Man nehme: dich und mich
bittet mich darum.”
Widerstrebend ging sie auf ihn zu. Tatsächlich war die Haut gerötet und mit den typischen Bläschen übersät.
“Das muss scheußlich jucken”, sagte sie statt einer Entschuldigung.
“Ja, angenehm ist es nicht gerade.” Damit drehte er sich um und holte ein zweites Blech mit goldgelben, duftenden Muffins heraus.
“Möchten Sie einen? Ich hab Ihre Schwester auch schon gefragt, aber sie wollte nicht.”
Er nahm einen der Muffins und brach ihn auseinander, bestrich ihn mit Butter und reichte ihr die dampfende Hälfte.
Nach kurzem Zögern nahm sie an, pustete auf das heiße Gebäck und biss schließlich ab. Wider Willen schloss sie genüsslich die Augen, als sich der köstliche Geschmack in ihrem Mund ausbreitete.
“Nicht schlecht, was?”, fragte er lachend.
Ja, kochen konnte er wirklich, und backen offenbar auch. Trotzdem würde sie ihn nach seinen Referenzen fragen.
“Lecker”, bestätigte sie trocken. “Ich bräuchte übrigens Namen und Telefonnummer von Ihrem letzten Arbeitgeber. Und Ihren Nachnamen natürlich.”
“Walker. Ich heiße Walker.”
Nathaniel Walker? Der Name kam ihr bekannt vor, doch ihr wollte nicht einfallen, woher. Bevor sie fragen konnte, fuhr er fort: “Und mein letzter Arbeitsplatz war das
La Nuit
in New York. Fragen Sie nach Henri, er wird Ihnen alles erzählen.”
Jetzt machte Frankie große Augen. Ja, vom
La Nuit
hatten sie selbst hier im Hinterland schon gehört. Es war eins dieser Vier-Sterne-Restaurants, das in den teuren Magazinen besprochen wurde, die die Gäste manchmal hier liegen ließen. Wieso hatte jemand wie er dort gearbeitet?
“Ach übrigens, ich wollte Sie wegen der Vorräte fragen”, fuhr er fort. “Wann wird geliefert?”
“Samstags und mittwochs Gemüse und Fleisch, die Milchprodukte montags und bei Bedarf freitags.”
“Gut. Wie erreiche ich den Lieferanten? Vielleicht erwische ich ihn noch.”
“Sie wollen mit Stu reden?”
Nate runzelte die Stirn. “Ja, natürlich. Oder kann er Gedanken lesen?”
“Ich mache die Bestellungen. Sagen Sie mir, was Sie brauchen.”
“Das kann ich erst sagen, wenn ich in etwa weiß, was er liefern kann.”
Sie deutete auf die Kühlkammer. “Alles das, was wir schon haben.”
Nate verschränkte die Arme vor der Brust. “Ich dachte, ich soll hier kochen?”
“Ja und?”
“Dann lassen Sie mich meinen Job machen.”
Am liebsten hätte sie ihn darauf hingewiesen, dass das hier immer noch ihre Küche war, aber ohne ihn konnte sie leider nicht viel damit anfangen. Also atmete sie tief durch und erklärte: “Wie Sie selbst schon festgestellt haben, hat das
White Caps
gewisse finanzielle Schwierigkeiten. Es gibt für alles ein festes Budget, das auf keinen Fall überschritten werden darf, und ich werde ganz sicher nicht zusehen, wie Sie in der Küche das Geld zum Fenster hinauswerfen.”
“Aha. Aber Sie wünschen sich doch sicher ein paar mehr Gäste als gestern? Und dass die Leute wiederkommen, wenn sie einmal hier waren? Dann brauchen Sie die entsprechende Speisekarte dafür. Mit Kantinenessen kommen Sie da nicht weiter. Man muss Geld ausgeben, wenn man Geld verdienen will, Herzchen.”
“Ach ja, und was verstehen Sie davon, wenn ich fragen darf?” Sie deutete auf seine abgerissene Kleidung. “Wollen Sie mir etwa erzählen, wie man ein Restaurant führt?”
“Jetzt steigen Sie aber mal von Ihrem hohen Ross”, entgegnete er und trat einen Schritt auf sie zu. “Sie wissen doch gar nichts über mich – außer, dass Sie mich wirklich brauchen.”
Erschrocken riss Frankie die Augen auf. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand ihr die Stirn bot, und wusste im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte. Schließlich trat sie einen Schritt zurück und hob kämpferisch das Kinn. “Ich weiß aber, dass Sie für mich arbeiten und dass ich deshalb das Sagen habe.”
Schweigend starrte er sie an, und sie dachte schon, dass er gleich wieder kündigen würde. Angesichts ihrer Kochkünste war das zwar schade, aber wenn er sich ihren Anordnungen nicht fügte, wollte sie ihn nicht im Haus haben.
Wenn man genügend Geld zur Verfügung hatte, konnte man ja vielleicht großzügig damit umgehen, aber sie musste jeden Cent zweimal umdrehen.
“Hören Sie”, begann sie etwas versöhnlicher, “schreiben Sie doch einfach eine Liste mit den Sachen, die Sie gerne hätten, und ich sehe, was ich machen kann, okay? Und hören Sie auf, sich zu kratzen. Ich fahre nachher in die Stadt und bringe
Weitere Kostenlose Bücher