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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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zusammen und pressten die Lippen aufeinander. Sie sahen aus wie Soldaten, die nur durch die Loyalität zueinander von der Flucht abgehalten werden.
    Jericho hatte Männer ausgesucht, die aussahen, als wä- ren sie das Beste vom Besten. Ein drahtiger grauhaariger Herr, der ein Remington SPS Varmint Heckenschützen- gewehr bei sich hatte, nickte uns zu und stellte sich als Sergeant Betts vor. Corporal Fentimore war mit seinen ursprünglichen Muskelpaketen offenbar nicht zufrieden gewesen und hatte sich noch eine Extraausstattung antrai- niert. Er und sein gedrungener, breitschultriger Freund, der sich mit einem kurzen »Nennt mich Rand« einführ- te, waren mit SIG-551 Sturmgewehren bewaffnet. Diese Männer waren aus demselben Holz geschnitzt wie mein Bruder - und mein Vater zu seinen besten Zeiten. Ein kurzer Blick auf sie reichte, um einem das Gefühl zu ge- ben, dass man sie nicht einmal mit einem Mörser umhau- en konnte. Und trotzdem hüpften sie von einem Fuß auf den anderen wie Sprinter an der Startlinie.
    Was mir eindeutig vor Augen führte, dass dieser Ort verhext war. Ich hatte es nicht gleich erkannt, weil die Magie so umfassend war. Sie hatte mein Gespür betäubt. So wie das Gehirn überlastet wird, wenn man ein Mu- seum betritt. Bis man einen Schritt zurücktritt und es da- von überzeugt, sich ein Objekt nach dem anderen anzu- sehen, nimmt es keines der Bilder wahr.
    Ich zog meinen Helm aus und half Vayl bei seinem. Bis dahin hatte Cole uns erreicht. »Über diesem Hügel liegt eine Art Vertreibungszauber«, erklärte ich ihnen allen. »Was ihr spürt, ist nicht real.« Und allein durch dieses
Wissen würden wir ja auch alle so viel besser funktio- nieren.
    »Und wie ist das mit denen da?«, fragte Jericho und nickte Richtung Anhöhe.
    Ich blickte über die Schulter. Aus der entweihten Kirche strömte eine Masse aus dunklen Körpern. Verdammter Bockmist! »Die sind eine andere Geschichte.«

36
    N un stand die halbe Bevölkerung von Höllenhausen zwischen uns und Desmond Yale. Er hatte einen ziem- lichen Vorsprung, doch er war auch schon eine ganz schö- ne Strecke gerannt, und die Strapazen seines irdischen Körpers forderten ihren Tribut. Seine Knie knickten im- mer wieder ein und ließen ihn alle paar Schritte zu Boden gehen. Seine Zunge hing heraus wie die eines Hundes, und aus den geschwächten Teilen seines Schildes sickerte Blut. Das waren die guten Nachrichten.
    Anscheinend hatte er sich eine kleine Kultgemeinde gut bewaffneter Menschen geschaffen, die seinen Notausgang bewachten. Na ja, ich hatte ja gewusst, dass er ein gewief- ter alter Dämon war. Ich hätte mir denken können, dass er einen Fluchtplan hat.
    Seine Akolyten hatten sich hinter einem alten Minibus verschanzt, auf dessen Seiten die Aufschrift DIE MIS- SION UNSERES HERRN - CORPUS CHRISTI prangte, und feuerten auf uns, während Yale sich auf sie zubeweg- te. Ihre Schießkünste schienen keinen Pfifferling wert zu sein, aber das Gelände bot ihnen einen riesigen Vorteil. Sie mussten nichts anderes tun als ein konstantes Sperrfeuer aufrechtzuerhalten, während Yale sich den Rest des Hü- gels hinaufkämpfte und sich so unserem Zugriff entzog.
    Sobald Yales Bande das Feuer auf uns eröffnet hatte, waren wir hinter der knapp ein Meter fünfzig hohen Be- tonmauer am Fuße des Hügels in Deckung gegangen, um
unsere nächsten Schritte zu planen. Und um uns nicht die Köpfe wegballern zu lassen. Sogar Idioten landen manch- mal einen Glückstreffer.
    »Jericho, kannst du irgendwie an Unterstützung aus der Luft herankommen?«
    »Ist schon unterwegs«, informierte er mich, während er sein Handy wegsteckte, »wird aber wahrscheinlich nicht rechtzeitig hier sein, damit wir den alten Knaben noch erwischen.«
    »Verdammt!« Ich drückte den Rücken gegen die Mauer und wechselte frustrierte Blicke mit Vayl. Ich war mir nicht sicher, wer von uns wütender war. Dem Ziel so nah zu kommen und dann zu verlieren. Das passte keinem von uns. Wir mussten auf diesen Hügel kommen, und zwar schnell!
    »Durch die Rüstung bin ich weitgehend gegen Kugeln geschützt«, erinnerte er mich. »Aber durch sie bin ich auch zu langsam. Ich fürchte, einer dieser schießwütigen Schwachköpfe könnte mir eine Kugel ins Hirn jagen, be- vor ich ihn erreiche.« Er deutete auf den Teil seines Kop- fes, der durch Chien-Lungs Feueratem vom Eis befreit worden war. Auch wenn eine Schusswunde ihn nicht um- bringen würde, würde sie Vayl doch aus dem Verkehr ziehen, und das

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