Man lebt nur zweimal
nicht-mehr-rauchende Schauspieler vor dem Rückfall schützen.
Ich bin jetzt aber auch kein fanatischer Nichtraucher. Ich bin heilfroh, dass ich diese ganzen Aschenbecher und den Gestank nicht mehr ertragen muss. Aber, wie ich Gelegenheits- und Genusstrinker geworden bin, wäre ich auch gerne Gelegenheits- und Genussraucher, ohne komplett rückfällig zu werden. Mit dem besten Freund am Strand eine Flasche Wein trinken und eine Zigarette rauchen, das ist schon was Feines.
Man muss natürlich für sich selbst einschätzen, ob man dazu in der Lage ist. Wenn man nur die leisesten Bedenken bezüglich seiner Standfestigkeit hat, sollte man es besser lassen und alles konsequent auf null fahren. Der Strand wird auch nicht hässlicher, wenn man ein schönes Apfelschörlchen trinkt und die frische Luft am Meer einatmet.
Auch wenn ich langsam von extremer Verspießung bedroht bin, so merke ich doch, wie angenehm eine gewisse Regelmäßigkeit ist. »Spießer« ist in meinen Augen ohnehin kein Schimpfwort. Noch nie gewesen. Die ganzen Menschen, die brav arbeiten und Steuern zahlen und keine Verbrechen begehen, sie sind es ja, die das gesamte Staatswesen am Laufen halten. Von den Spießern leben wir.
Und ich muss auch sagen: Am besten geht es mir, wenn ich Essen, Schlafen und Sport mit schöner Regelmäßigkeit ausübe. Mein Ruhebedürfnis hat sehr stark zugenommen. Gut und tief und lang zu schlafen zum Beispiel ist ein Geschenk. Wenn ich sehe, wie mein älterer Sohn bei uns nach einer langen Party bis zum Mittag ausschläft, überkommen mich tiefe Neidgefühle.
Bei allem Gesundheitsaktivismus will ich aber nicht übertreiben und gar zum Dogmatiker werden. So wie es jetzt ist, bin ich zufrieden. Ich rauche höchstens einmal im Jahr, trinke hin und wieder ein Glas Wein und treibe Sport, so viel es mir Spaß macht. Das ist für mich ein gutes Leben. Genuss mit Maß. Ich mag auch keine Leute, die überhaupt keine Freude mehr haben können, oder auch nicht mal etwas tun können, was nicht ausschließlich gesund ist. Wer sich alles verbietet und permanent nur noch darauf achtet, ob das auch gesund ist, der vergisst darüber am Ende noch das eigentliche Leben.
Ob man nun zusammen isst oder trinkt oder raucht, das hat ja auch eine sehr kommunikative Note, das war mir immer sehr wichtig.
Ich habe als Jugendlicher auch mit dem Kiffen angefangen, um mich zu einer Gruppe dazugehörig zu fühlen. Wir waren halt die Coolen, die Durchblicker, die Lässigen. Wer bei uns nicht mitmachte, ging Tennis spielen oder machte irgendeinen anderen Käse. Zu diesen Leuten wollte ich nicht gehören. So saß ich lieber in einer Runde, jeder zog mal am Joint, es war eine Gemeinschaft. Eine gefährliche Gemeinschaft.
Beim Trinken ist das genauso. Wenn ich sage: »Ich habe heute eigentlich keine Lust zu trinken« – und alle drumherum schenken sich einen ein, dann ist das fast so, als würde ich damit auch sagen: »Ich will mit euch nicht so richtig schön was machen. Sondern nur so halb.« Das könnte sogar aufgefasst werden wie ein: »Ihr seid mir nicht so wichtig.«
Da kann man noch so oft betonen, dass man auch ohne Alkohol Spaß haben kann – irgendwie mögen es Leute, die trinken, ganz gerne, wenn man mitzieht.
Selbst beim Essen ist das so. Wenn ich mich früher mit einer Frau zum Essen verabredet habe und die hat dann nur auf einem Salatblatt rumgekaut, nach Möglichkeit noch mit Joghurtdressing, war für mich der Drops gelutscht. Das ist dann irgendwie verkrampft und ungemütlich.
Gut aussehen und schlank bleiben sollten sie natürlich trotzdem. Nur die dazu benötigten Maßnahmen waren bitte ohne mich zu treffen. Gemein, ich weiß, aber das Leben ist nun mal nicht nett.
Gerade durch Alkohol wird die Runde ja oft lockerer. Man ist auch ehrlicher, witziger. Da ist Alkohol schon ein gutes Hilfsmittel.
Ich weiß nicht, wer mir das unlängst erzählt hat, vielleicht ein Journalist, den ich zufällig in meinem Berliner Lieblings-Etablissement, dem Borchardt getroffen habe: Es gibt da die These, dass sich die Fronten zwischen den politischen Parteien in den letzten Jahren verhärtet haben, weil die jungen Politiker alle keinen Alkohol mehr trinken. Die sind viel zu gesund dafür. Und daher können die sich auch nicht mehr wie früher nach einer bitterbös kontroversen Debatte zusammen in die Kneipe hocken und bei ein paar Gläsern Wein versöhnlichere Töne anstimmen.
Ich bin jedenfalls kein knallharter Abstinenzler. Denn ich habe keine Angst
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