Man lebt nur zweimal
schwierig, seiner Intuition in diesen Dingen zwanzig Jahre später einfach Folge zu leisten.
VIEL RAUCH UM NICHTS
Es ist ganz einfach, das Rauchen aufzuhören. Ich hab’s schon hundert Mal gemacht. – Das hat zwar Mark Twain zuerst gesagt, hätte aber auch von mir sein können.
Jeder Raucher ist Experte im Aufhören. Die meisten haben auch die einschlägige Literatur dazu schon gelesen, wissen kundig über Nikotinpflaster und diverse Entwöhnungsstrategien zu berichten oder gar mehrstündige Vorträge über ihre letzten Aufhörversuche zu halten. Ab einem bestimmten Alter hat wohl jeder Raucher schon mal versucht, mit dem nervigen Laster zu brechen. Und sei es nur für einen Langstreckenflug.
Als Spezialist in diesen Angelegenheiten wusste ich nun weiterhin, dass es hoffnungslos war, erst mit dem Rauchen und dann mit dem Trinken aufzuhören. Denn ab einem gewissen Pegel kamen einem alle guten Vorsätze vor wie die Ideen eines Geisteskranken mit Kontrollzwang und man sah keinerlei Veranlassung mehr, sich noch an irgendwas zu halten. Daher kann ich diesen wirklich sehr weisen Tipp geben: Entweder man versucht mit allem gleichzeitig aufhören oder zuerst mit dem Trinken und dann mit dem Rauchen.
Meine konkrete Reihenfolge des Aufhörens war: Drogen, Alkohol, Sport, Rauchen. (Für die, die sich schon die Hände gerieben haben: Mit dem Sport sollte man natürlich anfangen, nicht aufhören.)
Ich war perfekt ausgerüstet für die Operation Rauchstopp. Ich hatte die Bücher gekauft, die es für solche Fälle gibt, Nikotinpflaster und Nikotinkaugummis, alles lag griffbereit in meiner Nähe. Letztlich habe ich die Bücher dann nie gelesen und die Nikotinpflaster weggeworfen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viel wirksamer ist, den sozialen Druck zu erhöhen. Man sollte es möglichst vielen Menschen erzählen, ja, sich noch als besonders willensstarker Mensch aufplustern, damit es einem dann ordentlich peinlich ist, wenn man es doch nicht schafft.
Was für den Alkoholentzug gilt, trifft natürlich auch auf den Nikotinentzug zu. Er ist nichts im Vergleich mit dem Heroinentzug. Von wirklichem Entzug mag ich eigentlich gar nicht reden. Trotzdem ist es furchtbar die ersten Tage. Nach dem Frühstück greift man in der Brusttasche ins Leere. Ach so, du rauchst ja nicht mehr. Hatte ich schon vergessen. Tja, was machen wir dann jetzt? Trommeln wir ein bisschen auf der Tischplatte rum. Aha, das nervt die anderen. Aber was mache ich denn nur, wenn ich nicht rauche? Soll das jetzt jeden Morgen so sein? Dieses Gefühl, dass mir etwas fehlt, und zwar heftig fehlt? Sehr schlechte Laune überfiel mich bei diesem Gedanken. Doch ich blieb stark. Zumindest ein paar Monate lang.
Beim Golf spielen in Dubai lernte ich einen netten Engländer kennen.
»Hey, rauchst du nach dem Spiel noch eine Zigarre mit?«
»Ich rauche eigentlich nicht«, sagte ich.
»Ach, Zigarren sind doch etwas völlig anderes«, versicherte er mir.
»Okay, probiere ich.«
Ich kann davon nur abraten. Zigarren sind so etwas wie die Weinschorlen unter den Tabakprodukten. Absolute Augenwischerei. Auch wenn alle Zigarrenraucher behaupten, es sei so viel gesünder.
Jedes Mal, wenn ich mit dem Briten spielte, rauchte ich eine Zigarre. Ich weiß gar nicht, ob ich deswegen so gerne mit ihm spielte oder ob ich mit ihm rauchte, weil ich so gerne mit ihm spielte. Jedenfalls war diese Weinschorle im Tabakgewand der Anfang in den Wiedereinstieg.
Als Nächstes fing ich an, Zigarillos zu rauchen. Am Ende habe ich dann fünfzig Zigarillos auf Lunge geraucht und war eigentlich schlechter dran als vorher. Der Mensch hat leider ein großes Talent sich selbst zu beschummeln.
Ich habe dann aber noch mal aufgehört, vor ein paar Jahren. Jetzt bin ich aber wirklich clean.
In den letzten Jahren musste ich in ein paar Filmen rauchen, und das war grauenhaft. Selbst wenn der Zuschauer mich am Ende im Film nur drei, vier Züge paffen sieht – man muss die Kippe vorher immer wieder auf die richtige Länge zurecht rauchen, damit alles nahtlos aussieht, wenn das dann geschnitten wird. Ich habe schon starke Raucher stöhnen gehört, wenn die Aufnahmen sehr oft wiederholt werden mussten: »Jetzt kann ich wirklich keine Zigarette mehr sehen.« »Das ist Schwerstarbeit.«
Man hat mir dann Kräuterzigaretten besorgt. Die schmecken furchtbar und verhindern todsicher, dass man wieder Gelüste entwickelt. Ich weiß gar nicht, ob die überhaupt einen anderen Zweck haben, als dass sie
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