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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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gemacht, dass man den Schneider des Schröpfers mal mit Miss Leck-mich-am-Arsch zusammenbringen sollte, doch dann zog er eine Plastiktüte hervor. Das dunkelrote Organ darin schien sich zu winden, als versuchte es, sei- nem Schicksal zu entgehen.
    »Oh Gott.« Ich wollte das nicht sehen. Wollte den klei- nen Teil von mir retten, der es nicht für völlig schwachsin- nig hielt, sich bei einer Sternschnuppe etwas zu wünschen, und den Weihnachtsmann für einen netten alten Kerl hielt, selbst wenn die Eltern die schweren Sachen für ihn tragen mussten. Doch es war auch Teil meines Jobs, Zeuge zu sein. Wenn man die Augen schließt, kann man nicht zielen.
    Yale holte aus und warf das Herz an die Wand der ge- schändeten Kirche, wobei das Blut herausspritzte und langsam eine Art Tor bildete. Als es zu pulsieren begann, drückte Vayl aufs Gas.
    Ich klammerte mich an seinen Bauch, dankbar für den Adrenalinschub, der mir die Kraft verlieh, mich festzu- halten. Wir rasten auf die Rampe zu wie ein Paar Stunt-
junkies, trafen die Süße genau im richtigen Winkel und sprangen so sauber über die Mauer, dass ein Sattelschlep- per unter uns durchgepasst hätte, als wir den Hügel hi- naufflogen.
    Wäre meine Blase nicht leer gewesen, hätte ich mir viel- leicht in die Hose gemacht, als Vayl bei unserer Landung fast das Vorderrad wegrutschte. Wir schwankten so weit nach rechts, dass ich die Regenwürmer riechen konnte, und korrigierten dann so heftig, dass meine linke Wade für einen endlosen Moment zwischen Gras und Auspuff klemmte. Die Hitze drang durch meine Jeans und hinter- ließ ein brennendes Souvenir auf meiner Haut. Nur Vayls vampirische Stärke rettete die Maschine - und uns - vor einem Totalschaden.
    Als wir den Hügel zur Hälfte geschafft hatten, prallten ein paar Kugeln von Vayls Rüstung ab, doch sie hörten auf zu schießen, als ich Kummer zog und das Feuer erwiderte. Es ist schwierig, das Ziel zu treffen, wenn man mit hoher Geschwindigkeit eine holprige Anhöhe hinauffährt, doch ich kam ihnen nahe genug, und meine Verstärkung gab mir so guten Feuerschutz, dass die Schröpferbande beschloss, besser für eine Weile die Köpfe einzuziehen.
    Wir fuhren auf Yale zu und machten schnell den Boden gut, den wir am Fuß des Hügels verloren hatten. »Das wird ganz schön knapp«, sagte Vayl.
    Yale hatte das Tor schon fast erreicht. In der Zwischen- zeit hatte es begonnen, sich langsam zu öffnen. Unwirk- liches Licht, schwarz und so scharf wie eine Rasierklinge, das dem ähnelte, aus dem sein Schild bestand, drang durch den Spalt.
    Während ich auf Yale zielte, versuchte ich meine Hand ruhig zu halten, doch es war so, als wollte ich eine Murmel auf einer Bowlingkugel balancieren. Ich drückte ab. Die
Kugel prallte von Yales Schläfe ab. Er stolperte und fiel auf die Knie. Ohne überhaupt den Versuch zu machen, wieder aufzustehen, kroch er Richtung Tor und hechtete darauf zu, als er endlich nahe genug dran war. Es öffnete sich wei- ter, und er krallte die Finger um seine Kante, um es weiter aufzuziehen.
    Vayl fuhr die Ninja direkt über Yales Oberschenkel, woraufhin der Schröpfer einen Schrei ausstieß, der die Fledermäuse aus dem Kirchturm vertrieb. Wir rollten uns ab, als Vayl das Motorrad fallen ließ. Ich kämpfte mich gerade auf die Füße, als mich etwas so hart in den Rücken traf, dass ich für einen Moment dachte, mir würde die Lunge aus der Brust springen. Ich kippte um und fiel aufs Gesicht, wobei mir sofort klar wurde, dass ich angeschos- sen worden war. Die Schutzkleidung hatte zwar ihren Job gemacht, aber es tat trotzdem höllisch weh.
    »Verdammter Mistkerl!« Ich schaute hoch. Ist das Coles Stimme? Oh, schenkt mir ein dickes, fettes Amen! Er hat- te an der westlichen Seite des Hügels einen Abwasserka- nal gefunden. Von hier aus konnte ich ihn sehen, was von unserem ursprünglichen Standort aus nicht möglich ge- wesen war. Cole war schon weit gekommen, auch wenn er sich immer noch ungefähr fünfzig Meter unter uns be- fand. Ich sah das Mündungsfeuer seiner Waffe und hörte den Schrei eines sterbenden Mannes. Cole hatte ein Ge- wehr mitgebracht.
    »Jasmine! Ich bräuchte hier etwas Hilfe!«, rief Vayl.
    Ein weiterer Schuss aus Coles Waffe, gefolgt von einem weiteren Schrei, sagten mir, dass es Zeit war, sich in Be- wegung zu setzen. Ich kroch zu Vayl hinüber. Er schien in ein Tauziehen verwickelt zu sein. Klauenartige, knochi- ge Finger, deren Haut rot und offen aussah, hatten sich um Yales

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