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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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die Augen. Diese Reaktion war inzwi- schen schon so zur Routine geworden, dass ich Angst hatte, meine könnten in dieser Stellung bleiben und die Leute würden anfangen, mich mit Rodney Dangerfield zu verwechseln. »Okay, Johnny Depp, krieg dich wieder ein. Ich brauche dich konzentriert, wenn die Dinge anfan- gen, in die Hose zu gehen. Oberflächlich betrachtet, lie- fern wir nur die Sachen aus der Reinigung. Mehr weiß der Rest der Crew nicht. Meiner Einschätzung nach sind sie alle Lung treu ergeben, also werden sie sich benehmen, bis sie gegenteilige Befehle erhalten. Du bleibst im Boot. Mach dich bereit, schnell abzuhauen.«
    »Was ist, wenn ich laute Geräusche höre?«
    »Welcher Art?«
    »Wie Kampfgeräusche? Soll ich ihnen nachgehen?«
    »Cole, ich schaffe es schon kaum, einen Schröpfer zu töten, und ich kann seinen Schild sehen. Nimm’s nicht persönlich, aber du hättest keine Chance. Bleib im Boot, bis ich rauskomme oder du sicher bist, dass ich tot bin. Dann verschwinde. Verstanden?«
    Als ich das Wort »tot« aussprach, ging einer weiteren Blase die Luft aus. Aber er nickte. »Es ist wirklich Mist, der Neuling zu sein.«
    »Stimmt. Sieh es einfach mal so: Ohne dich komme ich nicht von der Jacht weg.«
    Bei diesem Gedanken hellte sich seine Miene auf. Nennt mich einfach das Wohlfühlmädchen.

30
    W as ich zu Cole über das In-den-Griff-Kriegen der Angst gesagt hatte, war zu vier Fünfteln reiner Blöd- sinn, der Rest war Wunschdenken. Die Angst ist wie ein Schwein auf einer Landwirtschaftsausstellung. Man kann hinter ihr herlaufen, immer durch den Ring, mit einem kleinen Stab bewaffnet, und meistens wird sie in die Rich- tung laufen, die man ihr vorgibt. Aber das Miststück wiegt über hundert Kilo, und wenn es beschließt, über den Zaun zu springen, die Straße runterzurennen und gefolgt von einer Spur aus grünen Fladen zur Farm zu- rückzulaufen, wird es genau das tun.
    Meins ging immer noch brav im Kreis, aber der Zaun sah immer verlockender aus. Ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass Sanftmut und/oder Bestechung bei mei- nem speziellen Schwein nicht funktionierten. Geh einfach weiter , sagte ich ihm barsch. Ich bin es leid, in Scheiße zu waten, und du wirst nicht auch noch deinen Teil zu dem Haufen beisteuern.
    Als Cole das Heck der Constance Malloy ansteuerte, schnappte ich mir die Reinigungssachen und hüpfte an Deck. Da Wu auf dem oberen Deck erschienen war, sich über die Reling lehnte und zu uns heruntergrinste, über- ließ ich Cole das Vertäuen des Boots. »Sie müssen sein Miss Robinson von der Wäscherei! Bitte kommen Sie rauf. Ich werde Ihnen zeigen, wohin Sie die Sachen hän- gen können.«

    Oh ja, er war ganz der nette Kerl, aber er ließ mich ohne Hilfe die Leiter zu seinem Deck hochsteigen, und das mit drei Bügeln voller Brokat und Seide. Keine leich- te Aufgabe, besonders, wenn man mit einem Angriff rechnet.
    Als ich seine Ebene erreicht hatte, nickte er mir zu und führte mich durch den äußeren Sitzbereich, wo vor kur- zem so viele gestorben waren. Ich riss meinen Blick von dem makellosen Boden los und richtete ihn auf seinen Rücken.
    Wu trug eine dunkelblaue Tunika und Hosen mit schwarzen Aufschlägen an Ärmeln und Beinen. Das Gan- ze erinnerte an eine Uniform. Segelschuhe und Mütze waren ebenfalls schwarz. Er sah Shao zwar ähnlich, aber nicht so sehr, dass seine Auslöschung für mich zum Alp- traum werden würde. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, den dunklen Rand eines Schröpferschildes an ihm zu entdecken. Nichts. Aber es war ein strahlend son- niger Tag, und dieses Wetter schien die Schilde am besten zu verdecken. Zeit für den zweiten Test.
    »Aaa!« Ich gab vor zu stolpern und umklammerte mit der rechten Hand die Reling, während ich die linke mit den Klamotten hochriss. Dabei hielt ich die Augen auf Wu gerichtet. Als er herumwirbelte, um zu sehen, was passiert war, blieb ein Teil seines Gesichts auf halbem Weg hängen. Ebenso seine Hände, als er sie ausstreckte, um mir zu helfen. Ich trat schnell zurück, damit er mich nicht berührte, lächelte aber. »Vielen Dank. Es geht schon. Ich bin nur über die Folie gestolpert.« Ich zeigte auf die he- rabhängende Verpackung, während ich beobachtete, wie die Teile von Wu sich wieder zusammenfügten.
    Mein Verstand befahl der Angst, die an meinen Einge- weiden nagte, sich gefälligst etwas anderes zum Kauen
zu suchen. Ich hatte es hier mit einem brandneuen Schröpfer, keinem erfahrenen Veteranen wie

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