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Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Titel: Man lebt nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Lauterbach
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Lebenswandel vor allem zwei Väter, den technischen und den emotionalen. Wobei die Liebe natürlich schwerer wiegt. Viel schwerer.
    Heute würde ich lieber in Ruhe mein schönes Hotelzimmer genießen, später noch ins Borchardts zum Essen gehen, wo ich meinen Freund Roland Mary treffe, den Besitzer, oder andere Kumpels. Da tobt das Leben, um mich herum wird geraucht und gesoffen. Ich schaue den Leuten gerne dabei dazu. Bis es mich irgendwann langweilt. Dann gehe ich in meine Suite. Ich zieh mich aus und geh allein ins Bett. Ich mache die Augen zu und denke an mein Schnuffilein. Und meine Kinder. Doch was ist das? Michelle drängt sich ins Bild: »Schade«, sage ich, »es wär bestimmt schön geworden mit uns zweien, aber man muss eben Prioritäten setzen im Leben.« Michelle versteht das. Sie lächelt.
    Und putzt die Platte.
    WENN FRAUEN MÄNNER MANAGEN
    Unlängst habe ich den Fehler gemacht, zur Tür zu gehen, als es geklingelt hat. Ich war zufällig allein zu Hause. Kommt zwar selten vor, aber ab und zu.
    Es waren die Handwerker.
    »Guten Tag, was kann ich für Sie … »
    Ich wurde überrannt wie ein Stück überflüssige Wohnungsdekoration.
    »Wo ist die Chefin?«, fragte mich der junge Typ im Blaumann. Sein Tonfall gab mir unmissverständlich zu verstehen, dass er keinesfalls daran dachte, mit mir vorlieb zu nehmen.
    »Guten Tag!«, sagte ich, wie ich es von meiner Mutter gelernt hatte, bevor ich von seinen Kollegen erneut beiseitegeschoben wurde.
    Ich ging ihnen in die Küche hinterher. Sie schienen sich bestens auszukennen in meinem Haus.
    »Worum geht es denn?«, wollte ich wissen.
    Ihre Blicke bekamen etwas Mitleidiges. Bildete ich mir wirklich ein, auch nur einen Hauch von dem zu verstehen, was sie mit meiner Frau zu besprechen hatten?
    »Ist ihre Frau telefonisch zu erreichen?«, wollte der Blaumann wissen.
    Er dachte nicht daran, auf meine Frage einzugehen. Warum sollte er auch. Meine Meinung schien für die Angelegenheit völlig unerheblich. Mir die schwierigen Sachverhalte zu erklären, hätte nur unnötig Zeit gekostet. Gefragt war nur Viktoria. Ich stand im Weg.
    Ich machte gerade den Mund auf, um die Handwerker darauf hinzuweisen, dass ich der Mann im Hause sei, dass es hier keine Chefin gäbe, allenfalls einen Chef, dass es mir wurscht wäre, wenn sie zu Hause nicht die Hosen anhätten und sie deswegen bloß keine falschen Schlussfolgerungen ziehen sollten – da fuhr Viktoria die Einfahrt hoch. Die Handwerker hatten sie bereits entdeckt und waren geschlossen hinausgeeilt. Ich stand allein in der Küche. Und konnte den Mund wieder schließen.
    Zu dieser pragmatischen Zweckgemeinschaft namens Ehe gehört meiner Meinung nach, dass jeder das tut, was er besser kann. Im Idealfall sollte das nicht in jedem Bereich die Frau sei. Vor allem in Alltagsdingen haben viele Frauen das Talent, über kurz oder lang die Komplettherrschaft an sich zu reißen wie Napoleon den Oberbefehl über sein Heer. Das ist spätestens dann sehr schön zu beobachten, wenn der Mann in Rente geht.
    Während er vorher durch Anzug, Firmenposten und Dienstwagen zumindest rein äußerlich noch ein Mindestmaß an männlicher Würde zu wahren vermochte, wird ihm der letzte Rest an Bürgerrechten oft genommen, sobald er diese Attribute der Macht an den Arbeitgeber zurückgegeben musste. Plötzlich hat er gar nichts mehr zu melden.
    Es geht damit los, dass er sich zumeist in seiner eigenen Wohnung kaum zurechtfindet. Die Frauen setzen da ganz klar auf Abhängigkeiten. Sie erreichen das, indem sie zum Beispiel alle Dinge, die der Mann wirklich dringend braucht, im Haus verstecken. Sie nennen das »aufräumen«.
    Später beschweren sie sich dann, wenn man mal nachfragt, wo denn dies und jenes gelandet ist oder ob Brille, Schlüsselbund und Kreditkarte in den letzten Monaten irgendwo im näheren Umkreis des Hauses gesichtet wurden.
    Der Rentner darf in der Regel noch nicht einmal entscheiden, was er essen mag und wann und womit er seine Freizeit verbringt.
    Orientierungslos sieht man ihn im Supermarkt hinter seiner Frau herdackeln, und wenn er im Garten tätig wird, dann geschieht das garantiert unter ihren gestrengen Blicken und ständigen Belehrungen.
    Ist noch ein Hund im Haus, streiten sich Mann und Hund um den besseren Platz auf der internen Hackordnung. Sehr wahrscheinlich ist es der Hund, der gewinnt. Der hechelnde Vierbeiner darf immerhin in ihrem Bett übernachten, während der schnarchende Zweibeiner schon vor Jahren ins

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