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Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Titel: Man lebt nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Lauterbach
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Zweiteilung. In Familien mit geringem Haushaltseinkommen verwalten meist die Frauen das Geld. Je höher der soziale Status der Männer ist, desto eher behalten sie sich die Verfügungsgewalt über das Geld vor. Das liegt daran, dass Geldanlage erst ab einer bestimmten Summe Spaß macht, vorher ist es eher mit mühseligen Sparanstrengungen verbunden. Und Spaß ist Männersache.
    Bei uns ist das umgekehrt, da darf Viktoria den Spaß haben. Ich gönne ihr das nicht nur, ich bin sogar sehr froh darüber. Sie kann das viel besser als ich. Libanesen haben ein Händchen für Geldgeschäfte.
    Ich kenne das von früher übrigens auch umgekehrt – dass die Frau das Geld mit nach Hause gebracht hat und ich kaum eigenes Einkommen hatte. Als ich nach München kam, passte mein Besitz in eine Plastiktüte. Ich hatte damals eine Freundin, die hat mir morgens immer einen 50-Mark-Schein auf den Frühstückstisch gelegt, den sie liebevoll für mich gedeckt hatte, bevor sie zur Arbeit ging. Sodass ich, wenn ich mittags frühstückte, immer was zu lesen hatte.
    Ich hatte nie ein Problem mit dieser Situation. Ich weiß nur nicht, ob es mir gut gefallen hätte, das bis zum Rentenalter durchzuziehen.
    Es heißt ja immer, dass jetzt so viele Ehen geschieden werden, weil die Frauen heute finanziell unabhängig sind von ihren Männern. Klar, wenn Viktoria eine erfolgreiche Schauspielerin wäre, dann hieße das zunächst, dass ich mich mehr um den Haushalt und die Kinder kümmern müsste. Kann schon sein, dass mich das nerven würde.
    Da es bei uns aber so ist, dass die Finanzen voll und ganz in Viktorias Händen liegen, ist die Beziehung bei uns aber sehr ausgeglichen. Sie ist meine Managerin, ich gehe malochen.
    Bei Viktoria und mir ist Geld auch kein Thema, wir streiten nie darum. Das ist kein Kunststück, wenn immer genügend vorhanden ist, gibt es auch weniger Konflikte. Geld bereitet nur da Probleme, wo es nicht vorhanden ist.
    Wenn man jetzt fleißig mitgezählt hat, könnte man sagen: Momentchen Mal, was bleibt denn da noch an Aufgaben für den lieben Heiner? Also, außer das Geld zu verdienen. Zum Beispiel bin ich für die Sicherheit unserer Familie zuständig. Ich gehe abends noch mal ums Haus und schließe überall ab. Und wenn sich nachts einer im Garten rumtreibt, würde ich sicher nicht Viktoria runterschicken. (Obwohl – wenn er bewaffnet ist? Oder im Winter?) Irgendwann haben die Zeitungen mal geschrieben, ich hätte einen »panic room« eingerichtet. Das ist natürlich Quatsch. Ich bin kein Sicherheitsfanatiker. Wir haben aber eine sehr gut funktionierende Alarmanlage, und wenn ich nicht da bin, hat Viktoria die Möglichkeit, sich in unserem Schlafzimmer einzuschließen. Das hat Panzertüren und -fenster.

Es war ein Mittwochmorgen im Frühling des Jahres 2010. Mein Freund Vladimir Weigl und ich hatten uns hinter einem Holztisch verschanzt, den wir auf die Probebühne der Komödie im Bayerischen Hof in München gehievt hatten. So warteten wir auf den ersten der acht jungen Männer, die wir zum Casting eingeladen hatten. Er war für elf Uhr bestellt. Neben uns hatte noch Pasquale Breuer Platz genommen, den wir als Regisseur für unser Stück Doppelzimmer verpflichten konnten.
    Vladi und ich hatten dieses Stück in mühevoller Arbeit über zwei Jahre geschrieben und wollten es nun genauso liebevoll besetzen, wie wir es zu Papier gebracht hatten. Doppelzimmer war eine Krankenhaussatire, die von dem Satz ausging:
    »Es gibt keine auch noch so harmlose Krankheit, die nicht bei Hinzuziehung eines Arztes lebensgefährlich werden könnte!«
    Vor dem Hintergrund einer wilden Verwechslungskomödie, die mit allerhand Gags und einer kleinen Romanze gewürzt war, gab es auch ein paar echte Spitzen gegen den Medizinbetrieb.
    Bei dem Casting in München suchten wir nach einem Schauspieler, der die Rolle des jungen Zivildienstleistenden Ben übernehmen sollte. Ich würde den Klinikchef Professor Meinunger mimen, und im Verlauf des Stückes würde sich herausstellen, dass Ben in Wirklichkeit mein Sohn war. Das hatte mit Chefärztin Doktor Huhn (genannt: Hühnchen) zu tun und war der romantische Part der Komödie.
    Elf Uhr schien uns eigentlich keine unmögliche Zeit für ein Vorsprechen. Selbst nachtaktive Schauspieler sollten diesen Termin auf die Reihe kriegen. Dachten wir. Der junge Mann, der sich als Erster bei uns bewerben wollte, kam gleich mächtig zu spät.
    Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich ganz selten zu spät komme. In den

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