Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition)
installieren lassen, damit das Küchenpersonal des Seniorenheims anhand der Farbe der Fahne erkennen kann, nach welchen Speisen uns heute gelüstet: Rot steht für Fleisch, Blau für Fisch, Grün für den Veggie Day und Gelb für Champagner ohne Ende. Man nennt so etwas betreutes Wohnen für freilaufende Senioren. Ja, auch verlotterte Komiker denken an die Zukunft.
Ganz zum Schluss …
… möchte ich noch loswerden, dass ich wenig darüber sagen kann, was als nächstes kommen wird in meinen Leben (außer, dass ich jetzt gleich mein Spaßbergwerk verlassen und zu meinen ehemaligen Chefs Andy und Heinz fahren werde, um mir in ihrem neuen Restaurant eine warme Mahlzeit zu besorgen und Heinz mit Sonderwünschen zu quälen: »Ist die Soße auch wirklich glutenfrei?«). Ansonsten habe ich beschlossen, diese ewige Plänemacherei sein zu lassen, denn wie heißt es so schön: »Wenn der Mensch Pläne macht, lacht Gott im Himmel.«
Es wäre zwar wunderbar, noch ein paar schöne Filmrollen spielen zu dürfen, zum Beispiel interessante, spannende Frauenrollen, die nicht unbedingt lustig sein müssen. Es wäre natürlich traumhaft, selber ein Drehbuch zu schreiben, es vielleicht sogar selber produzieren zu dürfen und irgendwann einmal selbst Regie führen zu können. Und ich fände es unglaublich beruhigend zu wissen, dass ich noch ein paar Bühnenprogramme schreiben können werde, die vielleicht sogar der ein oder andere von Ihnen sehen möchte.
Ich werde all das angehen und probieren, werde arbeiten, noch mehr träumen, manches planen, hoffentlich sehr viel lachen und mich nur ganz wenig ärgern. Aber vielleicht kommt ja alles ganz anders: Vielleicht werde ich eines Tages über den Münchner Viktualienmarkt spazieren, mir eine kühle Radlerhalbe im dortigen Biergarten genehmigen, zum Alten Peter hochschauen und mir denken: »Jetzt mach’ ich amal ganz was anderes … irgendwas, was ich überhaupt noch nie gmacht hab’!« Und dann eröffne ich ein veganes Hängemattenstudio. Oder eine laktosefreie Prosecco-Bar. Oder einen Swingerclub, in dem sich alle Gäste als Märchenfiguren verkleiden müssen. Oder ein Kino, das nur meine Lieblingsfilme zeigt – mitten in einer sauren Wiese in Tittenkofen. Oder ich eröffne einen Stand auf dem Viktualienmarkt, der nur »Schuxn« und »Auszogene« nach dem Rezept meiner Mutter verkauft, und ich werde alle männlichen Kunden mit »Vati« (die Älteren) oder »Schatzi« (die Jüngeren) anreden. Vielleicht miete ich mir auch ein kleines Büro an, in dem ich ausschließlich Liebesbriefe für andere Menschen schreibe und jedem, der an meinem Schaufenster vorbeigeht und grantig schaut, eine schöne Rose durch eine kleine gläserne Luke reiche. Oder ich werde Innendekorateurin beim Papst? Modeberaterin der Kanzlerin? Weinkönigin? Champagnerkaiserin? Schuhgräfin? Oder ich werde eine schrullige Alte, die immer alle Farben des Regenbogens gleichzeitig anzieht und einen weißen Dutt trägt, der wie ein zerfetztes Vogelnest aussieht. Dann schiebe ich mit einem Einkaufswagen durch die Stadt, rede dabei laut mit meinem schwarzen Pudel namens Franz Josef und erzähle allen Passanten, die mich länger als eine halbe Sekunde anstarren, dass ich mal ein bisschen berühmt war. Oder es kommt alles ganz anders.
In jedem Fall habe ich mir vorgenommen, den Spruch einer offensichtlich sehr weisen und berühmten Dame zu beherzigen, die so berühmt war, dass mir der Name entfallen ist, die aber einen wunderbaren Satz gesagt hat, wie ich finde: »Wenn ich mein Leben noch einmal ganz vor vorn leben dürfte, dann würde ich mich trauen, mehr Fehler zu machen!«
Wie recht sie doch hat, die Gute! Nicht nur, weil man aus Fehlern lernt, sondern weil man manchmal einfach das tun sollte, worauf man Lust hat, auch wenn man ahnt, dass das Unterfangen vielleicht nicht zu den drei grandiosesten Idee gehören wird, die man je in diesem Leben hatte, Wurscht! Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der ist tot, meinte Goethe. Oder war es Franz Beckenbauer? Egal, ich werde mich also trauen, weiterhin Fehler zu machen, mich zu irren, manchmal unfassbar faul und dann wieder aberwitzig fleißig zu sein, mich zur richtigen Zeit in die falschen Männer zu verlieben, mich zu blamieren und mit Anlauf in Fettnäpfchen … ach, was sage ich, in riesige Fettcontainer zu springen.
Klar, lässt man dabei ein paar Federn und bekommt Falten, aber welche Frau braucht schon Federn …
Oder wie es Uschi Obermaier einmal einer Freundin
Weitere Kostenlose Bücher