Management - von den Besten lernen
Strauss. Darüber hinaus galt er als einer der kompetentesten Interpreten von Giuseppe Verdi.
Neben der nahezu endlos erscheinenden Zahl an Einspielungen erreichte er auch eine ungewöhnliche Machtposition innerhalb der europäischen Musikszene. Zusätzlich zur Leitung der Berliner Philharmoniker leitete er von 1956 bis 1964 die Wiener Staatsoper und übernahm weitere leitende Stellungen, unter anderem bei den Salzburger Festspielen, bei den von ihm 1967 gegründeten Salzburger Osterfestspielen sowie bei den 1973 ins Leben gerufenen Salzburger Pfingstkonzerten. Mit seinen Produktionsfirmen gelang ihm die umfassende multimediale Verwertung seiner künstlerischen Auftritte im Verbund von Liveaufführungen, Ton- und Bildaufzeichnungen. Karajan selbst war stets begeistert von den Möglichkeiten der Technik und gehörte zu den Pionieren, wenn es darum ging, neue technische Errungenschaften für sich zu nutzen. Nicht zu übersehen ist auch die Vielzahl junger Künstler, zu denen etwa auch die Geigerin Anne-Sophie Mutter gehört, deren Entdeckung durch Karajans wohlwollende Einflussnahme entscheidend gefördert wurde.
So umfassend seine vielen Tätigkeiten und Engagements auch waren, so sehr war er doch ein Meister in der Kunst des „ systematischen Abschaffens “. In dieser Hinsicht können Sie als Führungskraft etwas Wertvolles von ihm lernen.
Menschen und Organisationen, die Großes leisten, nutzen die Technik des systematischen Abschaffens . Sie ist keineswegs neu, bereits in Managing for Results (1964) und in The Effective Executive (1967) legte Peter F. Drucker das Konzept ausführlich dar. Praktiziert wird das Vorgehen von den meisten Organisationen hingegen nicht systematisch, obwohl das Konzept doch gerade in der heutigen Zeit mit ihrem Überangebot an Möglichkeiten und der damit verbundenen Gefahr, die Kräfte zu verzetteln, von größtem Nutzen ist. 63
Zwar zeichnete sich Karajans Engagement durch eine beeindruckende Vielseitigkeit aus, nichtsdestoweniger beherrschte er es perfekt, sich während einer bestimmten Schaffensphase voll auf ein einziges Thema einzulassen und andere Dinge bewusst zurückzustellen oder ganz abzuschaffen. Er wusste, dass kein Orchester Werke stilistisch grundlegend verschiedener Komponisten gleichzeitig auf Weltniveau spielen kann. Trotz der Konzentration auf nur wenige Komponisten gestaltete er, wie jeder kompetente Dirigent, das Repertoire nicht zu breit, wenn er Maßstäbe setzen wollte. Damit ist Raum für exzellente Leistungen geschaffen, bei denen andere Orchesterstücke und Komponisten hintanstehen müssen.
Dies ist auch einer der Gründe, warum Dirigenten mit einem breiten Repertoire – wie beispielsweise Simon Rattle – die große Ausnahme unter den Weltklasse-Dirigenten bilden. Es ist Normalsterblichen nicht gegeben, viele Dinge exzellent zu tun. Aber selbst bei Genies kann man zuweilen behaupten, dass etwas weniger durchaus auch hätte mehr sein können . So schrieb Giorgio Vasari, Zeitgenosse von Michelangelo und Biograf berühmter Maler, Bildhauer und Architekten jener Zeit, bereits im 16. Jahrhundert über Leonardo da Vinci: „ Man sieht, dass Leonardo, um die Kunst gründlich kennenzulernen, vielerlei anfing und nichts richtig beendete. “ 64
Wie wichtig das Konzept ist, sich von Ballast zu trennen, kann man auch in der Literatur bewundern. Der englische Schriftsteller Charles Dickens, zu dessen bekanntesten Werken Oliver Twist und David Copperfield zählen, machte seine Bücher dadurch besser, dass er sie immer und immer wieder kürzte. Anstatt mehr Text zu schreiben, nutzte er verschiedene Farben, um Wörter, Sätze oder ganze Passagen in seinem Manuskript nach und nach in mehreren Durchgängen zu streichen. Am Ende konnte ein solches Dokument von Rot, Grün und Blau durchsetzt sein und nur noch ein Drittel des ursprünglichen Umfangs haben.
Wenn schon diese herausragenden Persönlichkeiten die Notwendigkeit sahen, systematisch Tätigkeiten zurückzustellen, dann müssen wir als normale Führungskräfte dies erst recht einsehen. Dies gilt aber nicht nur für den Einzelnen, auch ganze Organisationen können durch systematisches Abschaffen ihre Wirksamkeit und Effizienz erheblich steigern. Ein paar einfache Grundüberlegungen und Vorgehensweisen können dabei gute Dienste leisten.
1. Grundüberlegungen
Weder Führungskräfte noch Organisationen können auf vielen Gebieten gleichzeitig Bemerkenswertes leisten. Das muss man als Prämisse akzeptieren. Der
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