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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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und musste einen Schrei unterdrücken. Von dem Regalbrett starrten mich eine Reihe Styroporköpfe an, auf denen verschiedene Perü- cken saßen. Eine Sekunde lang hatte ich sie für echt ge- halten.
    Ich schnappte mir eine mittelgroße Reisetasche mit gol- dener Schnalle aus dem Schrank, und warf eine Perücke mit langem Zopf hinein, die hinter die anderen gestopft worden war und deshalb vermutlich nicht vermisst wür- de. Es folgten ein paar von Pengfeis Kosmetika und ein Fächer. Mit Lungs Klamotten und der Tasche in der Hand verließ ich die Kabine. Obwohl ich am liebsten auf schnellstem Weg zum Schnellboot zurückgekehrt wäre, hielt ich inne, als ich an der Leiter zur Brücke vorbeikam. Ich musste an meine riesigen Wissenslücken denken und beschloss, noch einen kleinen Abstecher zu machen.
    Wie erwartet war bei diesem zweiten Besuch ein echter Kapitän auf der Brücke. Erstaunlich, wie effektiv diese Mütze sein kann, wenn man sie richtig herum trägt.
    »Entschuldigen Sie, Sir. Ich dachte, Xia Wu sei hier raufgegangen.« Ich hielt die Sachen aus der Reinigung hoch. »Er hat gesagt, ich soll diese Sachen in das Quartier von Chien-Lung bringen, aber ich habe mich verlaufen. Ihr Schiff ist so riesig!« Für die Zukunft, Ladys: Wenn ihr mit einem Seemann sprecht, bedeutet Schiff Geschlechts- teil. Der Kapitän war Butter in meinen Händen. »Auf je- den Fall wollte ich ihm noch sagen, dass wir den Fleck aus dem einen Gewand nicht ganz rausbekommen haben,
deshalb würde ich es gerne wieder mitnehmen und kos- tenlos noch einmal reinigen. Das kann ich morgen früh als Allererstes machen.«
    »Tut mir leid, aber das wird nicht möglich sein«, sagte der Kapitän in sehr britischem Englisch und schenkte mir ein Komm-auf-meinen-Schoß-Lächeln. »Wir laufen heu- te Abend noch aus.«
    »Oh nein! Reisen Sie sofort ab? Sonst könnte ich es wieder in den Laden mitnehmen, reinigen und in ein paar Stunden zurückbringen.«
    Als er sich aus seinem Stuhl erhob und zu mir herüber- geschlendert kam, fiel mir auf, dass er aussah wie Sulu in den alten Star-Trek-Folgen. Ich hatte Sulu immer irgend- wie heiß gefunden, was es einfacher machte, mein Flirtge- sicht aufzusetzen, als er sagte: »Eigentlich lichten wir erst gegen Mitternacht den Anker. Mein Arbeitgeber hat sogar gesagt, wir sollten ihn erst nach zehn an Bord erwarten. Warum bringst du die Sachen also nicht so gegen sieben zurück und wir beide essen anschließend eine Kleinigkeit zusammen?«
    Tja, anscheinend konnte ich die Jacht von der Liste der möglichen Pengfei-Verstecke streichen. Zumindest musste ich mir keine Sorgen darüber machen, dass sie zurückkom- men und die Sachen vermissen könnte, die ich gestohlen hatte. Hätte ich auch nur kurz darüber nachgedacht, wäre mir klar geworden, dass sie und Chien-Lung, da sie nach dem Zeltbrand bereits aufgeräumt hatten, gar nicht auf die Jacht zurückkehren mussten, wenn sie auferstanden, um das Ganze zu wiederholen. Wo auch immer sie waren, die Abendunterhaltung würde beginnen, sobald sie die Augen aufschlugen. Was bedeutete, dass ich schleunigst wieder an Land gehen musste.
    Ich sah mich auf der Brücke um und musste die beein-
druckende Wirkung, welche die blau beleuchtete Instru- mententafel auf mich hatte, nicht einmal vortäuschen. »Wow, Abendessen auf einer richtigen Jacht? Das wäre fantastisch!«
    Er beugte sich vor. »Und bring einen Bikini mit. Viel- leicht nehmen wir das Dessert ja im Whirlpool.«
    Damit ging er zu weit. Ich wäre nicht einmal mit Sulu in den Whirlpool gegangen, und der war wirklich süß. »Danke, das wäre super!« Ich sah aus dem Fenster. »Oh, da ist meine Mitfahrgelegenheit!« Ich zeigte auf Cole und winkte, als könnte er mich sehen. Dann winkte ich Kapi- tän Sulu zu und stieg eilig die Leiter hinunter, die mich zum unteren Deck und zum Schnellboot bringen würde.

31
    S elbst wenn ich einmal Alzheimer bekommen sollte, werde ich nie den Anblick vergessen, wie Bergman über seiner Arbeit hing. Das ist eine der ersten Erinnerun- gen, die ich an ihn habe. Ich hatte mich mit einem Mäd- chen aus meinem Literaturkurs angefreundet, ihr Name war Lindy Melson. Sie und ihr Mitbewohner, ein Student kurz vor dem Abschluss namens Miles, brauchten Hilfe bei der Miete. Als sie mir die Wohnungstür öffnete, war das Erste, was ich sah, Bergman, wie er über einem wei- ßen Resopaltresen hing und den Toaster reparierte.
    »Miles«, sagte ich nun, als ich das Wohnmobil betrat und sah, wie er sich

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