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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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Handgelenke geschlungen und versuchten, ihn
durch einen Spalt zu ziehen, der sich in dem Tor aufgetan hatte. Yale selbst hatte mit seinen Stiefeln bereits kleine Gräben in den Boden getreten, in dem Versuch, sich aus Vayls Griff zu lösen.
    Vayl hatte ihn um die Mitte gepackt, aber durch das Eis auf seinem Körper war es schwierig für ihn, nicht den Halt zu verlieren. Immer wieder musste er sich neu ver- ankern, und jedes Mal gewann Yale an Boden. Bevor ich noch Zeit hatte, auf ihn zu zielen, zog Yales Komplize fest genug, um seinen Kopf hinter das Tor zu bringen.
    »Wir müssen ihn rausziehen!«, sagte Vayl. »Pack mit an!«
    Ich stürzte mich auf die Beine, die aussahen wie die ei- nes alten Mannes, und zog. Ihr Besitzer stieß einen Schrei aus, der mir verriet, dass das Motorrad einigen Schaden angerichtet hatte. Sehr gut. Ich zog weiter, und mit Vayls Hilfe gelang es uns, Yales Kopf wieder in den Zielbereich zu bekommen. Doch sobald ich losließ, um zu schießen, verlor Vayl den Halt.
    »Verdammt noch mal! Ich bin diesen ganzen Scheiß so leid!«, brüllte ich, als ich die Waden oberhalb der Cow- boystiefel packte, die ich einmal so bewundert hatte, und an ihnen zerrte. »Auf dieser Mission wurde ich schon er- schossen, erstochen und verbrannt! Ich bin so verdammt erschöpft, dass ich eine nukleare Explosion verschlafen könnte, und gerade ist mir klar geworden, dass ich immer noch mehr von Samos’ Kulis töten muss, bevor ich mich endlich zu ihm durchgearbeitet habe. Ich bin so was von sauer!« Damit zog ich noch einmal ruckartig an und fiel hin.
    Ich war gerade wieder auf die Beine gekommen, als Vayl sagte: »Ich sehe sein drittes Auge!«
    »Tja, und was verlangst du jetzt bitte von mir ?«, zickte
ich. »Wenn ich ihn loslasse, rutscht er doch nur wieder rein!«
    »Tja, aber irgendjemand muss ihn erschießen!«, knurrte Vayl.
    Das Dröhnen von Coles Waffe übertönte meine Ant- wort.
    Die Beine in meinen Händen wurden schlaff. Ich drehte mich um. Coles Schuss hatte genau ins Schwarze getrof- fen. Der Schröpfer starb sofort, die Finger immer noch um die Kante des Tors gekrallt. Und aus diesem verfluch- ten dritten Auge stieg eine wunderschöne rote Seele auf und verschwand wie ein Komet in der Nacht.
    Vayl und ich wichen zurück. Ich richtete Kummer auf die Stelle, wo sich die Schröpferbande verschanzt hatte, doch die Überlebenden hatten sich zerstreut, sobald Yale verschieden war.
    Die klauenartigen Hände zogen Yales Körper weiter durch den Spalt, und als seine Füße die Schwelle über- quert hatten, verschwand das gesamte Tor mit einem Donnergrollen.

37
    C assandra und Bergman erwarteten uns an der Tür des Wohnmobils.
    »Du bist wieder normal!«, stellte Bergman fest, sobald Vayl den Helm abnahm.
    Vayl nickte matt. »Anscheinend brauchte ich nur ein wenig Ruhe nach dem Kampf.«
    »Ein Handtuch wäre allerdings auch nicht schlecht ge- wesen«, ergänzte ich.
    Obwohl Vayl glaubte, einen Großteil der Rüstung wie- der in sich aufgenommen zu haben, war er am Ende klatschnass gewesen. Und da ich uns nach Hause gefah- ren hatte, sah ich nun aus, als hätte eine Footballmann- schaft versucht, den Getränkekühler über mir auszu- schütten, dabei aber nur eine Hälfte erwischt. Die hintere Hälfte.
    Wir hatten uns noch am Schauplatz des Geschehens bei Jericho und seinen Jungs bedankt und uns mit dem Ver- sprechen, Jericho am nächsten Morgen eine saubere Ninja zurückzubringen, von ihnen verabschiedet. Die SWAT- Jungs hatten sich bereiterklärt, die Aufräumarbeiten zu überwachen, da wir ja irgendwie das Festival gerettet hat- ten. Cole, der ungewöhnlich ruhig und in sich gekehrt wirkte, war bei ihnen geblieben.
    Als würde sie meine Gedanken lesen - und wer weiß, vielleicht tat sie es ja wirklich -, fragte Cassandra: »Wo ist Cole?«

    »Er wird bald zurück sein«, meinte ich. »Er ist noch bei Jericho.«
    »Und?«
    »Ich mache mir Sorgen um ihn. Er hat heute ein paar Menschen und den Schröpfer getötet. Als wir losgefahren sind, war er eindeutig neben der Spur.«
    »Er wird schon wieder«, sagte Vayl gereizt. Er klang fast … eifersüchtig. Die folgenden Worte bestätigten mei- nen Verdacht. »Warum machst du dir nie solche Sorgen um mich? Die Verwandlung, die ich durchgemacht habe, hat mich erschöpft.«
    »Junge, du bist unsterblich. Es ist ja nicht so, als könn- test du den Schlaf nicht nachholen.« Außerdem war ich selber fix und fertig, was auf meiner Liste keinen Platz für Mitleid ließ.

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