Man nehme: dich und mich
werdet das goldene Traumpaar der Restaurantszene.”
“Hör doch bitte mal zu …”
“Obwohl ich ihren Ausschnitt etwas zu tief fand. Aber vielleicht will sie ja ein Striplokal aufmachen …”
Nate schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. “Wieso interessiert es dich überhaupt, mit wem ich ein Restaurant aufmache? Du wirst
White Caps
doch sowieso nie verlassen. Du versteckst dich lieber hinter deiner Familie, statt dein eigenes Leben zu leben.”
Frankie zuckte zusammen, fing sich aber schnell wieder. “Ach ja, Familie, das ist auch ein guter Punkt. Nathaniel Walker, der Erbe einer der reichsten Dynastien der Ostküste. Wann wolltest du mir sagen, dass du im Geld schwimmst? Oder dachtest du, du würdest mich nicht mehr ins Bett bekommen, wenn ich’s weiß – wo ich doch reiche Männer nicht ausstehen kann!”
Wütend funkelte Nate sie an. “Ist es dir mal in den Sinn gekommen, dass ich vielleicht nicht gelogen habe? Hast du auch nur eine Sekunde daran gedacht, dass …”
“Willst du damit behaupten, dass die New York Times schlampig recherchiert?”
Nate schüttelte den Kopf. “Dein Vertrauen in mich ist einfach umwerfend.” Er fluchte leise, drehte sich um und ging zur Tür.
“Oh nein, wage es nicht, jetzt mir die Schuld zu geben”, rief Frankie und folgte ihm. “Ich habe dich nach deiner Familie gefragt – zwei Mal sogar. Und das war,
nachdem
ich dir von dem Fiasko mit David erzählt habe. Was soll ich denn sonst denken, nachdem ich es aus der Zeitung erfahre?”
Nate blieb stehen, doch er schwieg.
“Und nicht mal jetzt willst du mir die Wahrheit sagen”, murmelte sie enttäuscht.
Nate wirbelte herum und kam mit großen Schritten auf sie zu, sodass sie erschrocken zurückwich. “Die Wahrheit willst du wissen?”, brüllte er. “Ich erzähle nie jemandem von meiner Familie. Ich bin kein Walker-Erbe. Mein Vater hat mich enterbt, als ich mich für die Kochschule angemeldet habe. Auf meinem Konto liegen gerade mal 100.000 Dollar, und das auch nur, weil ich bis zum Umfallen gearbeitet und jeden Cent gespart habe.”
Frankie stieß im Rückwärtsgehen gegen den Schreibtisch und stützte sich instinktiv auf.
Nate sprach jetzt leiser, aber seine Stimme zitterte. “Willst du wissen, warum ich nie von meiner Familie rede? Weil ich nicht das Gefühl habe, dazuzugehören. Meine Eltern haben mir immer nur gesagt, dass ich nicht so bin, wie sie mich haben wollten. Aber vor allem liegt es daran, dass die letzte Frau, die wusste, dass ich einer von diesen Walker bin, mein Kind abtrieb, als sie herausfand, dass ich keinen Cent erben würde.”
Frankie spürte, dass sie blass wurde. “Oh, Nate …”
“Ich habe mein
Kind
verloren. Ich wollte sie heiraten, als sie mir sagte, dass sie schwanger ist, aber dann hat sie mitbekommen, dass ich es mir nicht leisten konnte, ihr einen Einkaräter zu schenken, und sie fuhr in eine Klinik.”
Seine Augen glänzten feucht. “Ich hasse meinen Namen. Ich hasse mein Elternhaus. Und mich einen Lügner zu nennen, weil ich meine Herkunft verschweige, setzt allem die Krone auf.”
So langsam wurde Frankie einiges klar. Seine Panik in der ersten Nacht, als sie keine Verhütung hatten. Warum er Kindern aus dem Weg ging. Sein altes Auto. Seine abgewetzten Klamotten. Dass er nun schon seit Monaten nach einem Restaurant suchte, statt einfach eins zu kaufen, das ihm gefiel.
“Es tut mir so leid”, flüsterte sie.
Nate atmete tief durch und ließ sich in den Stuhl vor ihrem Schreibtisch fallen. “Ach, verdammt”, seufzte er.
“Ich konnte doch nicht wissen …”
“Nein, konntest du nicht”, sagte er etwas ruhiger und griff nach ihrer Hand.
Sie streichelte seine Schulter.
“Ich denke immer, dass ich irgendwann darüber hinwegkomme, weißt du. Aber immer wenn ich ein Kind sehe, stelle ich mir sofort vor, wie alt meines jetzt wäre. Und mache mir Vorwürfe.”
“Aber du hast diese Entscheidung nicht getroffen.”
“Ich hätte es irgendwie wissen müssen. Ich hätte kämpfen sollen, sie überzeugen, was weiß ich. Aber ich habe es ja erst herausgefunden, als es schon zu spät war …”
“Es war nicht deine Schuld. Dir wurde etwas sehr Wertvolles genommen, aber du konntest nichts dafür.”
“Und das sagst gerade du”, erwiderte er sanft.
Frankie dachte daran, wie sie auf dem Bootssteg gewartet hatte. “Das ist was anderes.”
“Inwiefern?”
“Weiß ich auch nicht.”
“Weil es dir passiert ist?”
“Vielleicht.”
Er zog sie
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