstagmittag, kurz nach eins. In der Stadt war der Teufel los, zu viele Menschen, zu viel Kaufwut, aber hier war es ruhig.
    Marion hatte ihre Handynummer geändert, ich konnte sie nicht mehr erreichen.
    Ich saß vor dem Heim und trank Wodka aus der Flasche, ich trank ihn pur und warf die halbleere Flasche auf den Sitz eines Cabriolets mit Düsseldorfer Kennzeichen.
    Ich musste mich an dem Geländer festhalten, als ich die Stiegen hoch in den ersten Stock ging. Ich öffnete die Tür zum Stock und sah mich in dem mannshohen Spiegel, der dort an der Wand hing. Ich sah nen Stricher. In den wenigen Monaten war ich völlig abgestürzt.
    Ich war n gottverdammter Stricher.
    Ich ging den Gang entlang, streifte mit meiner linken Hand die Wand, aus der Gemeinschaftsküche hörte man nicht wie üblich Stimmen, kein übersteuertes Fernsehgerät und auch kein Geschirrklimpern.
    Es war unheimlich still.
    Zimmer 113.
    So viel Lachen und Blödeln und Lieben steckten hinter dieser

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